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Myanmars Hass auf China

Verfasst: Mo Apr 23, 2012 10:21 pm
von Khonggon
Land im Aufbruch:

Unter der Militärregierung Myanmars kauften sich Chinesen in die dortige Wirtschaft ein. Nun öffnet sich das Land - und die Wut auf die Zugereisten wächst. von Georg Fahrion, Mandalay

Auf dem Jademarkt von Mandalay ist nicht zu übersehen, wer in Myanmar die wirtschaftliche Macht hat. Auf einem langen Holztisch haben Händler Armreifen aus schimmerndem grünen Stein ausgebreitet. Potenzielle Käufer nehmen Platz. Sie legen Geldbündel auf den Tisch, schieben den leise klirrenden Schmuck hin und her, prüfen mit geschultem Auge. Sie sprechen Mandarin. "Siehst du?", raunt der Jadehändler Ag Tay Za: "Alles Chinesen."

Mandalay liegt unweit der Grenze zur Volksrepublik. Das Geschäftsleben in Myanmars zweitgrößter Stadt zeigt, wohin die Wirtschaftssanktionen geführt haben, die der Westen über das südostasiatische Land verhängt hat: Sie haben die einstige Militärdiktatur in die Arme Pekings getrieben. In den Jahren der Isolation hat sich China zu Myanmars größtem Investor und Handelspartner aufgeschwungen. Die einseitige Abhängigkeit dürfte einer der Gründe sein, weshalb die stramm nationalistischen Generäle eine Öffnung eingeleitet haben.

Um die neue zivile Regierung, die seit einem Jahr im Amt ist, für ihre Reformpolitik zu belohnen, will die EU am Montag alle Strafmaßnahmen bis auf das Waffenembargo aussetzen. Und um westlichen Firmen den Weg in das Land zu bereiten, das vor Rohstoffen überquillt: Es gibt hier Gas, Öl, Metalle, Tropenholz, Edelsteine. Und Jade.

Der Jademarkt von Mandalay ist ein rauer Ort. Im Gedränge der engen Gassen zwischen den hölzernen Verkaufsbuden kreischen die Poliermaschinen, spucken Männer blutroten Betelsaft aufs Pflaster. Chinesen sind hier allgegenwärtig - doch sie sind nicht wohlgelitten. "Alle sind von ihnen abhängig", sagt Ag Tay Za. China ist der größte Jadeabsatzmarkt der Welt, ein Großteil der myanmarischen Produktion geht direkt dorthin. "Aber wir Myanmaren haben keinen Zugang zum chinesischen Markt, und die Chinesen haben viel mehr Kapital als wir. Sie machen den Profit, und wir verlieren."

Ag Tay Za stammt aus einer Familie von Jadehändlern. Er ist kein armer Mann, trägt gut geschnittene Kleidung und einen Goldring. Auf seinem Smartphone zeigt er Fotos seiner schönsten Steine. "Das Geschäft läuft nicht schlecht", gesteht er, "nur läuft es für die Chinesen noch besser." Sein Unmut speist sich jedoch aus mehr als aus bloßem Neid.

Zu Zeiten der Militärregierung wanderten viele Chinesen ein. Mandalay hat rund eine Million Einwohner, laut der Exilantenzeitschrift "The Irrawaddy" sollen inzwischen bis zu 400.000 davon Chinesen sein. Viele von ihnen kämen durch Bestechung an myanmarische Pässe, sagt ein indischer Diplomat in Mandalay. Nur Staatsbürger dürfen im Land Grundbesitz erwerben. "Die Chinesen kaufen Immobilien von den Myanmaren, sodass die Preise hier in Mandalay durch die Decke gehen", sagt der Diplomat. "Die Leute haben die Schnauze voll. Sie sehen, wie die Chinesen schöne Häuser hochziehen, während sie selbst von Tag zu Tag ärmer werden."

Wie die Chinesen die Lage sehen, ist schwer herauszubekommen: Chinesische Geschäftsleute reagieren nicht auf Gesprächsanfragen, Chinas Konsul sagt eine Verabredung nach langem Hin und Her schließlich ab.

Bei der heimischen Bevölkerung aber wächst die Unzufriedenheit. Ein Sozialarbeiter schätzt, dass die Chinesen mittlerweile 80 Prozent des Stadtzentrums aufgekauft haben. Myanmars Regierung müsse etwas tun, fordert Ag Tay Za. "Die Zuwanderung sollte begrenzt werden. Was im Moment passiert, ist wie eine Kolonialisierung."


Aus der FTD vom 23.04.2012
© 2012 Financial Times Deutschland

Re: Myanmars Hass auf China

Verfasst: Mi Apr 25, 2012 12:46 pm
von WADI (†2016)
Khonggon hat geschrieben:Ein Sozialarbeiter schätzt, dass die Chinesen mittlerweile 80 Prozent des Stadtzentrums aufgekauft haben


da es ja keine Privatwirtschaft gab / gibt war es doch wohl so, daß Regierung, Magistrat u. wer auch immer aus dieser fragwürdigen burmesischen Mischpoke hier alles versilberte u. die Werte außer Landes schaffte. Ein völlig normaler Vorgang in einem Land mit absolut unkontrollierbarer Verwaltung / Militär / Polizei usw. Die Rädelsführer lachen sich doch schlapp über "den Sozialarbeiter"... und seine Entrüstung

Re: Myanmars Hass auf China

Verfasst: Mi Apr 25, 2012 6:34 pm
von Khonggon
WADI hat geschrieben:Die Rädelsführer lachen sich doch schlapp über "den Sozialarbeiter"... und seine Entrüstung


Das seh ich auch so..nur haette das Voelkchen halt auch gerne was mitverdient,wenn's die Gelegenheit gehabt haette; naja, trotzdem hat's ein Gschmaeckle..wie der Schwabe sagt :D

Gruss aus Beijing :wave

Hansi