Konjunkturprogramm trug 2010 Früchte

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koratwerner (†2012)
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Konjunkturprogramm trug 2010 Früchte

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » So Jan 30, 2011 7:00 am

Die Wachstumsrate erreicht fast 8 Prozent; ein weiterer Ausbau der Infrastruktur ist vorgesehen; Kritiker sprechen von populistischen Maßnahmen.

Von Alexander Hirschle, Germany Trade & Invest in Bangkok

Das thailändische Konjunkturprogramm "Investing from Strength to Strength" wird 2011 fortgeführt und soll weiterhin einen wesentlichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten. Zwar dürften private Engagements zunehmend an die Stelle der öffentlichen Projekte treten. Doch gilt das Programm nach Einschätzung von Regierungsvertretern als maßgebliche Stütze der Konjunktur. Eines der wichtigsten Vorhaben betrifft die Implementierung von Wassermanagementsystemen.

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Ärmeren Bevölkerungsschichten soll der Kauf von Land erleichtert werden. Unser Archivbild zeigt Maisbauern in der nordthailändischen Provinz Phrae. Foto: Ralph Rieth


Neue Managementsysteme sollen 2011 die Wasserversorgung im industriellen und landwirtschaftlichen Sektor Thailands optimieren und zur Vorbeugung gegen Flutkatastrophen beitragen. Allein hierfür werden von der Regierung 7,9 Milliarden Baht (194 Mio. Euro, 1 Euro = 40,72 Baht, 3-Monatsmittel) zur Verfügung gestellt. Nach Aussagen von Vertretern des Finanzministeriums in der lokalen Presse sind darüber hinaus 1,8 Milliarden Baht Baht für den Ausbau von Schnellstraßen auf vier Spuren vorgesehen. Weitere 2,6 Milliarden Baht werden in staatliche Gesundheitsprogramme und 3,2 Milliarden Baht in den Bildungsbereich fließen. Übergreifend hat die Regierung demzufolge ein Investitionsbudget in Höhe von 345 Milliarden Baht für das Fiskaljahr 2011 festgelegt.

Das 2009 initiierte Konjunkturprogramm leistete bereits in den beiden Vorjahren einen wesentlichen Beitrag zum Wachstum des thailändischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Nach Berechnungen des Instituts NESDB (National Economic and Social Development Board) beliefen sich die Effekte 2009 auf 0,3 Prozentpunkte des BIP-Wachstums und 2010 sogar auf 2,3 Prozentpunkte. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass ohne das Programm an Stelle des 2010 realisierten Wachstums von 7,9 Prozent nur eine BIP-Steigerung von 5,6 Prozent hätte erzielt werden können.

Insgesamt wurden 2010 Mittel in Höhe von knapp 260 Milliarden Baht im Rahmen von "Investing from Strength to Strength" ausgeschüttet. Das Konjunkturpaket soll die Wettbewerbsfähigkeit Thailands über zahlreiche Maßnahmen in Sektoren, wie öffentlicher Nahverkehr, Wasserversorgung, Energiewirtschaft, und im Sozialbereich verbessern. Es sieht bis 2014 Projekte in einem Gesamtwert von 1,400 Milliarden Baht vor. Bis zum 17.12.10 wurden 42.710 Vorhaben im Wert von 350 Millionen Baht bewilligt. Für 38.198 Projekte wurden bereits entsprechende Verträge unterzeichnet und für 36.052 Maßnahmen die Mittel ausgeschüttet. Knapp 4.500 Vorhaben gelten nach Regierungsangaben als abgeschlossen.

Im Oktober 2010 hatte das Finanzministerium unabhängig vom weiteren Verlauf des Konjunkturprogramms 4,000 Milliarden Baht als Investitionsbudget für die kommenden fünf Fiskaljahre festgelegt - entsprechend einer Steigerung um rund 25 Prozent gegenüber der vorhergehenden Vergleichsperiode. Die Mittel sollen in öffentliche Projekte sowie in staatliche Firmen fließen. Als Schlüsselbereiche nannten Vertreter des Ressorts in der lokalen Presse die Entwicklung des Logistiksektors und dabei insbesondere den Ausbau der Eisenbahnverbindungen. Auf diese Weise soll die Rolle des Königreichs als Verkehrsknotenpunkt innerhalb der Ländergruppe ASEAN (Association of South East Asian Nations) weiter gestärkt werden.

Mehrere Schnellzugstrecken werden voraussichtlich in enger Kooperation mit der VR China entwickelt. Auf diese Weise soll eine direkte Verbindung zwischen der südchinesischen Provinz Yunnan über Laos und Thailand bis nach Malaysia konzipiert werden und bis 2015 befahrbar sein. Darüber hinaus ist unter anderem eine Strecke von der Hauptstadt Bangkok in die Industrieregion von Rayong geplant. Übergreifend will die Regierung im Logistiksektor künftig verstärkt auf die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft in Form von PPP- (Public-Private-Partnership-)Projekten setzen. Dadurch sollen die staatlichen Ressourcen effizienter eingesetzt werden. Allerdings wurden außer mündlichen Verlautbarungen noch keine konkreten Konzepte definiert.

Neben dem Logistiksektor soll vor allem die Wasserversorgung in ländlichen Regionen verbessert werden. In diesem Zusammenhang ist unter anderem geplant Ackerland künstlich zu beregnen. Mit Hilfe solcher Maßnahmen will die Regierung die Einkommenskluft zwischen den armen Bevölkerungsschichten in abgelegenen Landesteilen sowie den verhältnismäßig reicheren städtischen Einwohnern weiter schließen. Die ungleiche Einkommensverteilung in Thailand wurde von zahlreichen Beobachtern als eine der Hauptursachen der politischen Unruhen im vergangenen Jahr ausgemacht.

Im laufenden Jahr plant die Regierung umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen für ärmere Bevölkerungsschichten im Rahmen des sogenannten "Pracha Wiwat"-Programms. Dieses soll Anfang 2011 lanciert werden und unter anderem den Kauf von Land vereinfachen, die Lebenshaltungskosten verringern, Beschäftigte im informellen Sektor an das Sozialsystem angliedern und den Zugang zu Krediten erleichtern. Während die Hauptzielgruppe das Programm begrüßt, äußerten sich einige Beobachter auch kritisch gegenüber dem "Pracha Wiwat". Sie bezweifeln die Nachhaltigkeit des Pakets und sehen darin vorwiegend eine populistische Maßnahme.

In die gleiche Stoßrichtung zielen Äußerungen von Industrievertretern anlässlich der seit zwei Jahren andauernden Amtszeit von Premierminister Abhisit Vejjajiva. Der Vorsitzende des Industrieverbandes FTI (Federation of Thai Industries) bemängelte in der Tageszeitung "Bangkok Post", dass die Wirtschaftspolitik der Regierung sich zu stark mit kurzfristigen Maßnahmen aufhalte und "kaum in die Zukunft schaue". Darüber hinaus sei der Privatsektor bei wichtigen Entscheidungen zu selten mit einbezogen worden. Andere Kritiker geben zu bedenken, dass die schnelle konjunkturelle Erholung in Thailand größtenteils auf die globalen Rahmenbedingungen und weniger auf die Bemühungen der Regierung zurückzuführen sei. Unabhängig von diesen Meinungen gehen die meisten Analysten davon aus, dass die Wirtschaft 2011 ein reales Wachstum von rund 5 Prozent erzielen wird.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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