Pressestimmen zu den Vorfällen in Bangkok

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koratwerner (†2012)
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Pressestimmen zu den Vorfällen in Bangkok

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Do Mai 20, 2010 6:44 pm

Falsche Sympathie mit den Schlächtern von Bangkok

Ein unschöner Ton der Erleichterung ist in der westlichen Berichterstattung auszumachen, seitdem Thailands Regierung durchgreift. Aus Bangkok kommentiert Georg Blume.

ZEIT ONLINE © Paula Bronstein/Getty Images

Viele Bilder und Berichte aus Bangkok erwecken jetzt einen völlig falschen Eindruck: Als hätten hier in den vergangenen Tagen allgemeines Chaos und Bürgerkrieg gedroht. Richtig ist: Chaos und Bürgerkrieg drohen in Thailand erst jetzt, nachdem Elitesoldaten der thailändischen Armee das Feuer auf zum allergrößten Teil friedliche Demonstranten eröffneten und ihren über Wochen gewaltfreien Protest blutig niederschlugen. Damit hat die thailändische Putschregierung unter Premierminister Abhisit Vejjajiva den Konflikt mit der demokratischen Opposition der Rothemden auf eine Art und Weise brutalisiert, die eine Rückkehr zur Demokratie in Thailand in weite Ferne rückt.

Erstaunlicherweise aber sieht der Westen den Konflikt bisher in einem ganz anderen Licht. Sogar in der gewöhnlich tadellosen BBC-Berichterstattung schlich sich ein Ton der Erleichterung ein, obwohl die Bilder des Senders zeigten, wie das thailändische Militär auf fliehende Demonstranten schoss. Doch man war offenbar froh, dass in Bangkok endlich wieder Ruhe einkehrte.

Das lässt sich leicht nachvollziehen. Die Demonstranten hielten über zwei Monate lang just jenen Stadtteil besetzt, in dem das westliche Leben in Bangkok stattfindet. Rund um die S-Bahnstation Chit Lom, wo die Demonstranten ihr improvisiertes Hauptquartier aufgeschlagen hatten und auf einer großen Bühne über Wochen ein unterhaltsames, aber lautes Protest- und Musikprogramm lieferten, liegen die wichtigsten westlichen Botschaften. Hier befinden sich die großen westlichen Luxushotels, die Börse samt den Büros der westlichen Finanzanalysten und die Regionalbüros vieler westlicher Medien.

Der Protest machte das Leben der Anwohner unbequem. Die Regierung stellte dem gesamten Viertel den Strom ab, auf der Straße türmten sich Müllberge. Nur durfte das die politischen Beobachter eigentlich nicht davon ablenken, dass die Proteste der Rothemden mit wenigen Ausnahmen bis zur ihrer gewaltsamen Niederschlagung äußerst friedlich und diszipliniert verliefen.

Noch am Dienstag dieser Woche konnte man unbehindert durch die behelfsmäßigen Reifen- und Bambusbarrikaden der Demonstranten spazieren. Hinter ihnen campierten Tausende einfacher Bauern aus den Hochburgen der Rothemden im Norden Thailands. Sie hatten ihre Strohmatten, ihre Kochgeräte und ihr Essen mitgebracht. Die Hälfte von ihnen waren Frauen und Kinder. Sie tanzten noch am Tag vor ihrer gewaltsamen Vertreibung zur Volksmusik auf der Bühne, zum Lied ihrer Bewegung: "Wir sind die Rothemden, wir wollen Gerechtigkeit, wir wollen Demokratie. Gebt uns Gerechtigkeit und Demokratie!" sangen sie. Es war das erste Mal in der thailändischen Geschichte, dass eine so große Zahl von Bauern nach Bangkok gezogen war, um demokratische Rechte einzufordern.

Doch der größte Teil der internationalen Öffentlichkeit glaubte den Demonstranten nicht. Man sah in ihnen die manipulierte Masse des ehemaligen thailändischen Premierministers Thaksin Shinawatra, der heute im Exil weilt und die Medien gerne mit Mutmaßungen über einen kommenden Guerillakrieg in Thailand bedient.

