UDD: Wir kommen in Frieden

Für alles Wichtige aus dem Isaan und auch ein bisschen weiter weg. Was beim Isaan-Tourismus, dem Reisen in der Region von Bedeutung sein könnte, oder was die Gemüter der Expats erregt. Politik, Kultur, Wirtschaft etc.
Benutzeravatar
koratwerner (†2012)
Thailand-Autor
Beiträge: 941
Registriert: Di Dez 26, 2006 4:28 pm
Wohnort: Korat

UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Fr Mär 05, 2010 2:10 pm

(Pressemitteilung der UDD vom 04.03.2006) Nachdem wir die letzten Pressemitteilungen überschlagen hatten, weil es sich in erster Linie um politische Aussagen handelte, die den Lesern dieser Seiten bekannt sein dürften, möchten wir diese 5. Pressemitteilung teilweise veröffentlichen, weil sie einige interessante grundsätzliche Stellungnahmen enthält.
Eine Mitteilung an die guten Menschen von Bangkok.

Am Freitag den 12. März wird eine Kampagne beginnen, die das Ziel hat, die Diktatur des thailändischen Militärs zu beenden und die Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie dieser wunderbaren Nation wieder erblühen zu lassen. In diesem Augenblick machen sie hunderttausende von Menschen überall im Land auf den Weg in die Hauptstadt. Und das in Widerstand gegenüber einem Regime dass bewiesen hat, dass es gewillt ist Gewalt anzuwenden und denen die Menschenrechte abzusprechen, die gegen sie auftreten.

Diese Menschen haben Frieden in ihrem Herzen, aber auch den Willen zum Wechsel. Einige werden rote Hemden anhaben, und einige nicht. Einige werden zur Unterstützung eines demokratische gewählten Anführers marschieren, der, ob gut oder schlecht, durch das Militär gestürzt wurde, und nicht durch den Willen des Volkes. Und andere werden auch kommen, einige waren es gewohnt gelbe Hemden zu tragen um gegen ein von ihnen als autoritär angesehenes Regime zu demonstrieren, die jetzt aber Zeuge von Ungerechtigkeit geworden sind.

Diese Menschen werden durch einige Glaubensgrundsätze zusammen geschweißt: Den Glaube an unsere konstitutionelle Monarchie. Den Glauben an einen gewaltlosen Wechsel. Den Glauben an eine Justiz ohne doppelten Standard. Und den Glauben, dass man als thailändischer Bürger das Recht hat, dass seine Stimme gehört wird und ihre Bedenken ausgesprochen werden dürfen.

Diese Kampgange wird die größte sein, die jemals in der thailändischen Geschichte gesehen wurde. Sie bezweckt das Abhisit-Regime zu zwingen (und die Schattenregierung, die sie unterstützt), anzuerkennen, was sie unserem Land antut, und das Parlament aufzulösen sowie freie und faire Neuwahlen, überwacht durch internationale Wahlbeobachter, auszurufen. Nicht mehr und nicht weniger. Wir werden Ihnen ihre Skepsis vergeben, wenn Sie annehmen, dass eine gewaltlose Kampagne nicht wird erreichen können, was wir anstreben. Aber wir möchten Sie daran erinnern, wie die indische Nation geboren wurde. Sie verdankt dies dem gewaltfreien Kampf eines Mannes mit dem Namen Mahatma Gandhi, und er war erfolgreich darin, die indische Nation aus der Herrschaft des britischen Empire zu befreien.

Wir sind überzeugt, dass wir für den kommenden Kampf keine Gewehre, Kugeln oder Schwerter werden benötigen, sondern Solidarität und Ehrlichkeit in unseren Herzen. Wir haben von den Fehlern der Vergangenheit gelernt und werden es nicht zulassen, dass sie noch einmal passieren. Wir werden zueinander stehen, wir werden gegen Störenfriede vorgehen und wir werden darauf achten, dass kein Ausländer verletzt oder eingeschüchtert werden wird. Wir werden trotzig auf die Gewehrmündungen der Soldaten schauen die loyal gegenüber den Männern sind, die uns still und unterwürfig wünschen, und wir werden jene mit offenen Armen empfangen, die ihre Waffen weglegen und sich uns anschließen werden. Wir geben der Abhisit Regierung eine letzte Wahl zwischen Demokratie und Diktatur.

