Die Vogel-Strauß-Taktik deutscher Verbraucher...

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Rudi (†2019)
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Die Vogel-Strauß-Taktik deutscher Verbraucher...

Ungelesener Beitragvon Rudi (†2019) » Sa Jan 12, 2013 3:27 pm

Fleischkonsum ohne Rücksicht auf Verluste

Die Vogel-Strauß-Taktik deutscher Verbraucher...

Das Unbehagen der Deutschen gegenüber Fleisch wächst. Doch bislang ändern sie nur ihre Einstellung, nicht ihr Verhalten. Dabei wäre das ganz einfach. Ein Wissenschaftler formuliert sieben einfache Regeln für nachhaltige Ernährung....

Die Deutschen lieben Fleisch. Bei 85 Prozent der Bevölkerung, das zeigt der Fleischatlas der Böll-Stiftung, steht es täglich auf dem Speiseplan. Im Schnitt konsumiert jeder Deutsche pro Tag etwa 240 Gramm Tier, hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Im Laufe eines deutschen Lebens kommen so durchschnittlich je vier Rinder und Schafe, zwölf Gänse, 37 Enten, je 46 Schweine und Puten sowie ganze 945 Hühner auf den Teller. Und das, obwohl vielen nicht wohl bei dem Gedanken ist, dass wegen ihres maßlosen Appetits so viele Tiere sterben müssen....

Das Unbehagen gegenüber Fleisch wächst. Im Bewusstsein der Verbraucher hat sich festgesetzt, dass übermäßiger Fleischverzehr ungesund ist. Rotes Fleisch und Fleischwaren haben laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) ein risikoerhöhendes Potenzial. Sie können Dickdarmkrebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Diabetes Typ 2 auslösen.

Die Gefahr für ihre Gesundheit blenden Verbraucher leicht aus – ähnlich wie Raucher, die davon ausgehen, dass die Statistik über Lungenkrebs eben nur eine Statistik ist, die mit ihnen persönlich nichts zu tun hat. Dennoch missfallen vielen die Methoden der Fleischindustrie. Sie ist so schlecht angesehen wie kaum eine andere Branche....

„Niedrige Fleischpreise können nur durch Intensivtierhaltung und die Verwendung problematischer Futtermittel zustande kommen“, erklärt Karl von Koerber, Leiter der Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung an der TU München. „Das wird den Menschen zunehmend klar, und niemand möchte Tiere quälen.“ Zudem wird für die Mast der Tiere in konventioneller Haltung Futter aus dem Ausland importiert, oft aus Entwicklungsländern. Dieses Futter wird häufig auf Ackerflächen angebaut, auf denen zuvor Regenwald wuchs oder Grundnahrungsmittel angebaut wurden. Durch die sinkende Produktion steigen die Lebensmittelpreise der Einheimischen....

Welche Missstände Verbraucher billigend in Kauf nehmen...

Weltweit hungern eine Milliarde Menschen. Und das, obwohl ausreichend Nahrungsmittel produziert werden, um alle satt zu bekommen, erklärt von Koerber: „Dass ein großer Teil der Weltbevölkerung hungert, ist ein reines Verteilungs- und Gerechtigkeitsproblem. Ein ebenso großer Anteil der Weltbevölkerung ist übergewichtig. Die Weltgesundheitsorganisation hat Übergewicht zum Risiko Nummer eins erklärt.“ Nachhaltige Ernährung könnte das Problem lösen. Auf beiden Seiten.

Noch nehmen die meisten Menschen in Industrieländern die Not von Tieren und das Leid von Menschen in Entwicklungsländern billigend in Kauf.

Zwei Drittel aller Fleisch- und Wurstwaren, zeigt der Fleischatlas der Heinrich-Böll-Stiftung, kauft der Deutsche abgepackt und eingeschweißt an der Theke im Supermarkt. Männer konsumieren mehr als Frauen, und junge Menschen mehr als ältere. Im Jahr bringt Otto-Normal-Verbraucher es so auf 89 Kilogramm. Damit liegt er zwar noch knapp unter dem EU-weiten Durchschnitt von 93,1 Kilogramm. Aber ganze 20 Prozent der gekauften Ware landen auf dem Müll. Wertschätzung dem Tier gegenüber sieht anders aus....

Der Biomarkt boomt zwar, zeigt eine Studie des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Niemand investiert EU-weit so viel Geld in Bio-Lebensmittel wie die Deutschen. Trotzdem bleibt der Handel damit bislang eine Nische. Gerade mal zwei Prozent aller in Deutschland verkauften Lebensmittel sind nach Kriterien der EU-Bio-Verordnung oder den strengeren Kriterien von Biolabeln wie Demeter, Bioland oder Naturland hergestellt....

Mit jedem Lebensmittelskandal beweisen die Deutschen: Änderung ist möglich...

Kurzfristig ändern die Verbraucher ihr Verhalten nur, wenn ein Skandal hochkocht, erzählt Reinhild Benning, Agrarexpertin beim BUND – dann aber gründlich. „Wenn über Rinderwahnsinn oder die Vogelgrippe berichtet wird, möchte niemand das entsprechende Fleisch essen. Verschwindet das Thema aus der Berichterstattung, kehren die meisten nach und nach zu ihrem ursprünglichen Einkaufsverhalten zurück.“

Allerdings, zeigt der Report „Fleischversorgung in Deutschland“ des Statistischen Bundesamtes: Die Einstellung der Verbraucher hat sich gründlich geändert. Früher galt Fleisch als gesund und überlebenswichtig, heute weckt es negative Assoziationen. In einer Forsa-Umfrage gaben immerhin 53 Prozent der Befragten an, sie wollten weniger Fleisch essen.

„Der Einstellungsänderung muss nur noch die Verhaltensänderung folgen“, sagt Ernährungswissenschaftler Karl von Koerber. „Es hat sich bereits viel getan. Vor 20 Jahren waren wir mit unseren Empfehlungen für nachhaltige Ernährung Exoten. Heute verstehen mehr Menschen denn je, dass die Einschränkung des Fleischkonsums nicht zwangsläufig Verzicht bedeutet. Im Gegenteil: Die meisten stellen verblüfft fest, dass ihre Ernährung abwechslungsreicher wird, sobald sie sich mit den Möglichkeiten natürlicher, regionaler und saisonaler Produkte beschäftigen.“...

Sieben Empfehlungen des Ernährungswissenschaftlers Dr. Karl von Koerber für eine nachhaltige Ernährung:

1.) Pflanzliche Lebensmittel bevorzugen

2.) Ökologisch erzeugte Lebensmittel kaufen

3.) Regionale und saisonale Erzeugnisse auswählen

4.) Grundnahrungsmittel bevorzugen, Fertigprodukte meiden

5.) Fair gehandelte Lebensmittel konsumieren – vor allem Kaffee, Tee und Schokolade

6.) Auf Ressourcenschonung im Haushalt achten: auf Ökostrom umstellen, energieeffiziente Haushaltsgeräte anschaffen, bei Verpackung Mehrwegsysteme wählen, sowie Gemüse und Obst ohne Verpackung kaufen – und ganz wichtig: Lebensmittelabfälle vermeiden

7.) Genussvoll essen: Den Fleischkonsum einzuschränken bedeutet keinen Verzicht, es macht Spaß und bringt neue Erlebnisse.
...

Quelle: Focus online 10. 01. 2013

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