Thaksin ist tatsächlich eine Schlüsselfigur der Revolte, doch nicht als ihr aktueller Befehlshaber, sondern als ihr historischer Führer. Er schaffte 2001 den ersten demokratischen Machtwechsel in Thailand und wurde 2005 mit Dreifünftel-Mehrheit im Parlament wiedergewählt.

Thaksins demokratische Machtfülle bescherte ihm 2006 den Putsch der Militärs und eine dubiose Gerichtsverurteilung zu zwei Jahren Haft wegen Korruption, der er das Exil vorzog. Die Putschisten änderten daraufhin die Verfassung, konnten die anschließenden Wahlen 2007 aber trotzdem nicht gewinnen. Also ließen sie die Partei der Rothemden verbieten, zwangen eine weitere Partei, das Lager der Rothemden zu verlassen, und konnten so 2008 endlich eine dem Anschein nach demokratisch legitimierte Regierung unter Premier Abhisit aufbieten. Kritik aus dem Ausland, geschweige denn Protest, gab es nicht. Thailand schien wieder normalisiert: mehr königliche Militärdiktatur als Demokratie. Aber es so war es ja immer schon gewesen, bevor Thaksin kam.

Bezeichnenderweise äußerte sich der deutsche Botschafter in Thailand noch kürzlich sehr positiv über Premierminister Abhisit, der jetzt – nach über 60 erschossenen Demonstranten in sechs Wochen – als Schlächter von Bangkok gelten muss. Doch Abhisit repräsentiert den asiatischen Politikertyp, wie ihn sich der Westen wünscht: ausgebildet an amerikanischen Universitäten, intellektuell brilliant, fließend im Englischen, wohlerzogen. Thaksin dagegen verkörperte den Anti-Typen: chinesischabstämmig, ohne akademischen Abschluss, von Haus aus Polizist. Ein Bulldozer. Aber die meisten Thailänder verehrten ihn. Daran ließ das Wahlergebnis von 2005 keinen Zweifel.

Inzwischen ist es dennoch stark verkürzt, die Rothemden als Thaksin-Truppe darzustellen, wie es das Putschregime Abhisits immer noch versucht. In Wirklichkeit fand sich in den vergangenen Wochen auf Bangkoks Straßen ein viel breiteres Demokratiebündnis zusammen: Viele Menschen aus der urbanen Mittelschicht der Hauptstadt unterstützen die Forderungen der Bauern aus dem Norden Thailands nach Neuwahlen. Nur die Elite hielt wirklich dagegen: Königshaus, Regierung, Militär, große Unternehmer und die kontrollierten Medien.

Wie es weitergeht, ist völlig offen. Die Regierung in Bangkok appelliert jetzt an die buddhistische Kultur der Thailänder, an ihren Sinn für Ausgleich und Harmonie. "Thailänder sind allgemein sehr freundlich. Die Ereignisse sind für uns sehr uncharakteristisch", sagt Regierungssprecher Panitan Wattanayagorn. Aber vielleicht täuscht er sich da.

Eine Regierung, die nie gewählt wurde und auf ihr eigenes Volk schießen lässt, hat möglicherweise selbst die Geduld der freundlichen Thailänder aufgebraucht. Der Westen aber muss sich endlich entscheiden, auf welcher Seite seine Sympathien liegen. Der scheinbar so komplizierte Konflikt zwischen Rothemden und den Geldhemden der Regierung ist alles andere als undurchschaubar. Die vergangenen Tage haben das gezeigt.

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Lesenswert, da unter Einsatz von Hirn geschrieben.

Leider fehlt in der Presse immer noch ein realistischer Bericht über die von allen Hauptbeteiligten verschwiegenen Hintergründe, die zu den bisher gescheiterten Protesten der Rothemden führten.

Da ist vermutlich das Machtbestreben von Thaksin, der vielleicht den Einfluss des Militärs beschneiden wollte, aber auch sicherlich begehrlich suf das vom Militär verwaltete riesige Grundstücksvermögen und, wie hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird, Beteiligungen an florirenden Wirtschaftsunternehmen.
Das ist wahrscheinlich der ausschlaggebende Punkt, warum Thaksin gestürzt wurde.