Die Junta weiß, dass sie in einer freien und fairen Wahl nicht überleben kann und sie fürchtet
unsere Forderung und möchte, dass wir sie auch fürchten. Sie will uns ignorieren, abhalten, oder noch schlimmer verhaften wegen der Ausübung unserer demokratischen Rechte. Aber sie sollten das nicht tun. Denn neben jedem Rothemd steht ein thailändischer Bürger, und in ihrer Brust schlägt ein Herz wie das jedes Thailänders, und das wünscht sich Wohlstand, Freiheit, Respekt und dass Thailand eine Nation wird, die sich ihre Bürger verdient haben.

Am 12. März wird der gewaltlose Kampf um Thailands Zukunft beginnen. Die UDD ruft jede Person in Bangkok auf, die begriffen hat, dass unsere Nation in Gefahr ist, uns als Freunde zu empfangen, zu uns auf die Straße zu kommen und unserem Aufruf zu einem Wechsel in Thailand zu folgen.

04.03.2010 Schönes Thailand?

Benutzeravatar
koratwerner (†2012)
Thailand-Autor
Beiträge: 941
Registriert: Di Dez 26, 2006 4:28 pm
Wohnort: Korat

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Fr Mär 05, 2010 2:22 pm

Was dann?

Möglicherweise werden die Demonstranten der UDD Bangkok überhaupt nicht erreichen. Selbst wenn, ein Wechsel der Regierung durch Neuwahlen ist derzeit wohl schwer vorstellbar.

Es genügt nicht, den Wechsel herbei zu wünschen, ohne eine Lösung anbieten zu können, wie sich eine neue Regierung zusammensetzen soll und welches Programm sie verfolgt.

Bisher lese ich von der UDD nichts darüber. Weder bietet sie einen anderen Ministerpräsidenten an, noch eine Ministerriege. Oder geht die UDD davon aus, Herrn Thaksin wieder in Amt und Würden bringen zu können?

Benutzeravatar
pezi
Thailand-Entdecker
Beiträge: 255
Registriert: Do Sep 21, 2006 9:00 pm
Wohnort: Udonthani

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon pezi » Fr Mär 05, 2010 5:04 pm

wenn die UDD auch nur einen punkt von ihrem programm nennen wuerde oder den naechsten minister praesidenten nennen wuerde.
was meinst wie schnell dieser eingesperrt waere.du scheinst zu vergessen wer an der regierung ist.die machen jeden brauchbaren politiker von gegen partei sofort mundtot. gruss pezi

Benutzeravatar
KoratCat
Thailand-Forum-Administrator
Beiträge: 7876
Registriert: Sa Jul 22, 2006 11:00 am
Wohnort: Non Sung/Korat (Frankfurt/M)
Kontaktdaten:

Bangkok rüstet sich für größte Demonstration seit Jahren

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Fr Mär 12, 2010 5:26 pm

Bangkok rüstet sich für größte Demonstration seit Jahren

Bereits Tausende Anhänger Thaksin Shinawatras ins Stadtzentrum geströmt

Bangkok - Die thailändische Hauptstadt Bangkok bereitet sich auf die womöglich größte Anti-Regierungs-Demonstration seit Jahren vor. Bereits zwei Tage vor dem geplanten Beginn eines "Marsches von Millionen" strömten Tausende Anhänger des früheren Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra am Freitag in das Stadtzentrum. Dort warteten die Oppositionellen auf Hunderttausende weitere Unterstützer, die in den kommenden Tagen aus den Provinzen eintreffen sollen. Sie versprachen einen friedlichen Verlauf der für Sonntag geplanten Massen-Demonstration, mit der sie Regierungschef Abhisit Vejjajiva zu Neuwahlen zwingen wollen. Rund 50.000 Sicherheitskräfte hielten sich in Bangkok bereit.

