Birma: Wut auf Junta wächst

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Birma: Wut auf Junta wächst

Ungelesener Beitragvon newsclip » Mi Mai 07, 2008 10:16 pm

Wut auf Junta wächst


Internationale Hilfstruppen für die Opfer des Wirbelsturms stehen bereit. Allerdings werden sie von der birmanischen Junta behindert. Die Wut wächst im In- und Ausland.

Überall fehlt es an Wasser, Zelten, Medikamenten und Nahrungsmitteln. Die Regierung in Birma gibt die Opferzahlen mit 22.000 Toten und 41.000 Vermissten an. Andere rechnen mit einer weit schlimmeren Bilanz: "Wir gehen davon aus, dass mindestens 100.000 umgekommen sind", sagt Aung So, Direktor des Büros der Exilregierung im thailändischen Mae Sot. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind eine Million Menschen obdachlos.

Eine schnelle flächendeckende Hilfe ist also dringend geboten. Und die stünde auch durchaus bereit: Das Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen hat in der schwer beschädigten Hafenmetropole Rangun die ersten Essensrationen verteilt. Das Kinderhilfswerk UNICEF ist mit gut 100 Mitarbeitern in der Küstenregion unterwegs und verteilt Erste-Hilfe-Pakete. Aus Deutschland ist ein Team des Bündnisses von Hilfsorganisationen "Aktion Deutschland Hilft" auf dem Weg. Die Gruppe sollte am Abend in Birma eintreffen.

Allerdings kommen die Helfer nicht so zum Einsatz, wie sie das gern möchten. Von vielen Seiten wird Kritik an der mangelnden Kooperation der Regierung mit ausländischen Hilfsorganisationen und an mangelnder Hilfeleistung aus eigenen Mitteln laut.

Zahlreiche Helfer sitzen im Nachbarland Thailand fest und warten auf Visa. Vor der Küste liegen Kriegsschiffe der US-Marine, deren Besatzungen bei anderen Naturkatastrophen schon oft geholfen haben. Eine Einreisegenehmigung gibt es nicht.

Auch der Malteser Hilfsdienst hat die massiven Behinderungen der Hilfsorganisationen kritisiert. "Wir dürfen nicht in die hauptsächlich betroffenen Gebiete in der Region Irrawaddy-Flussdelta hinein", sagte der Asien-Leiter Roland Hansen. "Wir können nur hoffen, dass sich dort etwas ändert." Jeder Ausländer werde außerhalb der Hauptstadt überwacht, sagte Hansen. Einige bereits erteilte Genehmigungen seien unerwartet wieder entzogen worden. Die Vereinten Nationen haben bereits dringend an die Militärregierung appelliert, die Visa-Bestimmungen zu lockern.

"Wir haben noch keine konkrete Vereinbarung mit der Regierung", sagte UNICEF-Sprecher Patrick McCormick. "Wir haben die Bitte um Hilfe einfach als grünes Licht interpretiert, dass wir in die betroffenen Gebiete vordringen können." Die Militärregierung habe auch eigene Ressourcen, die mobilisiert werden müssten. "Wir brauchen zum Beispiel dringend Hubschrauber", sagte McCormick.

Die Versorgung der Menschen ist "ein Wettlauf mit der Zeit", wie UNICEF-Direktorin Ann Veneman sagte. "Kinder sind besonders gefährdet durch Krankheiten und Hunger." Ohne frisches Wasser und Toiletten sind Durchfallerkrankungen und Cholera programmiert. In den überschwemmten Gebiete finden Moskitos zudem ideale Brutbedingungen.

Auch im Inland wächst die Kritik an dem abgeschotteten Regime. "Die Menschen verzweifeln, das Militär hat erst ganz langsam und dann nur mit wenigen Mitteln reagiert", sagt Aung So. Er ist Sprecher der Oppositionspartei "Nationalliga für Demokratie" von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi im Exil – und spricht tagtäglich mit Kontaktpersonen im Land. Nach seinen Angaben packten Regierungssoldaten am Flughafen in Rangun Hilfslieferungen aus Thailand und China vor der Auslieferung um, um den Anschein zu erwecken, dass die Rationen von der Regierung selbst kamen. "Die Menschen sind wütend, und der Ärger wächst", sagte er.

"Ich frage mich, wo die Truppen sind, die im vergangenen September draufgeknüppelt haben", sagte eine Hausfrau in Rangun dem Internet-Magazin Irrawaddy in Thailand. Sie bezog sich auf die brutale Niederschlagung des Mönchsaufstands, bei dem Dutzende ermordet wurden. "Im September waren sie schnell hier, aber jetzt schaffen sie es nicht, den Opfern zu helfen."

"Die Junta kennt eben nur ein Mittel, um Probleme zu lösen - und das ist Gewalt", sagt Bo Kyi, der nach sieben Jahren und drei Monaten als politischer Gefangener in den Foltergefängnissen des Regimes nach Mae Sot flüchtete.

Auch Staatsangestellte und Soldaten bekamen das unschöne Gesicht des Regimes zu spüren. Tausende waren vor zwei Jahren zum Umzug aus Rangun in die 300 Kilometer ins Landesinnere verlegte neue Hauptstadt Naypyidaw gezwungen worden, oft ohne Familien. Obwohl sie jetzt um das Leben ihrer Angehörigen fürchten, gilt Urlaubssperre, wegen des umstrittenen Verfassungsreferendums, das die Junta ungeachtet der nationalen Katastrophe an diesem Samstag in weiten Landeszeilen durchziehen will. Nur in den besonders betroffenen Gebieten soll in zwei Wochen nachgewählt werden.

Viele Ministeriumsmitarbeiter seien einfach trotzdem gefahren, berichtet Irrawaddy. "Wir mussten unsere Kinder in Rangun lassen, wir sollten jetzt bei ihnen sein", sagte einer dem Magazin. Auch Soldaten verließen ihre Posten, um ihren Familien im Krisengebiet zu Hilfe zu eilen.

Aung So aus dem Oppositionsbüro ist überzeugt, dass sich der Frust schon bei der Stimmabgabe an diesem Samstag zeigt. Die Junta will mit der Verfassung ihren Machtanspruch zementieren. "Wer kann und nicht eingeschüchtert wird, stimmt mit Nein", sagt er voraus. "Aber sie haben das Ergebnis natürlich längst festgelegt und werden einen großen Erfolg verkünden", sagt er. Die aufgestaute Wut über den Betrug werde sich früher oder später entladen, hofft er.

Hinzu kommt schließlich, dass die Birmanen höchst abergläubisch sind. Wenn das Land von einem schlechten König regiert wird, brechen Naturkatastrophen herein, hieß es früher - also ein Zeichen, dass der Tyrann bei Seite geschafft werden muss.

Zeit Online 7. Mai 2008

Freemason
Korat-Isaan-Forum-Gast

Re: Birma: Wut auf Junta wächst

Ungelesener Beitragvon Freemason » Do Mai 08, 2008 3:52 am

Vielen Dank für den Artikel aus seriöser Quelle!

Ich bin ja ein Fan der Lebensfreude und des Friede, Freude, Eierkuchens. Aber dort wird es höchste Zeit, dass es kracht und die kriminelle Junta auf dem Marktplatz am Strick baumelt :|


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