Auch steht das vom Crown Poperty Bureau CPB verwaltete Vermögen der Krone, welches vielfach als Nationalvermögen bezeichnet wird, in der Begehrlichkeit der Eliten. Eine demokratische Regierung, vielleicht sogar mit dem begehrlichen Thaksin, ist zu diesem Zeitpunkt vom putschfreudigen Hüter der Monarchie sicher nicht gewünscht.

Verständlich, wenn das Militär alles daran setzt, auch dieses Vermögen zu verwalten. Auch die Besetzung des Kronrates mit überwiegend altgedienten Generälen, läßt solches erahnen.

So gesehen sind die teils naiven Rothemden und selbst der schlaue Abisit nur kleine Schachfiguren im großen Spiel der Macht über das Land und einem Riesenvermögen.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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Re: Pressestimmen zu den Vorfällen in Bangkok

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Fr Mai 21, 2010 8:29 am

koratwerner hat geschrieben:Lesenswert, da unter Einsatz von Hirn geschrieben.


Lesenswerter als den Artikel selbst finde ich die zahlreichen Leserkommentare (bis jetzt 193), die ihn vorwiegend als mangelhaft recherchiert und durchdacht verreissen. Ich kann mich sehr vielen anschließen.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2010 ... kok-gewalt
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koratwerner (†2012)
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Re: Pressestimmen zu den Vorfällen in Bangkok

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Fr Mai 21, 2010 9:23 am

Aus dem Balkan-Exil dirigiert Thaksin die Anarchie

Von Thomas Roser 20. Mai 2010, 17:47 Uhr

Thaksin Shinawatra hat die Rothemden über Wochen angestachelt, dirigiert die Proteste aus dem Exil und lästert auf allen Kanälen. Für die thailändische Regierung ist der Ex-Premier der Inbegriff des Bösen. Mit dem umtriebigen Milliardär gerät auch seine neue Heimat Montenegro ins Zwielicht.

„Ich bin jetzt Montenegriner“, versichert Thailands ehemaliger Regierungschef Thaksin Shinawatra. Doch der reichste Montenegriner bleibt trotz seiner vermehrten Blitzbesuche in dem kleinen Adria-Staat für seine neuen Landsleute ein Phantom.

Kaum wird das Idol der thailändischen „Rothemden“ beim Shopping oder Restaurant-Besuch im Badeort Budva gesichtet, steuert der Privatjet des rastlosen Exilanten vom Adria-Flughafen Tivat aus bereits wieder die nächste Wahlheimat des Mannes mit den vielen Pässen an.

In Bangkok fechten seine Anhänger für mehr Demokratie und mehr Rechte, im Exil ordnet ihr Hoffnungsträger seine Geschäfte. Für die thailändische Regierung ist der 60-jährige Milliardär der Inbegriff des Bösen. Er hat die Rothemden über Wochen angestachelt, dirigiert die Proteste aus dem Exil und lästert auf allen Kanälen gegen die aktuelle Führung.

Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva ist überzeugt, dass Thaksin den friedlichen Kompromiss, der vergangene Woche schon zum Greifen nahe war, höchstpersönlich platzen ließ. „Wir stehen am Abgrund zur Anarchie, und das alles wegen des Stolzes, der Gier und Rachsucht eines Mannes“, schrieb die Zeitung „Bangkok Post“ und meinte Thaksin.

Die weltweiten Verflechtungen des schillernden Geschäftsmanns bleiben indes für seine neuen Mitbürger genauso mysteriös wie der Grund für seine Einbürgerung im Land der Schwarzen Berge. In Großbritannien und Deutschland wurde der kapitalkräftige Flüchtling nach seiner Verurteilung zu einer zweijährigen Haftstrafe wegen Amtsmissbrauchs in seiner Heimat zwar zum unerwünschten Gast. Doch zumindest bei der Regierung des kriselnden Touristen-Mekkas Montenegro erfreut sich der von Interpol gesuchte Ex-Premier, der auch Diplomatenpässe und Staatsbürgerschaft Nicaraguas und Ugandas besitzt, ungebrochener Wertschätzung.

