Schweinegrippe im SündenpfuhlBANGKOK. In Südostasiens wichtigstem Reiseland ist plötzlich die Zahl der Schweinegrippenfälle explodiert. Die Behörden des Königreichs Thailand vermeldeten am Wochenende 106 Kranke, siebenmal mehr als vor drei Tagen. Premierminister Abhisit Vejjajiva warnte seine Landsleute am Sonntag vor Panik. Einsatzkräfte desinfizieren die Vergnügungsmeile entlang des Patong Beach im thailändischen Phuket. | Foto: AFP
Aber in der Fremdenverkehrsindustrie, die ohnehin von den politischen Krisen der vergangenen drei Jahre schwer gebeutelt wurde, herrscht helle Aufregung. In einem Nachtclub im Sündenpfuhl Pattaya haben sich zwei Touristen aus Taiwan mit der Schweinegrippe angesteckt. Im Strandort Phuket wurde eine Diskothek, deren Name geheim gehalten wird, geschlossen, nachdem eine im Rotlichtviertel Patong beschäftigte Thailänderin sich mit dem Virus infizierte.
Die Bar- und Restaurantbesitzer auf der Ferieninsel in Südthailand beteiligten sich am Freitag freiwillig an einer Sprühaktion, um ihre Etablissements zu desinfizieren. Ein Vertreter der Fremdenverkehrsindustrie forderte am Samstag außerdem die Besitzer von Bierbars, Strip-Clubs, Massagesalons und Diskotheken im Sextourismus-Mekka Pattaya nahe der Hauptstadt Bangkok auf, drei Tage lang die Türen zu schließen.
In der Hauptstadt des Königreichs wurden am Wochenende mehr als 400 Schulen und Kindergärten desinfiziert. Einige Privatschulen schickten das gesamte Personal und alle Schüler eine Woche lang in die Ferien. Bewohner der Megastadt versuchen, sich mit Gesichtsmasken vor Ansteckung zu schützen. Krankenhäuser haben inzwischen Quarantänestationen eingerichtet.
Die Behörden des Königreichs versuchen derweil Besucher und Bewohner Thailands mit dem Argument zu beruhigen. Es handele sich bei den entdeckten Fällen um eine "milde Form" des Virus, hieß es.
Aber der sprunghafte Anstieg der Infektionen im "Land des Lächelns" folgt kurz nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO die neue Grippe zur ersten Pandemie dieses Jahrtausends erklärte. Thailänder beunruhigt zudem die Prognose des Gesundheitsministeriums, das von einer möglichen Ansteckung bei bis zu 10 000 Thailändern sprach. Die meisten der bislang 106 Fälle konzentrieren sich bisher auf die Hauptstadt Bangkok, in der rund zwölf Millionen Menschen leben.