Nur wenige rechnen zwar mit einer Million Demonstranten, aber bereits die Aussicht auf Hunderttausende Menschen in den Straßen zerrt an den Nerven der Bewohner Bangkoks. Viele Geschäfte und Schulen blieben geschlossen. Vor zahlreichen Banken und Staatsgebäuden zogen bewaffnete Wachposten auf. Die Regierung warnte vor Übergriffen der Demonstranten wie Brand- oder Bombenanschlägen.

Die Auseinandersetzungen zwischen dem Lager Thaksins und der Regierung brodeln seit mehreren Jahren. 2009 blockierte die Opposition drei Wochen lang den Regierungssitz und zeitweise auch den internationalen Flughafen von Bangkok. Die Opposition fordert den Rücktritt Vejjajivas, der in ihren Augen unrechtmäßig an die Spitze der Regierung gerückt ist.

Der Standard
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

Benutzeravatar
KoratCat
Thailand-Forum-Administrator
Beiträge: 7876
Registriert: Sa Jul 22, 2006 11:00 am
Wohnort: Non Sung/Korat (Frankfurt/M)
Kontaktdaten:

Massen-Proteste lähmen Bangkok

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Sa Mär 13, 2010 12:33 pm

Massen-Proteste lähmen Bangkok

Der Marsch tausender Demonstranten auf Bangkok hat am Samstagmorgen in Thailand zahlreiche Zufahrtsstrassen verstopft. Die Oppositionsbewegung UDD mobilisierte nach eigenen Angaben mehrere hunderttausend Menschen in den Provinzen.

In der Provinz Nakhon Sawan rund 250 Kilometer nordwestlich von Bangkok hatten sich nach Angaben der «Bangkok Post» über Nacht 20'000 Demonstranten gesammelt.

Mit Autos, Lastwagen und Bussen verstopften sie am Morgen in einem zehn Kilometer langen Konvoi zwei der vier Spuren der Zufahrtsautobahn nach Bangkok. Aus der Provinz Nakhon Ratchasima nordöstlich von Bangkok seien 10'000 Menschen unterwegs, berichtete die Zeitung. Es soll die grösste Demonstration aller Zeiten werden.

Sturz der Regierung als Ziel

Ziel der Opposition ist der Sturz der Regierung. Die Demonstranten sprechen der Regierung von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva die Legitimität ab. Er war Ende 2008 bei einer Abstimmung im Parlament mit den Stimmen von Überläufern der damaligen Regierung an die Macht gekommen.

Ex-Regierungschef Thaksin Shinawatra feuert die Demonstranten an. Das Militär hatte ihn 2006 gestürzt. Er flüchtete vor der Verurteilung zu zwei Jahren Haft wegen Amtsmissbrauchs ins Exil.

Tagesschau SF
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

Benutzeravatar
KoratCat
Thailand-Forum-Administrator
Beiträge: 7876
Registriert: Sa Jul 22, 2006 11:00 am
Wohnort: Non Sung/Korat (Frankfurt/M)
Kontaktdaten:

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Mo Mär 15, 2010 8:37 am

Thailand

Demonstranten stellen Ultimatum

In Thailand haben 100 000 Anhänger des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin die Regierung ultimativ zum Rücktritt aufgefordert. Wenn es keine Neuwahlen gibt, wollen sie die Hauptstadt Bangkok lahmlegen.

Die Anhänger des gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra verlangen Neuwahlen "Wir verlangen, dass die Regierung das Parlament auflöst und die Macht dem Volk zurückgibt“, sagte einer der Führer der Protestbewegung, Veera Musikapong. Der Regierung wurde eine Frist von 24 Stunden gesetzt.