Sein Land habe Thaksin „wahrscheinlich Mitte 2009“ die Staatsbürgerschaft erteilt – vor Ausstellung des Interpol-Haftbefehls und „zum Nutzen der Wirtschaft“, ließ Vizepremier Igor Luksic im April in London wissen. Der Neubürger ziehe nicht nur „neue Investoren an“, sondern plane in Montenegro auch selbst Investitionen.

Herrn Thaksin Shinawatra sei mitgeteilt worden, dass er Montenegro nicht für seine politischen Aktivitäten nutzen dürfe, beteuert derweil Außenminister Milan Rocen. Thaksin sei vielmehr interessiert an „bedeutenden Projekten“ und „die Verleihung der Staatsbürgerschaft bessert das Bild Montenegros in der Welt auf“.

Tatsächlich wird der EU-Anwärter am Mittelmeer mit der Einbürgerung des umtriebigen Thaksin eher wieder seinem zweifelhaften Ruf als Eldorado für zwielichtige Geschäftsleute, Mafiosi und Geldwäscher gerecht. Schon seit langem werfen nicht nur die Oppositionsparteien, sondern auch heimische Bürgerrechtsgruppen der Regierung des langjährigen Premiers Milo Djukanovic eine allzu enge Verquickung mit der Organisierten Kriminalität vor. Enge Kontakte soll Thaksin mit der Machtclique in Podgorica pflegen.

Die Tageszeitung „Dan“ berichtet von „unbestätigten Gerüchten“, dass er sowohl zum Premier-Bruder Ace Djukanovic als auch dem von Interpol aufgrund eines serbischen Haftbefehls gesuchten Tabak-Tycoon Stanko Subotic „gute Beziehung“ pflege. Mit beiden plant der Thailänder offenbar millionenschwere Geschäfte: Montenegrinischen Medienberichten zufolge will er sowohl in die angeschlagen Prvi Bank des Djukanovic-Clans als auch in die Nobel-Insel Sveti Stefan des Wahlschweizers Subotic investieren.

Die Mittelmeer-Insel Sveti Nikola soll ihm bald gehören, 100 Millionen Euro sind für das zwei Kilometer lange und 36 Hektar große Eiland im Gespräch. Er liebe die Menschen, das Essen und das Wetter in Montenegro – und sei in ständigen Kontakt mit der thailändischen Opposition, berichtete der sonst in einer angemieteten Villa völlig abgeschottete Thaksin, als ihn heimische Reporter Ende April beim Verlassen einer Sprachschule in Podgorica endlich einmal zur Rede stellen konnten.

Doch Thaksins Sympathie-Erklärungen für sein neues Heimatland stoßen dort nicht nur auf Gegenliebe. Im Mai 2009 fragte die Anti-Korruptions-Organisation „Mans“ bei der Regierung an, aufgrund welcher Rechtsbasis das Innenministerium Thaksin die Staatsbürgerschaft erteilt habe. Eine Antwort steht bis heute aus. Mans versucht mittlerweile, von der Regierung per Gericht eine Offenlegung der Hintergründe der Einbürgerung zu erzwingen. „Leider gibt es Indizien, dass hinter der Einbürgerung private Finanz-Interessen stehen“, begründet Mans-Direktorin Vanja Calovic die Klage ihrer Organisation.

Mit der Erfolgsformel „Staatsbürgerschaft für Geld“ könne man sicherlich auch Kirgistans gestürzten Präsidenten Kurmanbek Bakijew oder andere „Investoren“ aus Kolumbien, dem Sudan oder dem Tschad ins Land locken, schreibt bitter das Wochenmagazin „Monitor“. Sarkastisch schlägt das Blatt Neubürger Thaksin gar als idealen Nachfolger für den nach eigener Auskunft amtsmüden Premier Djukanovic vor. In seiner Heimat sei der Thailänder schließlich für Machtmissbrauch im Familieninteresse verurteilt worden: „Das ist das gleiche Regierungsmodell, das hier seit 20 Jahren an der Macht ist.“

Quelle: WELT ONLINE

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koratwerner (†2012)
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Re: Pressestimmen zu den Vorfällen in Bangkok

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Sa Mai 22, 2010 8:59 am

KoratCat hat geschrieben:
koratwerner hat geschrieben:Lesenswert, da unter Einsatz von Hirn geschrieben.


