Ist Thailands Zukunft dunkel?

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koratwerner (†2012)
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Ist Thailands Zukunft dunkel?

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » So Apr 25, 2010 10:17 am

Die Zukunft resultiert auch aus der Vergangenheit!


Während des amerikanischen Vietnamkrieges floss ein riesiger Dollarstrom nach Thailand, mit dessen Hilfe die im weiten Land daniederliegende Infrastruktur grundlegend verbessert werden konnte.

Diese Verbesserung ermöglichte eine Industrialisierung und die explosionsartige Entwicklung des Tourismus. Dieses gewaltige wirtschaftliche Wachstum unter Regie einiger weniger Familien in Thailand führte einerseits nur zum weiteren Wohlstand einer kleinen Schicht, wohingegen das Einkommen der breiten Bevölkerung stagnierte.

Soziale Spannungen waren bis dahin zwar bekannt, doch nach dem Abzug der Geld bringenden Amerikaner vergrößerten sich diese. Zwangsläufig kam es zu einigen Militärputschen, bei denen sogar Blut floss, in dessen Folge sich die Kluft zwischen Arm und Reich nicht nur manifestierte, sondern vergrößerte.

Diese Kluft beschränkt sich nicht nur auf die Kapitalbildung und Verteilung, sondern auch auf das Bildungsniveau der Menschen. Während in anderen Schwellenländern die Zukunft des Volkes in der Bildung gesehen wird, wird dieser Faktor in Thailand nicht nur vernachlässigt, sondern zu Gunsten der wohlhabenden Klasse ausgebaut.

Zwar besteht in Thailand eine gesetzliche Schulpflicht, die dazu führte, dass sich das Analphabetentum auf Weltniveau befindet, doch weiterführende Schulen sind aus finanziellen Gründen nur den Kindern wohlhabender Familien zugänglich.

Nicht nur das, der Lernstoff in den Grundschulen beinhaltet in hohem Maße mehr das Lernen von Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, als die Förderung von selbständigem Denken und die Entwicklung von Kreativität.

Wenn die derzeitige Elite dieses Landes davon spricht, die Landbevölkerung sei dumm und ungebildet, hat sie teilweise sogar Recht. Doch gleichzeitig taucht die Frage auf, warum die breite Masse ungebildet und dumm ist. Die Antwort darauf liegt auf der Hand. Das Establishment hat in den vergangenen Jahrzehnten der breiten Bevölkerung eine bessere und umfangreiche Bildung bewußt vorenthalten.

Über Jahrzehnte hinweg hat die Bevölkerung diese Tatsache, nicht zuletzt auch aus religiösen Gründen, als ihr Schicksal angesehen. Doch heute sieht das abhängige Volk, dass andere asiatische Länder dabei sind das lange in Südostasien wirtschaftlich führende Thailand in der Bildung und beim Einkommen zu überflügeln.

Wenn auch mit etwas politischem Druck, die anderen Länder entwickeln sich nicht nur bildungsmäßig schneller als Thailand, sie öffnen sich auch zunehmend ausländischen Investoren, die wegen der andauernden politische Instabilität, mannigfachen Beschränkungen und behördlicher Schwerfälligkeit in Thailand, trotz großer Gewinnchancen, um ihre sichere Kapitalanlage fürchten.

Thailand, ein Land ohne eigenes Öl und wenig industriell nutzbarer Rohstoffe, ist derzeit ein Billiglohnland und kann industriellen Investoren nur wenig gebildete Arbeitskräfte zur Verfügung stellen. Bieten andere asiatische Länder besser qualifizierte Arbeitskräfte zu gleichen Konditionen bei besseren Investitionsvoraussetzungen, sieht die Zukunft für Thailand schlecht aus.

Mittelfristig gesehen hat allerdings die Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse die Chance auf den Weltmärkten zu expandieren und gute Erlöse zu erwirtschaften. Ob dann dazu die so genannten dummen und ungebildeten Bauern noch ihre Regierung und deren Helfershelfer benötigen, ist eine große Frage.

Bleiben wird auch der Tourismus, denn Thailand ist ein wunderbares Urlaubsland. Doch auch hier werden mehr gut ausgebildete Menschen mit Fach- und Sprachbildung auf Weltniveau benötigt, als gerissene Geschäftsleute und deren Hintermänner.

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