Die Demonstranten strömten vor allem aus den ärmeren Gebieten im Norden und Nordosten in die Hauptstadt. Sie kamen alle in roten Hemden, auf Lastwagen und Motorrädern, mit Bussen und in Booten auf dem Fluss Chao Phraya. Die Protestbewegung erwarte eine Million Teilnehmer, sagte einer der Führer der „Rothemden“, Jatuporn Prompan. Rund 50 000 Soldaten und Polizisten waren in Bangkok im Einsatz.

Thaksin: „Gebt nicht auf!“

Thaksin wandte sich am Sonntag in einer Videoschaltung direkt an die Demonstranten. Er rief sie auf, ihren Protest friedlich fortzusetzen. „Gebt nicht auf. Macht euch keine Sorgen um mich. Es geht um mehr als mich. Es geht um die Interessen des Landes“, sagte Thaksin unter dem Beifall seiner Anhänger.

Die Opposition droht unter anderem mit einem Marsch auf die Kaserne des 11. Infanterieregiments, wo sich Abhisit seit einigen Tagen aufhält. Dieser wies die Forderungen in einer Rundfunkansprache am Samstag zurück. Eine Auflösung des Parlaments würde nur zu neuen Problemen führen, sagte er.

Thailand ist seit Anfang 2006 politisch nicht mehr zur Ruhe gekommen, als Demonstranten Thaksin Korruption und Machtmissbrauch vorwarfen. Im gleichen Jahr wurde er gestürzt. 2008 kamen dann seine politischen Verbündeten wieder für ein Jahr an die Macht.

FOCUS ONLINE

___________________________________________________________


Ist halt so 'ne Frage, wie das mit den 'Straftaten gegen die öffentliche Ordnung', und insbesondere der 'Nötigung eines Verfassungsorgans', von dem jeweiligen Gericht im jeweiligen Fall gehandhabt wird...

In D lautet das entsprechende Gesetz:


§ 105

Nötigung von Verfassungsorganen

(1) Wer
1. ein Gesetzgebungsorgan des Bundes oder eines Landes oder einen seiner Ausschüsse,
2. die Bundesversammlung oder einen ihrer Ausschüsse oder
3. die Regierung oder das Verfassungsgericht des Bundes oder eines Landes

rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt nötigt, ihre Befugnisse nicht oder in einem bestimmten Sinne auszuüben, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren bestraft.

(2) In minder schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren.
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

Benutzeravatar
KoratCat
Thailand-Forum-Administrator
Beiträge: 7876
Registriert: Sa Jul 22, 2006 11:00 am
Wohnort: Non Sung/Korat (Frankfurt/M)
Kontaktdaten:

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Mo Mär 15, 2010 6:15 pm

Thailand

Demonstranten wollen blutiges Zeichen setzen

Mit ihrem Blut wollen Tausende Demonstranten in Bangkok ihre Forderung nach einem Rücktritt der Regierung unterstreichen. Während die Opposition zum Aderlass bittet, sucht der Regierungschef das Weite.

dpa Anhänger der Oppositionsbewegung Die Anhänger des gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra drohten, am Dienstag literweise Blut vor den Regierungssitz zu gießen, wenn die Regierung bis dahin nicht abtritt. „Wir bitten jeden der 100 000 Demonstranten, einen Kubikzentimeter Blut zu geben“, sagte Nattawut Saikuer, einer der Anführer der Oppositionsbewegung UDD. Die Demonstranten verlangen Neuwahlen. Regierungschef Abhisit Vejjajiva wies das zurück.

Wie könnte sich eine Verleumdungskampagne der Opposition im Wahlergebnis in NRW niederschlagen?
Gefragt von ProfessorX Rund ein Fünftel der 100 000 Demonstranten, die die UDD am Wochenende nach Bangkok gebracht hatte, zog am Morgen zu dem Militärstützpunkt, an dem die Regierung sich zurückgezogen hat. Soldaten hatten das Gelände mit Stacheldraht abgesperrt. Sie ließen über große Lautsprecher Musik abspielen, um die Stimmung zu entspannen.