Lesenswerter als den Artikel selbst finde ich die zahlreichen Leserkommentare (bis jetzt 193), die ihn vorwiegend als mangelhaft recherchiert und durchdacht verreissen. Ich kann mich sehr vielen anschließen.

http://www.zeit.de/politik/ausland/2010 ... kok-gewalt



Inzwischen wurden bis jetzt an die 300 Kommentare zu diesem Artikel geschrieben. Ich habe nicht alle gelesen, denn vieles, wenn auch in Nuancen, wiederholt sich.

Aufgefallen sind mir einige Kommentatoren, die das Demokratieverständnis in Thailand, mit dem in Europa und besonders in Deutschland vergleichen. Ob das angebracht ist, kann man in Frage stellen. Ich denke in diesem Zusammenhang u.a. auch an Presse- und Meinungsfreiheit, an schulischen und beruflichen Bildungschancen, an soziale Einrichtungen, an die Rangordnung des Militärs in der Gesellschaft und dem Zwang nach Gehorsam.

Bei nicht wenigen der Kommentare lese ich zwischen den Worten die Angst derjenigen, die als Mitarbeiter von hier in Thailand tätige Mitarbeiter ausländischer Firmen, um ihre Zukunftschancen fürchten. Gleiches auch von Kommentatoren, die hier wirtschaftliche Unternehmen unter dem Schild von thailändischen Familienangehörigen führen. Diese Kommentatoren fürchten um den Fortbestand der niedrigen Löhne für die ungebildete Bevölkerungsschicht, die ihre Gewinnmaximierung mindern könnten.

Ein anderer Teil der Kommentare befasst sich mit den eingeschränkten Menschenrechten in Thailand, wobei mehrmals eine geistige Vergewaltigung in Form einseitiger Gehirnwäsche durch Regierung und Obrigkeit, gesehen wird.

Durchweg sind die Kommentare von der derzeitige Situation und dem Wunschdenken für die Zukunft geprägt. Die Gründe, warum es zu der derzeitigen Eskalation gekommen ist, deren Anfänge weit in die geschichtliche Vergangenheit zurück reichen, werden kaum berührt.

Unterrepräsentiert in den Kommentaren sind die Meinungen von hier in Thailand auf dem Land im Familienverbund lebenden Ausländern. Vor allen Dingen derjenigen, die an die ungewisse Zukunft ihrer Kinder denken, die sie aus finanziellen Gründen zum Beispiel nicht auf gute internationale Schulen schicken, geschweige denn an ausländische Universitäten studieren lassen können.

In einigen Kommentaren wurde dieses Artikels als mangelhaft und wenig durchdacht kritisiert. Ich hoffe, ZEIT ONLINE wird dazu noch Stellung nehmen.

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Re: Pressestimmen zu den Vorfällen in Bangkok

Ungelesener Beitragvon dogmai » Sa Mai 22, 2010 2:20 pm

Wer glaubt denn wirklich daran, daß es in Thailand Demokratie gibt?

Wann wurde diese eingeführt? 1932 wurde die absolute Monarchie in eine Militärdiktatur umgewandelt. Erst Thaksin vertrat ja nicht nur die Eliten und war daran, sich vom Druck des Militärs weitgehend zu befreien, sondern er scharte die arme Bevölkerung um sich und seine Partei. Ob er Demokrat war? Ich kann das nicht ohne Weiteres bejahen.

Aber als er nach großen Problemen vorgezogene Wahlen durchführen wollte, wurde dies im September 2006 durch das Eingreifen des Militärs verhindert. Dieser im Grunde undemokratische Akt fand unter Vorbehalt große Akzeptanz nicht nur bei der Stadtbevölkerung Bangkoks, die ihre Sympathien zum Königshaus mit dem Tragen gelber Hemden ausdrückten. Wurden sie von den Eliten gesteuert?

