Historischer Frieden mit Karen-Rebellen in Birma in Sicht

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Historischer Frieden mit Karen-Rebellen in Birma in Sicht

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Jan 10, 2012 10:12 pm

Historischer Frieden mit Karen-Rebellen in Birma in Sicht

Von Peter Janssen und Christiane Oelrich, dpa Mae Sot (dpa) - Birmas Militär ist für seine Brutalität berüchtigt. Im Gebiet des Karen-Volkes an der Grenze zu Thailand werden bis heute Erste-Hilfe-Stationen, Schulen und Wohnhäuser überrannt und in Brand gesteckt, Männer zu Trägerdiensten und anderer Sklavenarbeit gezwungen und Frauen zu Sexdiensten. Das berichten Geflohene und Hilfsorganisationen. Jetzt soll alles anders werden: Die aus den ersten Wahlen seit 20 Jahren hervorgegangene Regierung sitzt an diesem Donnerstag mit den Rebellen am Tisch und redet über Frieden.

Der Karen-Aufstand ist eine der längsten Rebellionen der Welt. Die nach den Birmanen zweitgrößte Volksgruppe im Vielvölkerstaat kämpft seit 63 Jahren gegen die Regierung. Sie wollte zunächst Unabhängigkeit, jetzt wenigstens Autonomie. Der neue Friedensvorstoß ist willkommen, doch bleiben die Karen vorsichtig.

«Ein schnelles Abkommen gibt es nicht, wir müssen jede Menge Probleme lösen», sagt David Tharckabaw, Vorsitzender des Friedensrates der Organisation Karen National Union (KNU). Er unterhält ein unscheinbares Büro in Mae Sot in Thailand, ohne Türschild, denn die KNU ist nur geduldet, ebenso wie die 145 000 Karen-Flüchtlinge an der thailändischen Grenze.

Die Regierung in Bangkok will einen guten Draht zu Birma. Schon mit der - bis März vergangenen Jahres - jahrzehntelang regierenden Militärjunta haben sich die Thailänder arrangiert, um Geschäfte zu machen. Thailand ist mit Abstand der wichtigste Abnehmer für Birma, rund 50 Prozent der Exporte gehen in das Nachbarland.

Thailand deckt zum Beispiel ein Drittel seines Erdgasbedarfs aus Birma. Mit China, Singapur und Südkorea gehört es zu den größten Investoren, zahlreiche Firmen stehen in den Startlöchern. 2010 gewann die Firma Italian-Thai Development Co (die keine Italien-Beziehungen mehr hat) den Auftrag, für 8,6 Milliarden Dollar einen Industriepark in Dawai zu bauen.

Von birmanischer Regierungsseite ist Eisenbahnminister Aung Min mit den Friedensofferten an die ethnischen Minderheiten beauftragt. Die Regierung hat sich vor kurzem bereits mit den kleineren Gruppen der Shan- und den Chin-Rebellen arrangiert. Die Gespräche mit den Karen finden in Pa-an im Karen-Bundesstaat statt.

«Aung Min sagt, wir brauchen schnell einen Waffenstillstand, und dann bekommt die Region schnell ausländische Investitionen», sagt KNU-Generalsekretärin Zipporah Sein. «Sie glauben, die Probleme können mit Wirtschaftsentwicklung gelöst werden, aber wir sehen dies als politisches Problem.» Die Karen wollen weiter Autonomie.

Sie trauen der Regierung nicht, die sich weitgehend aus Ex-Generälen und engen Vertrauten der einstigen Junta zusammensetzt. Zum Beispiel Präsident Sein Thein: Er bekommt heute international Beifall für sein Zugehen auf Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi und die Freilassung einiger hundert politischer Gefangener. Bis vor gut einem Jahr trug er aber die brutale Gewalt der Militärjunta als deren Regierungschef mit.

Die Karen fürchten, dass sie angesichts der neuen internationalen Sympathie für die Führung in Birma, die sich zuletzt in den Besuchen von US-Außenministerin Hillary Clinton und dem britischen Außenminister William Hague zeigte, unter Druck geraten. «Klar reden wir, aber wir bestehen auf einem politischen Dialog», sagt Tharckabaw. «Es kann nicht nur um die Belange der Regierung gehen.»

«Wir fürchten, dass die internationale Gemeinschaft nur auf die Freilassung der Gefangenen und Thein Seins Reformen schaut und denkt, die Sonne sei über Birma aufgegangen», sagt Zipporah Sein. «Es gibt zwar Veränderungen in Birma, aber die Leute, die in den Karen-Gebieten leben, haben davon noch nichts mitbekommen. Dort gehen die Menschenrechtsverletzungen, Kämpfe und Zwangsarbeit weiter.»

Im Bundesstaat Kachin habe die Armee zum Beispiel Anweisungen der Regierung ignoriert, Militäroperationen einzustellen, berichtete gerade die Flüchtlingshilfsorganisation Refugees International.

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dogmai
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Re: Historischer Frieden mit Karen-Rebellen in Birma in Sich

Ungelesener Beitragvon dogmai » Mi Jan 11, 2012 2:24 pm

KoratCat hat geschrieben:Schon mit der - bis März vergangenen Jahres - jahrzehntelang regierenden Militärjunta haben sich die Thailänder arrangiert, um Geschäfte zu machen.


Das ist für mich die wesentliche Aussage - alles andere ist Augenwischerei.
Frühes Aufstehen ist der erste Schritt in die falsche Richtung.
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