Wini hat geschrieben:...dort wo der Amts-Wasserbüffel muht...
Sali Wini,
Schön wieder einmal von Dir zu hören bzw zu lesen.
Ich habe eine noch groteskere Erfahrung am laufen: meine Frau hat vor vielen Jahren ein Grundstück geerbt auf dem ein paar Eukalyptus Bäume stehen. Das Grundstück hat aber kein Chanot, sondern ein nur ein Nor Sor 3 - und das Papier ist nicht auffindbar. Auf mein Drängen hin hat sie die Sache nun angegangen.
Erstens: Erburkunden
Ihren Mädchennamen - und somit der Name ihres Vaters - kann man auf verschiedene Arten schreiben. Leider haben das verschiedenen Behörden auch verschieden gemacht. Zuerst braucht es also ein Gerichtsurteil, das bestätigt, dass alle drei Dokumente die gleiche Person betreffen.
Dazu muss man einen Anwalt nehmen. Der organisierte den Gerichtstermin in Khon Kaen und schickte uns eine 4-seitige Anleitung: Der Richter sagt.... - Sie antworten ... Der ganze Vorgang vor Gericht ging dann tatsächlich genau wie in der Anleitung gesagt und dauerte 10 Minuten. Allerdings kostet so was 6000 Baht - zu bezahlen im Landamt beim Chef - er verteilt dann das Geld auf Anwalt, Gerichtsgebühren und Teekassen.
Zweitens: Polizeiraport
Als nächstes mussten wir einen Polizeireport machen, weil das Originaldokument Nor Sor 3 nicht mehr vorhanden ist. Die Verlustanzeige wird nun 3 Monate im Schaukasten aufgehängt. Wenn niemand Einspruch erhebt - wie sollte auch? wer weiss schon wo der Schaukasten ist? - bekommen wir dann von der Polizei ein Dokument das den Verlust bestätigt.
Drittens: Zeugen
Phu Yai Baan und einer der Gehilfen mussten mit meiner Frau aufs Landamt und bestätigen. Kurz vor Mittag bemerkten die Beamtinnen dann, dass sie eigentlich keine Ahnung haben wo das Grundstück sein könnte - es gibt ja kein Nor Sor 3 mit Nummer und so. Also am nächsten Monatg nochmals vorbei kommen und Kopien der Landtitel von Nachbarn mit bringen.
Viertens: Bestätigungen
Am Montag kamen wir auch nicht weiter. Es braucht noch Bestätigungen des Nai Amphor (dem Big Boss der Bezirksverwaltung) und eine zweite vom Gamnan (Boss der Tambon, Chef aller Phu Yai Baan). Die Fackel, auf denen diese wichtigen Leute bestätigen sollen, müssen vom Landamt aber zuerst erstellt werden.
Fünftens: Gang zur Obrigkeit
Am Dienstag kommt ein Anruf vom Landamt: die Fackel seien nun bereit (solche Anrufe bekommt man, wenn man sich vorher beliebt gemacht hat). Also Fackel holen und damit zuerst zur Amphor. Der Chef hat keine Zeit, aber eine Sekretärin weiss wo der Stempel ist. Glück gehabt. Niemand hat auf der Amphor auch nur geschaut was auf dem Fackel steht. Ist auch egal, wichtig ist nur: wir haben den ersten von den zwei wichtigen Stempeln.
Dann den Gamnan suchen. Keine Ahnung wo der wohnt. Aber mit etwas herum fragen finden wir den und - oh Glück - er will zwar gerade ins Auto steigen aber wir erwischen ihn noch. Auch er interessiert sich nicht dafür was auf dem Fackel steht sondern macht seinen Kratz drauf und alle sind happy. Dann mit den bestätigten Bestätigungen wieder aufs Landamt - der freundlichen Beamtin nochmals einen Kaffee hin gestellt und nun kommt ...
Sechstens: Warten
Jetzt warten wir auf einen Termin um das Land zu vermessen. Dazu müssen alle Nachbarn eingeladen werden, denn bei einem Nor Sor 3 sind die Grenzen noch provisorisch. Um daraus ein Chanot zu machen, muss es neu vermessen werden und da müssen die Nachbar ihr Einverständnis geben, dass die Grenzen so sind wie wir meinen.
Die Geschichte ist noch lange nicht ausgestanden. Bisher habe ich ein paar Unterschriften auf Dokumenten gemacht - immer dort wo sie für mich ein Kreuzchen gemacht hatten - und meine Frau unzählige solche Unterschriften. Keine Ahnung was wir da unterschrieben haben. Die freundliche Beamtin bereitet jeweils einen Stapel Papiere vor, macht dann auf jedem an der richtigen Stelle ein Kreuzchen und man unterschriebt hinter den Kreuzchen.
Mit freundlichen Grüssen
Thedi
Abgetrennt von Lebensbestätigung immer wieder (CH) umbenannt für eigenes Thema und verschoben von Admin.