Demonstranten lassen Ultimatum verstreichen

Die Demonstranten ließen ihr am Sonntag gestelltes Ultimatum, wonach Abhisit seinen Rücktritt bis zum Mittag verkünden sollte, verstreichen. Die Menschen verstreuten sich. Abhisit hatte am Morgen im Fernsehen klargestellt, dass seine Regierung im Amt bleibt.Die Regierung sei aber bereit, die Vorstellungen der Opposition anzuhören, sagte er im Fernsehen weiter. Wie alle Thailänder wolle auch die Regierung, dass das Land vorankomme. Anschließend verließ er den Stützpunkt per Helikopter.

Den Marsch auf die Kaserne hatten die sogenannten Rothemden bereits am Wochenende angekündigt. Sie drohten auch damit, die Zentren der Regierung lahmzulegen, wenn ihre Forderung nach Neuwahlen nicht erfüllt werde. Thailand ist seit Anfang 2006 politisch nicht mehr zur Ruhe gekommen, als Demonstranten Thaksin Korruption und Machtmissbrauch vorwarfen. Im gleichen Jahr wurde er gestürzt. 2008 kamen dann seine politischen Verbündeten wieder für ein Jahr an die Macht.

FOCUS ONLINE

Na, die Idee ist doch gar nicht schlecht! Hoffentlich gibt's bei dem "Aderlass" nicht allzuviele Entzündungen.
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

Benutzeravatar
koratwerner (†2012)
Thailand-Autor
Beiträge: 941
Registriert: Di Dez 26, 2006 4:28 pm
Wohnort: Korat

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Mo Mär 15, 2010 6:32 pm

Aufmarsch der Armen

Hunderttausend Menschen demonstrieren gegen die Regierung

15. März 2010, Konrad Adenauer Stiftung

Mit der Forderung nach „echter Demokratie“ setzen Demonstrationen der „Rothemden“ das normale Leben in der Hauptstadt Thailands teilweise außer Kraft. Mit der bisher größten Protestbewegung fordern arme Bevölkerungsschichten aus den ländlichen Regionen Thailands die „Rückgabe der Macht an das Volk“. Die Regierung ist paralysiert. Ein Ende der Demonstrationen ist bislang nicht abzusehen.

In Bangkok herrscht Notstand. Seit dem Wochenende demonstrieren über hunderttausend Menschen gegen die Regierung. In den Medien variieren die Angaben über die Zahl der Demonstranten zwischen hundert- und siebenhunderttausend. Aufgerufen hat die Thaksin-nahe außerparlamentarische Opposition „United Front for Democracy Against Dictatorship“ (UDD), bekannt als die „Rothemden“. Die Massen strömten mit Bussen, Lastwagen, Motorrädern und in Booten aus den verarmten Regionen des Nordens und Nordostens nach Bangkok. Angeheizt war die Stimmung im Land durch die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes, den Großteil des eingefrorenen Vermögens Thaksins zu beschlagnahmen.

Mehr als 50.000 Soldaten und Sicherheitskräfte sind im Einsatz. Die Regierung hat über Bangkok und die umliegenden Provinzen das nationale Sicherheitsgesetz in Kraft gesetzt, welches der Armee Sondervollmachten einräumt. Entgegen der Befürchtungen der Regierung, verläuft die Demonstration bislang beispielhaft friedlich. Offensichtlich haben die Rothemden ihre Lehren aus den Protestaktionen im April vergangenen Jahres gezogen, bei denen es zu schweren Ausschreitungen gekommen war.

Die Rothemden wollen mit ihrer Massendemonstration die Regierung zum Rücktritt zwingen. Entweder müsse das Parlament aufgelöst werden oder die Hauptstadt werde lahmlegt, so das Ultimatum an die Regierung.

