Verlierer kauft Verlierer
Verfasst: Fr Jun 22, 2007 1:53 pm
Verlierer kauft Verlierer
Thailands Ex-Premier bietet für englischen Fußballklub
Willi Germund
BANGKOK. Womit kann man sich die Zeit vertreiben, wenn man vom Militär als Premierminister gestürzt worden ist und im englischen Exil lebt? Thaksin Shinawatra, einst Thailands reichster Unternehmer und bis zu einem Staatstreich im Jahre 2006 Premierminister in Thailand, fand auf die Frage eine interessante Antwort: Er bot 121,5 Millionen Euro, um den in der Krise steckenden britischen Fußballklub Manchester City zu kaufen.
Am Donnerstag unterstützte der Aufsichtsrat des hoch verschuldeten Fußballklubs das Angebot Thaksins, den Verein samt Verbindlichkeiten zu übernehmen. Möglich wurde der Deal wohl, weil Thailands Militärregierung nur drei Viertel des Geldes beschlagnahmt hat, dass Thaksin einst gehörte. Von den restlichen rund 400 Millionen US-Dollar fehlt in dem südostasiatischen Königreich bislang jede Spur.
Ein alter Traum
Thaksin erfüllt sich mit seinem Geld einen alten Traum. Vor einigen Jahren wollte er den FC Liverpool kaufen. Er scheiterte, weil heraus- kam, dass der Premier den stattlichen Preis mit Staatsgeldern begleichen wollte. Ob es sich bei dem Beschluss Thaksins nun Manchester City zu kaufen - sie kamen in der vergangenen Saison auf den 14. Tabellenplatz - um eine weise Entscheidung handelt, ist zweifelhaft. Schließlich scheint sich da ein thailändischer Verlierer auf einen englischen Verlierer zu werfen.
Möglicherweise sind geschäftliche Interessen aber gar nicht ausschlaggebend für Thaksins Entscheidung gewesen. Vielleicht will er Manchester City nur, weil ihm damit per Fernsehen eine permanente Präsenz in Thailand garantiert ist. Denn die 66 Millionen Thailänder lieben nichts so sehr wie die englische Premier League. Da werden es die herrschenden Generäle nicht wagen, die Übertragungen von der Insel zu unterbrechen.
Immerhin haben sie nach der Einfrierung der Konten jetzt noch eine Anklage wegen Korruption nachgereicht. Thaksins Frau soll sich mit Hilfe des Ehemanns ein teures Grundstück in bester Lage von Bangkok zum Bruchteil des Schätzwertes besorgt haben. In diesem Verfahren liegt nun ein Problem. Denn die Satzungen der Premier League sehen vor, dass der Käufer eines Vereins nur zum Zuge kommt, wenn es sich um "eine saubere und gesunde Person" handelt. Wie aber definiert man einen gestürzten Premier, nach dem die Polizei wegen Korruption fahndet?
Berliner Zeitung 22. Juni 2007