Burma fürchtet den Sextourismus

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KoratCat
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Burma fürchtet den Sextourismus

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Sa Apr 07, 2012 7:44 am

Neue Reisedestination

Burma fürchtet den Sextourismus

Die politische Öffnung beschert Burmas Fremdenverkehr einen Boom. Darauf ist das südostasiatische Land nicht vorbereitet. Viele warnen vor thailändischen Verhältnissen.

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Touristen besuchen die Shwedagon-Pagode in Rangun.



Wer derzeit nach Burma – oder Burma, wie das Land offiziell heisst – reisen will, braucht Geduld und Glück. Die wenigen für Touristen geeigneten Hotelzimmer sind bis zum letzten Bett ausgebucht; im ganzen Land gibt es nur etwa 8000. Das südostasiatische Land hat sich lange gegenüber der Aussenwelt verschlossen – Touristenvisa waren früher nur sieben Tage gültig. Burma war ein Reiseziel für Globetrotter und jene, die das Besondere suchen. Oder es wurde wegen der seit 1962 herrschenden Militärdiktatur gleich ganz boykottiert.

Noch 2011 war Burma das ostasiatische Land mit den wenigsten ausländischen Besuchern, das abgeschottete Nordkorea ausgenommen, schreibt die Oppositionszeitung "The Irrawaddy". Doch der im letzten Jahr eingeleitete politische Wandel, der am Wochenende mit der Wahl von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ins Parlament einen vorläufigen Höhepunkt erlebte, macht das Land für Touristen attraktiv. Der Lonely Planet, die "Bibel" der Individualreisenden, erklärte Burma hinter Uganda zur Nummer 2 unter den Top-10-Reisezielen für 2012.

Infrastruktur genügt nicht

Und damit beginnt das Problem: Die Infrastruktur ist nach jahrzehntelanger Isolation für einen Ansturm überhaupt nicht gerüstet. Das betrifft die Flughäfen, die Transportsysteme und eben die Hotels. "Wir brauchen grosse Hotelketten", sagte Kyi Kyi Aye, eine Beraterin der nationalen Tourismusbehörde, gegenüber der Nachrichtenagentur AP. "Der Tourismus boomt, und das bedeutet, dass wir viele Herausforderungen meistern müssen."

Neue Gesetze sollen nun ausländische Investitionen erleichtern, denn grosse Ketten – etwa Starbucks und McDonald’s – glänzen bislang durch Abwesenheit, auch wegen den westlichen Sanktionen. Für viele Besucher macht dies einen Teil des Reizes von Burma als "unverfälschtes" Reiseziel aus. Doch eine Öffnung ist unerlässlich, um die Nachfrage zu bewältigen. Hinzu kommen andere Hindernisse: Kreditkarten werden nur in seltenen Fällen akzeptiert und ausländische Handys funktionieren nicht.

Thailand als Vor- und Schreckbild

Das Potenzial des Landes ist unbestritten. Burma und Thailand werden oft miteinander verglichen: Sie sind etwa gleich gross, mehrheitlich buddhistisch und verfügen über prächtige Landschaften, herrliche Strände und beeindruckende kulturelle Reichtümer.

Die beiden Nachbarstaaten wollen laut "The Irrawaddy" verstärkt zusammenarbeiten. So ist der internationale Flughafen von Bangkok schon heute ein wichtiges Eingangstor für Reisende nach Burma. Allerdings fürchten viele Burmesen die negativen Begleiterscheinungen des thailändischen Fremdenverkehrs, und eine davon besonders: den Sextourismus. In Thailand gibt es etwa zwei Millionen Prostituierte. Auch andere Fernost-Länder wie Kambodscha, Indonesien und die Philippinen haben in diesem Bereich einen zweifelhaften Ruf erworben.

Kulturtouristen bevorzugt

In Burmas konservativer Gesellschaft ist Sex ein Tabu. Trotzdem oder gerade deshalb könnte das Land zu einer neuen Destination für die entsprechende Klientel werden. "Wehret den Anfängen", lautet deshalb der Rat von Experten. Burma solle nicht auf Masse, sondern auf Klasse setzen und sich zu einem Reiseziel für eine gehobene, zahlenmässig limitierte Kundschaft entwickeln. Die Tourismusbehörde scheint dies zu beherzigen, sie will in erster Linie Kulturreisende ansprechen.

In diesem Bereich hat Burma viel zu bieten, vor allem unzählige buddhistische Tempel, angefangen mit der prächtigen Shwedagon-Pagode in Rangun. Die frühere Hauptstadt hat auch andere Qualitäten, etwa zahlreiche Bauwerke aus der britischen Kolonialzeit, wie der Historiker Thant Myint gegenüber AP ausführte: "Rangun ist eine der letzten Städte Asiens, in der viel Architektur aus dem 19. und 20. Jahrhundert erhalten geblieben ist. Wir haben ein enges Zeitfenster, um die schlimmsten Fehler zu vermeiden, die in der Region begangen wurden."

Ein erster Schritt in die richtige Richtung fand bereits statt: Pläne für die Erteilung von Visa bei der Ankunft in Burma wurden vorläufig auf Eis gelegt. Sie hätten die Einreise massiv erleichtert und damit den Ansturm noch verstärkt. "Wir sind darauf einfach noch nicht vorbereitet", sagte Su Su Tin, die Inhaberin eines Reisebüros. Die Zahl der Touristen bleibt damit limitiert – zumindest auf absehbare Zeit.

20Minuten/Tageblatt.lu
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

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WADI (†2016)
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Re: Burma fürchtet den Sextourismus

Ungelesener Beitragvon WADI (†2016) » So Apr 08, 2012 4:08 am

in Thailand gibt es keine Prostitution - sie ist von Rechts wegen verboten.
导师 dǎoshī Lem Pel


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