Masse vs. Macht: Land erhebt sich gegen Elite
Seit der Einführung der konstitutionellen Monarchie gilt in Thailand der Spruch: „Regierungen werden vom Land gewählt und von Bangkok gestürzt“. Die Vielzahl der militärischen Eingriffe gegen gewählte Regierungen ist exemplarisch dafür. Vor diesem Hintergrund haben die derzeitigen Massendemonstrationen eine historische Dimension. Es ist das erste Mal in der Geschichte des thailändischen Königreiches, dass Bauern in die Hauptstadt strömen, um die „Rückgabe der Macht an das Volk“ einzufordern. Es sind die städtischen und ländlichen Armen, die Mehrheit der Wählerschaft also, die die Bewegung der Rothemden ausmachen. Sie verlangen das Recht, ihre eigene Regierung demokratisch zu wählen, sie fordern gerechte Verteilung von Wohlstand und Entwicklung. Erstmals fordert die gesellschaftliche Unterschicht die privilegierte Elite des Landes heraus.

Für die Roten ist Abhisit eine Marionette der militärisch-bürokratischen Elite. Schließlich kam die Abhisit-Regierung durch eine Kombination von gewaltsamen Protesten der Anti-Thaksin-Bewegung, der Auflösung der Thaksin-nahen Regierungspartei durch das Verfassungsgericht und nicht zuletzt durch die Unterstützung des Militärs an die Macht. Dass die Regierungskoalition im Parlament verfassungsgemäß zustande kam, bedeutete jedoch nicht, dass sie bei den Rothemden und darüber hinaus demokratische Legitimität genießt. Der alteingesessenen Elite des Landes fällt es schwer, die seit über drei Jahren anhaltende Krise als Kampf um Ideen anzuerkennen. Die bürokratisch-militärische Elite bevorzugt es, die Bewegung der Rothemden auf einen von Thaksin inszenierten Personenkult zu reduzieren. Für sie sind die armen Massen auf dem Land viel zu ungebildet und aufgrund ihrer Armut viel zu anfällig für Stimmenkäufe und finanzielle Versprechungen des Multimillionärs Thaksin. Damit wird den Armen die Fähigkeit abgesprochen, „richtige“ politische Entscheidungen zu treffen. Entsprechend ist die Elite des Landes der Auffassung, dass eine „Thai style Democracy“, in welcher Krone und Militär jenseits demokratischer Prozesse in das politische Geschäft eingreifen, besser geeignet ist für Thailand als eine parlamentarische Demokratie, in welcher der Volkswille über die Zusammensetzung der Regierung entscheidet.

Gewiss ist es noch zu früh, die Rothemden als eine neue Bürgerrechtsbewegung zu klassifizieren. Ihre große Schwäche liegt darin, dass sie über keine Leitfigur im Land verfügen, die Thaksin als treibende Kraft ablösen und die lose Formation in Richtung einer Demokratiebewegung anführen könnte. Klar ist aber auch, dass es inzwischen nicht mehr um Thaksin allein geht, sondern vielmehr um die Frage, wie Thailands künftiges politisches System aussehen soll.

Die Machthaber müssten bereit sein, die andere Seite des politischen Spektrums als gleichberechtigten Gesprächspartner zu akzeptieren. Aber genau das ist nicht der Fall. Im Gegenteil, das Verhalten der Regierung, ihrer Unterstützer und etlicher Massenmedien heizen den Konflikt weiter an.

