Betrug an kranken Menschen?

Für alles Wichtige aus dem Isaan und auch ein bisschen weiter weg. Was beim Isaan-Tourismus, dem Reisen in der Region von Bedeutung sein könnte, oder was die Gemüter der Expats erregt. Politik, Kultur, Wirtschaft etc.
Benutzeravatar
koratwerner (†2012)
Thailand-Autor
Beiträge: 941
Registriert: Di Dez 26, 2006 4:28 pm
Wohnort: Korat

Betrug an kranken Menschen?

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Mi Apr 21, 2010 3:29 pm

NDR Info exklusiv | 21.04.2010 06:38 Uhr

Abrechnungsbetrug: Sanofi-Aventis erstattet Anzeige

Haben bundesweit Apotheker die Krankenkassen um Millionen betrogen, weil sie Krebsmedikamente billig aus dem Ausland importiert und hier in Deutschland zu höheren Preisen abgerechnet haben? Die Wahrscheinlichkeit ist groß, schließlich ermitteln Staatsanwaltschaften bundesweit gegen 60 Apotheker, denen genau diese Masche vorgeworfen wird. NDR Info hatte in der vergangenen Woche ausführlich über diesen Skandal berichtet. Jetzt sieht es so aus, als wenn er noch weitere Kreise zieht, denn nach neuen Recherche-Ergebnissen hat sich auch ein großer Pharmakonzern eingemischt.

Von Ilka Steinhausen und Arne Meyer, NDR Info

Im Fall des Abrechnungsbetrugs mit Krebsmedikamenten ermitteln Staatsanwaltschaften nach Recherchen von NDR Info bundesweit gegen 60 Apotheker.

Wie groß ist der Abrechnungsbetrug um ausländische Krebsmedikamente? Eine Frage, die mit letzter Sicherheit noch niemand beantworten kann. Fest steht, dass die Unruhe groß ist; vor allem bei der Pharmaindustrie. Für sie geht es um viel: Um Millioneneinnahmen, um das Vertrauen der Patienten und um geschützte Patente. Nach Recherchen von NDR Info hat sich der Pharma-Riese Sanofi-Aventis in den Skandal eingeschaltet und bei der Staatsanwaltschaft Mannheim Anzeige erstattet. "Auf diese Anzeige hin ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Verantwortliche einer anderen Pharmafirma wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Patent- und Markengesetz", sagte Staatsanwältin Christina Arnold.

Sanofi-Aventis ist bereits Ende vergangenen Jahres auf die Behörde zugegangen, wie der Leiter der Rechtsabteilung des Pharmaunternehmens, Kurt Arnold, erklärt: "Wir haben erfahren, dass nach Arzneimittelrecht unerlaubte Importe stattgefunden haben, die auch Marken- und Patentrechtsverletzungen begründen." Arnold betonte allerdings, dass es bei dieser Anzeige nur um den Import von Krebsmedikamenten aus dem Ausland geht, die in Deutschland nicht verkehrsfähig, also: nicht zugelassen sind. "Wir haben insofern Glück, dass es nur Originalware war. Wir kennen Fälle, da waren es Fälschungen. Davon sind wir nicht betroffen", so Arnold.

Hat Apotheker aus Braunschweig 1,6 Millionen Euro kassiert?

Die Ermittlungen um den Abrechnungsbetrug mit Krebsmedikamenten waren ins Rollen gekommen, weil ein Pharmagroßhändler über Dubai auffällig günstige Präparate angeboten bekommen hatte. Bei Tests dieser Präparate kam heraus, dass diese wirkungslos waren. Daraufhin informierte der Händler die Krankenkassen. Die AOK Niedersachsen und die Techniker Krankenkasse gehen inzwischen von einem bundesweiten Schaden im hohen zweistelligen Millionenbereich aus. So ermittelt die Staatsanwaltschaft in Braunschweig gegen einen Apotheker, der alleine einen Gewinn von rund 1,6 Millionen Euro eingestrichen haben soll. Gerd Glaeske, Pharma-Experte von der Universität Bremen, hält das Vorgehen von Sanofi-Aventis für nachvollziehbar, allerdings auch für bemerkenswert. "Ich glaube, wenn es nicht gerade Krebserkrankungen wären, dann würde ein Pharmaunternehmen noch einmal überlegen. Aber das ist ein Punkt, bei dem man nicht mehr besonders freundlich darüber hinwegguckt, dass es zu dieser kriminellen Energie gekommen ist. Es ist einfach eine Betrügerei bei denjenigen, die am schlimmsten erkrankt sind."

Mit Hilfe der Anzeige ziehe Sanofi-Aventis eine Grenze und zeige, dass es mit solchen Machenschaften nichts zu tun haben wolle, so Glaeske weiter: "Das heißt, es werden Patienten um ihre wirkliche Therapie betrogen. Und wenn es Arzneimittel sind, die von einer bestimmten Firma kommen, die dann hier vielleicht nicht genutzt werden, dann ist es glaube ich im Interesse des pharmazeutischen Unternehmens, deutlich zu machen, wir sind daran nicht beteiligt. Sondern es sind andere Firmen, die an der Krankheit verdienen und daran verdienen, dass Betrügereien stattfinden."

Ein Opfer dieser Betrügereien ist offenbar Sanofi-Aventis geworden. Der Konzern hat nach eigenen Angaben durch die Machenschaften der jetzt angezeigten Mitarbeiter eines anderen Pharmaunternehmens viel Geld verloren. Wie viel, wollte der Konzern mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen.

Autorin/Autor: Ilka Steinhausen und Arne Meyer, NDR Info
Stand: 21.04.2010 06:00
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

Zurück zu „Nachrichten von Isaan, Thailand, Südostasien und unserer alten Heimat“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 494 Gäste