Also - Thailand ist von Demokratie so weit entfernt wie die Erde vom Mars ; aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Mars einmal von Menschen erreicht wird.
Frühes Aufstehen ist der erste Schritt in die falsche Richtung.
Nostalgie: https://www.thailand-seite.de/Thailandnostalgie/

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Re: Pressestimmen zu den Vorfällen in Bangkok

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Di Mai 25, 2010 11:45 am

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Wer war es - Terroristen oder einfache Diebe?


Thailands Behörden versuchen weiter, die Verantwortlichen für die Bangkoker Plünderungen zu finden - für sie sind diese Terroristen. Aber die Geschäftsleute machen einfache Diebe für die Exzesse verantwortlich. Und viele der Ladenbesitzer stehen vor dem beruflichen Nichts.

Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Hörfunkstudio Südostasien, z.Zt. Bangkok am 25. Mai 2005

Noch sind die Schäden der gewaltsamen Räumung der Protestkundgebung der Rothemden und des anschließenden Brandstiftungen und Plünderungen in Bangkok gar nicht ganz erfasst - aber die Ermittlungsbehörden arbeiten bereits mit Hochdruck daran, die Täter ausfindig zu machen.

Die Regierung spricht noch immer von Terroristen, die die Zerstörung der Innenstadt schon lange geplant und nur die beste Gelegenheit dafür abgewartet hätten - doch Augenzeugen beschreiben ein anderes Bild. Piya Tantivachyanon, der Manager einer Wechselstubenkette, macht einfache Diebe für einen großen Teil der Schäden verantwortlich: "In der Nacht, in der die halbe Stadt in Brand gesetzt wurde, stürmten viele Leute den Big C Supermarkt an der Rajaprasong-Kreuzung. Einige rannten rein, andere rannten raus. Und sie haben alles mitgenommen, was sie tragen konnten."

Plünderer mit neuen Hemden und teuren Schuhen

Die Plünderer hätten neue Hemden angehabt und teure Schuhe, erzählt Piya. Manche hätten sogar Kinderspielzeug geklaut. "Und sie sagten: Hier ist sowieso keine Polizei. Da kann ich mir alles holen, was ich will. Einer kam raus gerannt und sagte: 'Oh, ich habe die Adidas-Schuhe vergessen. Ich muss noch mal zurück.'"

Auch Piyas Geldwechselstube wurde geplündert und in Brand gesetzt. Nachbarn hatten das Feuer jedoch gelöscht - und Bargeld wurde nicht in dem Laden aufbewahrt. Aber alles andere haben die Plünderer mitgehen lassen: "Wie auf den Aufnahmen meiner Überwachungskamera zu sehen war, haben sie nur das ausgesucht, was sie leicht tragen konnten und was irgendwie von Wert für sie war. Danach haben sie Feuer gelegt, um die Spuren zu vernichten."

Bleiben die Touristen weg?

Die Nacht der brennenden Einkaufszentren in Bangkok werde noch schlimme Folgen haben, sagt Piya. Viele Touristen würden in Zukunft fern bleiben. Schon jetzt sei das Geschäft mit den Geldwechselstuben, das in erster Linie von Touristen lebe, auf unter zehn Prozent zurückgegangen: "Ich habe einen der Rothemden gefragt, warum habt Ihr hier alles in Brand gesetzt? Du bist doch ein Motorrad-Chauffeur. Wenn Ihr hier alles nieder brennt, dann kommt kein Tourist mehr und auch Du machst kein Geschäft mehr."

Viele Kleinunternehmer haben unterdessen für die Schäden, die infolge der gewaltsamen Räumung der Protestkundgebung verursacht wurden, finanzielle Hilfen von der Regierung verlangt.

Unter den in Gebäuden, die in Brand gesetzt wurden, waren nicht nur Nobel-Einkaufszentren wie das Central World, sondern auch zahlreiche Gebäude mit Hunderten von kleinen Einzelhandelsgeschäften. Für die meisten der Besitzer waren diese Geschäfte die einzige Lebensgrundlage - und die im Feuer zerstörte oder von Plünderern gestohlene Handelsware bedeutet für die meisten einen finanziellen Verlust, der nur schwer wieder zu erwirtschaften ist.

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Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!


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