Die Regierung: Aussitzen als Taktik
Premierminister Abhisit harrt seit Beginn der Demonstrationen in der Kaserne des 11. Infanterie-Regiments aus. Hier sitzt die Kommandozentrale der Regierung. Es sind keine Bemühungen um einen politischen Dialog mit den Anführern der Rothemden erkennbar. Vielmehr will er die Sicherheitsmaßnahmen durch Ausrufung des Notstandsgesetzes verschärfen. Vieles deutet darauf hin, dass die Regierung tatenlos das Ende der Demonstrationen abwarten will. Dies könnte aber die Demonstranten frustrieren und so einen Gewaltausbruch provozieren. Die gegenwärtige Krise ist u.a. auch ein Resultat der Verdrängungspolitik der Abhisit-Regierung. Sie hatte zwar bei Amtsantritt eine Politik der nationalen Versöhnung angekündigt, hat aber keine Taten folgen lassen. Abhisits Versprechen einer Verfassungsänderung und seine Signale für eine Amnestie für Politiker, die nach Auflösung ihrer Parteien mit politischem Betätigungsverbot belegt wurden, blieben populistische Rhetorik. Damit hat er nicht nur die Opposition verärgert, sondern auch seine Koalitionspartner, die ihm immer wieder mit Austritt aus der Regierung drohen.
Vor allem hat Abhisit die Chance verpasst, Forderungen der Rothemden in seinem angekündigten Reformprogramm zu berücksichtigen und so eine politische Formel zur Überwindung der tiefen politischen Polarisierung zu finden. Seine Regierung steht nun mit dem Rücken zur Wand und wartet nur ab.

Zur Überraschung des Premiers hat der Parlamentspräsident eine gemeinsame Sitzung der beiden Häuser des Parlaments einberufen, offiziell um anstehende Abkommen mit ausländischen Staaten zu beraten. Tatsächlich geht es wohl um die aktuelle Krise. Es ist nicht auszuschließen, dass Abhisit’s Democrat Party mit einem unerwarteten Vorstoß unter Druck gesetzt wird. Es bleibt aber fraglich, ob das Parlament angesichts der Massendemonstrationen überhaupt tagen kann.

Ohnehin ist das Parlament in der seit Jahren andauernden Krise völlig marginalisiert. Politische Konflikte werden in Thailand außerhalb des Parlaments ausgetragen. Demonstrationen auf Bangkoker Straßen sind insbesondere in den letzten Jahren zum entscheidenden Hebel für Machtwechsel avanciert. In 2006 führten die Demonstrationen der Gegner Thaksins zum Militärputsch. 2008, als Thaksins Verbündete für ein Jahr zurück an die Macht kamen, waren es wieder Straßendemonstrationen, die zum Regierungswechsel führten. Seitdem protestieren die Rotenhemden für einen Machtwechsel. Die im Parlament vertretenen politischen Parteien sind nicht in der Lage, einen konstruktiven Dialog zu führen. Es sind die außerparlamentarischen Oppositionsgruppen, die die Agenden der politischen Parteien bestimmen.

Vor diesem Hintergrund versprechen die von den Rothemden geforderten Wahlen keine wirkliche Lösung des politischen Konflikts. Wahlen würden möglicherweise die Thaksin-Anhänger wieder an die Macht bringen, was dessen Gegner wieder auf den Plan rufen würde. Es ist ein Teufelskreis, in dem ein überlebensfähiger Konsens nur schwer zu finden sein wird.
In Thailand zeichnen sich durch wachsendes politisches Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung zwar neue gesellschaftliche Konstellationen ab, aber ein demokratischer Neubeginn, der alle Parteien einschließt und den Weg für eine demokratische Entwicklung ebnen könnte, liegt noch in weiter Ferne.
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

Benutzeravatar
KoratCat
Thailand-Forum-Administrator
Beiträge: 7876
Registriert: Sa Jul 22, 2006 11:00 am
Wohnort: Non Sung/Korat (Frankfurt/M)
Kontaktdaten:

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Mär 16, 2010 9:16 am

da die Abhisit-Regierung sich von den Demonstrationen in Bangkok scheinbar nicht besonders beeindruckt fühlt, hat Thaksin gestern seine Anhänger per Telefon dazu aufgerufen, auch in den Provinzen des Nordens und im Isaan zu demonstrieren. Daraufhin wurden die Sicherheitsvorkehrungen dort verstärkt, schreibt The Nation.

