Deutschland-Bild in Asien

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KoratCat
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Deutschland-Bild in Asien

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Okt 02, 2012 11:46 am

Deutschland-Bild in China

Drei Flops von Kanzler Shi-luo-de

Porsche in Peking: Schwärmen über Qualität und Zuverlässigkeit deutscher Produkte

Chinesen kaufen gern, was Made in Germany ist. Egal ob Sportwagen oder Küchen, Magnetschwebebahnen oder Bausparverträge. Was sich nicht bewährt, bekommt allerdings ihre Wut zu spüren - auch jene Importe, die ihnen der sonst so verehrte Kanzler Gerhard "Shi-luo-de" nahegebracht hat.

Mein Bekannter Pichai schwärmt von Deutschland, von deutschen Markenküchen, edlen deutschen Füllfederhaltern und ähnlichen Dingen. Dafür ist der wohlhabende thailändische Geschäftsmann bereit, sehr viel Geld auszugeben. Aber er hat auch hohe Ansprüche: Wenn er eine deutsche Küche für eine seiner Villen kauft, besteht er darauf, dass ein deutscher Mechaniker nach Bangkok anreist und sie einbaut. Denn nur gründliche Deutsche, findet er, könnten das richtig.

In Asien habe ich viele solcher Deutschland-Fans getroffen. Ob in Thailand oder China, Indien oder Indonesien - sie schwärmen von der Qualität und Zuverlässigkeit deutscher Produkte und von der Pünktlichkeit und dem Leistungswillen jener Menschen, die sie herstellen. Deutschland - das ist für viele Asiaten das Synonym für Siemens oder Bulthaupt. Leider auch für Leopard-Panzer oder Raketen mit Infrarot-Suchern.

Es gibt kaum einen Flecken in Asien, in dem nicht ein Taxifahrer etwas zu den Vorteilen deutscher Autos zu sagen hätte und abfällig zu dem Peugeot oder Fiat hinüberschauen würde, den er gerade überholt. Dann allerdings nehmen die Gespräche oft eine seltsame Wendung: Als Beispiel für deutsche Fußball-Qualität nennen sie die Namen "Rummenigge" und "Beckenbauer", als ob die immer noch Tore für die Nationalmannschaft schössen. Vermutlich können sie mit "Khedira" oder "Özil" nicht viel anfangen.

Längst gehören deutsche Produkte zum Alltag in Asien. China ist ein gutes Beispiel. Ob Doppelfenster oder besondere Spülen aus Granit, Werkzeugmaschinen oder Schmuck - Chinesen geben dafür viel Geld aus. Sogar mit Bausparverträgen nach deutschem Vorbild und Transrapids haben sie experimentiert.

Chinesen werden auch mal richtig zornig über die Deutschen

Das heißt nicht, dass China mit den Deutschen allgemein nicht kritisch umginge. Deutsche Journalisten etwa sind nicht beliebt, sie schrieben zu negativ über das Land, behaupten die Funktionäre. Obi, der deutsche Baumarkt in Shanghai, hat seine Tore längst wieder geschlossen, den VW-Caddy mochten die Chinesen ebenfalls nicht, und auch der Reiseveranstalter Tui ist wieder vom chinesischen Markt verschwunden. Alle drei Projekte hatte, Zufall oder nicht, der damalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) tatkräftig unterstützt. Den Obi-Baumarkt hatte der SPD-Politiker besucht, das Caddy-Werk und ein Tui-Reisebüro eröffnet. Und obwohl "Shi-luo-de", wie er in China ausgesprochen wird, in der Volksrepublik wie kein zweiter deutscher Politiker der Gegenwart populär war (und noch immer ist), konnten sich diese nicht durchsetzen.

Die Chinesen werden bei allem Respekt schon mal so richtig zornig über diese Deutschen. 2002 zertrümmerte ein chinesischer Zoodirektor sein Mercedes-Cabrio 230 SLK mit einem Hammer, weil angeblich der Service nicht in Ordnung war: Fünfmal innerhalb eines Jahres hätte der Wagen repariert werden müssen, behauptete er. Die Autofirma machte schlechtes Benzin verantwortlich. Keiner fragte übrigens, wie ein bescheiden bezahlter Zoodirektor an ein so tolles Auto kommt. 2008 ließ eine Frau ihren BMW von einem Wasserbüffel durch die südliche Metropole Guangzhou ziehen, weil die Zündung immer wieder versagte.

Voriges Jahr zerschlug der Blogger Luo Yonghao seinen deutschen Kühlschrank vor der Pekinger Siemens-Zentrale aus Wut darüber, dass die Tür nicht richtig schloss und ihn der Kundendienst nach seiner Meinung arrogant abgefertigt hatte. Ein Siemens-Manager musste sich kleinlaut öffentlich entschuldigen. Und derzeit schwirren im chinesischen Internet Nachrichten über vermeintlich hakende VW-Getriebe.

Vielleicht ist das alles ein wenig ungerecht. Denn der nicht schließende Kühlschrank war vermutlich gar kein echter "Deutscher", sondern einer, der in China hergestellt worden war. Und überhaupt: Was bedeutet heutzutage noch "Deutsch"?

Als ich mir zuletzt in Peking einen echten deutschen Siemens-Kühlschrank kaufte, entpuppte er sich als "Made in Poland". Er jedenfalls funktioniert noch.

Spiegel online

Und wie sieht's in Thailand aus? Kommt wohl auf den Ort und die Gesellschaftsschicht an, ob man mit dem hässlichen Touristen auskommen bzw. Geschäfte machen muss oder eben seinen BMW oder Mercedes vorführen kann.
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

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