Du kennst den sicher schon: "Wie macht man in Thailand ein kleiner Vermögen? - Indem man ein grosses Vermögen nach Thailand bringt."
Ich sage immer wieder: "Thailand ist ein guter Ort um Geld zu verjubeln - aber ein hartes Pflaster um Geld zu verdienen."
OK - genug geschnödet. Tatsache ist aber, dass die beiden obigen Sätze mehr als nur einen kleinen Kern Wahrheit enthalten. Aber zu Deinen Fragen:
Ja, es besteht natürlich eine Nachfrage nach Baufirmen die seriös, günstig und mit hohen Qualitätsansprüchen bauen. Bei der Nachfrage liegt das Problem auf keinen Fall. Du schreibst in Deiner Vorstellung, dass Du 8 Jahre in Südamerika gelebt hast. Könnte ja sein, dass Du schon etwas Erfahrung mit Nichtdeutscher Mentalität gemacht hast. Davon hat es hier auch. Und zwar sowohl was Deine Arbeiter betreffen wird wie auch was Deine Kunden betreffen wird. Hier kommen dann noch Behörden dazu.
Eine grosse Schwierigkeit ist hier, dass vieles etwas schwammig formuliert ist.
Beispiel 1: was ist Arbeit laut Arbeitsbewilligungs-Gesetz?
Dann gibt es eine lange Liste von für Ausländer verbotenen Berufen - für die es also auf keinen Fall ein work permit gibt. Die ist so ziemlich eine Aufzählung aller nur irgend wie denkbaren Berufe. Natürlich ist Bauen mit auf der Liste. Auch Consulting.
Under the Alien Employment Act, the following occupations are closed to foreigners and is reserved for Thai nationals only:
- Labor work ....
- ...
- Supervising, auditing...
Nichtsdesto trotz sind auf Baustellen in Bangkok vorwiegend Arbeiter aus Laos, Kambodscha und Burma beschäftigt.
Das demonstriert Dein Dilemma: wenn Du unter dem Radar bleibst, kann es gut gehen. Es gibt hier bei uns einen Italiener, der täglich auf dem Markt - gerade neben der Polizeistation - gebratene Tintenfische verkauft. Tagesumsatz plus/minus 400 Baht, Gewinn peanuts. Kein Workpermit, kein Problem.
Gut ginge es auch wenn Du unter dem Schutz eines
phu yai (wichtigen Thai) stehen würdest. z.B. einen General als Schwiegervater hättest.
Solltest Du aber als gewöhnlicher Farang Erfolg haben, oder einen Thai konkurrieren, wird früher oder später einer in Uniform die hohle Hand hin halten. Wenn Du da nicht mit spielst, werden Deine Tage in Thailand gezählt sein. Wenn Du mit spielst, werden die Forderungen je länger je unverschämter und all Dein Gewinn geht dort hin. Bis Du aufgibst und ab ziehst.
Also: an der Nachfrage sollte es nicht liegen. Eher daran, dass Du die Sprache und Mentalität zu wenig kennst.
Beispiel 2: ich stelle hie und da Leute aus dem Dorf an um bei mir etwas zu bauen. Die kommen gerne und zeigen jeweils voller Stolz ihr neues Werkzeug und Material, das sie bei ihrem letzten Job in Bangkok geklaut haben.
Beispiel 3: es ist hier üblich, dass man jemanden für einen Job mit Fixpreis anstellt. z.B. einen Unterstand für ein Auto zu bauen, Fixpreis xxxxx Baht. Einerseits wird der Unternehmer dünnere Eisen nehmen als abgemacht, anderseits will der Auftragsgeber dann noch den Weg dazu betoniert haben, wovon vorher nie etwas gesagt wurde und natürlich weigert er sich die letzte Rate zu zahlen, bevor der Weg betoniert ist.
Quintessenz: Vertragstreue ist hier nicht gerade üblich. Der Weg über ein Gericht wäre sehr langsam (es ginge um Jahre) und nützt meistens nichts: sein Geld bekommt man trotz Urteil nicht, der andere zahlt einfach nicht.
Arbeiter kennen hier oft keine Loyalität. Wenn es ihnen verleidet, kommen sie von einem Tag auf den anderen nicht mehr.
Beispiel 4: geh in irgend einen Laden in Thailand. Nicht Seven-eleven, sondern irgend ein Hardware Geschäft, Schneider, was auch immer: der Chef sitzt persönlich an der Kasse. Auch langjährige Mitarbeiter sind nicht befugt Geld zu kassieren. Wenn es nicht der Chef selbst ist, dann seine Frau oder eines seiner Kinder.
Beispiel 5: schau mal bei einem Seven-eleven beim Schichtwechsel zu. Die Angestellten welche gehen werden gefilzt, und zwar seriös: alle Taschen umkehren, dann werden sie abgetastet. Und das beim Ausgang zu - anschliessend gehen sie raus und kommen erst beim nächsten Schichtantritt wieder rein.
Hier würden Deine Probleme liegen.
Mit freundlichen Grüssen
Thedi