Also bitte etwas Vorsicht auch in Korat. :wave
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

Benutzeravatar
WADI (†2016)
Thailand-Reporter
Beiträge: 669
Registriert: So Aug 20, 2006 7:14 am

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon WADI (†2016) » Di Mär 16, 2010 8:08 pm

also, wir waren heute in der Stadt - nix los, weniger Verkehr als sonst (?); bei MAKRO waren nur 5 Kassen besetzt;
in TheMall habe ich sofort nach Einfahrt einen Parkplatz bekommen, ohne lange zu suchen. Die Brottheke beim
"Etoille" war bestens bestückt mit vielen Laibern Graubrot, da waren noch nicht viele Farang vor uns dagewesen.
Direkt gegenüber der Bäckerei im Coffee Shop gaben sich wie immer einige Farang ein Stelldichein ... also ein ganz
normaler Arbeitstag
导师 dǎoshī Lem Pel

Benutzeravatar
Detlef (†2020)
Thailand-Autor
Beiträge: 1997
Registriert: Do Aug 17, 2006 11:08 pm
Wohnort: Nakhon Ratchasima

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon Detlef (†2020) » Mi Mär 17, 2010 2:24 pm

Werde morgen früh mit Frau und Enkelkindern Richtung Satahip fahren. Über die 304. (Ban Krut haben wir uns aufgrund der unabwägbaren Situation verkniffen)

Besondere Vorkommnisse werde ich vermelden. :salut
...selbst ist der Mann! (wenn man ihn lässt und wenn er kann)

Benutzeravatar
dogmai
Thailand-Autor
Beiträge: 2231
Registriert: Do Aug 09, 2007 9:39 pm
Wohnort: Koblenz
Kontaktdaten:

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon dogmai » Mi Mär 17, 2010 6:15 pm

WADI hat geschrieben:also, wir waren heute in der Stadt - nix los, weniger Verkehr als sonst


Klar, die sind aj alle in Bangkok :wie
Frühes Aufstehen ist der erste Schritt in die falsche Richtung.
Nostalgie: https://www.thailand-seite.de/Thailandnostalgie/

Benutzeravatar
WADI (†2016)
Thailand-Reporter
Beiträge: 669
Registriert: So Aug 20, 2006 7:14 am

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon WADI (†2016) » Mi Mär 17, 2010 6:26 pm

dogmai hat geschrieben:
WADI hat geschrieben:also, wir waren heute in der Stadt - nix los, weniger Verkehr als sonst


Klar, die sind ja alle in Bangkok


die Mehrzahl war bestimmt nicht dahingefahren - zumindest von der Teilnehmeranzahl (angesagt u. real im Vergleich)
war das Ganze doch eher ein flop
导师 dǎoshī Lem Pel

Benutzeravatar
WADI (†2016)
Thailand-Reporter
Beiträge: 669
Registriert: So Aug 20, 2006 7:14 am

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon WADI (†2016) » Mi Mär 17, 2010 7:31 pm

also, heute gab es doch etwas in Khorat zu sehen: ca. 50 Figuren der Roten hatten sich
auslaufen lassen u. dann mit diesem Blut das Foto des Herrn Prem besudelt (die dabei-
stehende Bevölkerung war aber mit der Aktion wohl garnicht einverstanden...)

http://www.bangkokpost.com/news/thaksin ... em-s-photo
导师 dǎoshī Lem Pel

Benutzeravatar
Detlef (†2020)
Thailand-Autor
Beiträge: 1997
Registriert: Do Aug 17, 2006 11:08 pm
Wohnort: Nakhon Ratchasima

Re: UDD: Wir kommen in Frieden

Ungelesener Beitragvon Detlef (†2020) » Mi Mär 17, 2010 9:16 pm

Huch! Wie unappetitlich!

Akuter Rotlauf in Khorat! :shock
...selbst ist der Mann! (wenn man ihn lässt und wenn er kann)


Zurück zu „Nachrichten von Isaan, Thailand, Südostasien und unserer alten Heimat“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 495 Gäste