Die Reiskrise – die letzte Entwicklung

Für alles Wichtige aus dem Isaan und auch ein bisschen weiter weg. Was beim Isaan-Tourismus, dem Reisen in der Region von Bedeutung sein könnte, oder was die Gemüter der Expats erregt. Politik, Kultur, Wirtschaft etc.
Benutzeravatar
KoratCat
Thailand-Forum-Administrator
Beiträge: 7876
Registriert: Sa Jul 22, 2006 11:00 am
Wohnort: Non Sung/Korat (Frankfurt/M)
Kontaktdaten:

Die Reiskrise – die letzte Entwicklung

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Sa Mär 29, 2008 11:40 am

Die Reiskrise – die letzte Entwicklung

Schon vor 30 Jahren lernte man in verschiedenen Studienfächern, dass es den Homos altruisticus (also den uneigennützigen Menschen) nicht gibt. Und so verhalten sich Reisfarmer, -Verarbeiter und Händler in einer unabgesprochenen „Ich bin doch nicht blöd“ – Stellung und hoffen darauf den höchsten Reispreis zu erhalten, den der Markt hergeben wird.

Die Reisexporteuer Thailands sind nicht mehr in der Lage ihre Verträge zu erfüllen, weil die anderen Marktteilnehmer Reis horten und versuchen auf den Höhepunkt der Reispanik zu warten, um dann zum höchsten Preis zu verkaufen. Was riskant ist, aber legitim.

Der President der Reis-Export-Vereinigung, Chookiat Ophasawongse sagte am Freitag: „Es wird einige Schadenersatzprobleme geben, weil wir einfach unsere Verträge nicht erfüllen können.“ Normalerweise schließen Reisexporteure Kontrakte mit ausländischen Kunden ab und kaufen dann den Reis zu einem niedrigeren Preis im Inland ein. Diese Rechnung geht in diesem Jahr aber nicht auf. Schon in den letzten Wochen mussten die Exporteure plötzlich Verluste einstecken und inzwischen ist der Markt sogar ausgetrocknet und die Exporteure beginnen über Schadenersatzzahlungen mit Ihren Kunden zu verhandeln.

Seit Mitte der Sechziger Jahre ist Thailand der größte Reisexporteur. Während Vietnam noch bis vor ca. 7 Jahren Reis importierte, wurde er inzwischen zum Zweitgrößten Exporteur der Welt. Und es gibt eine Reihe von Abkommen zwischen Thailand und Vietnam bezüglich des Reishandels. Nun hat baber Vietnam wegen Verpflichtungen gegenüber den Philippinen keine Aufträge aus anderen Ländern mehr angenommen.

Indien hat wegen schlechten Ernten einen Ausfuhrstopp verhängt um die eigene Versorgung nicht zu gefährden, und zum Schluss hat auch Ägypten einen Ausfuhrstopp verhängt. Alle Kunden kommen nun nach Thailand. Und hier hat, vielleicht nicht gerade klugerweise, der Wirtschaftsminister Mingkwan Sangsuwan die thailändischen Farmer ermuntert, auf einen höheren Reispreis zu spekulieren und ihren Reis zu horten. Wodurch eine zusätzliche künstliche Knappheit erzeugt wurde.

Flybike, Bangkok

P.S.
m letzten Jahr hat der Reisexport mit 3,6 Milliarden US-Dollar zum BPI beigetragen. In diesem Jahr würden 4,7 Milliarden US-Dollar erwartet.

Schoenes Thailand 28. Maerz 2008

. . . und wo spekuliert wird blüht die Inflation. Und ob es tatsächlich viele Bauern hier gibt, die überhaupt in der Lage sind Reis zu horten, ist doch kaum fraglich. Die meisten Bauern sind nämlich dazu gezwungen, den Reis sofort nach der Ernte an die den Preis diktierenden Aufkäufer zu verscherbeln. Damit sie die Erntehelfer bezahlen können, den Dünger bezahlen können, den Kredithaien und Banken wenigstens die Zinsen zahlen können etc. Und wenn dann gar noch kurz vor der Ernte Schädlingsbefall auftritt, bleibt für manchen nur der letzte Ausweg Selbstmord wie kürzlich geschehen.

Die Entwicklung der Lebensmittelpreise ist auch ohne die Reiskrise kaum zu bremsen. Die meisten Versprechungen der PPP vor der Wahl, so utopisch sie bereits damals waren, sind nunmehr unhaltbar.
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

Bernd
Korat-Isaan-Forum-Gast

Re: Die Reiskrise – die letzte Entwicklung

Ungelesener Beitragvon Bernd » Sa Mär 29, 2008 4:34 pm

Die meisten Bauern sind nämlich dazu gezwungen, den Reis sofort nach der Ernte an die den Preis diktierenden Aufkäufer zu verscherbeln


Einspruch euer Ehren :wink:

Das mag im Isaan so sein, dazu kann ich nix sagen. Aber in Zentralthailand sind Silos üblich, die jeweils von den Tambons oder einer Gruppe von Großbauern betrieben werden. Ich kann das aus erster Hand bestätigen, da meine Frau selbst noch ein größeres Reisfeld besitzt, das von einem nahen Verwandten nebenbei mit bewirtschaftet wird.

Grüße

newsclip
Korat-Isaan-Forum-Gast

Re: Die Reiskrise – die letzte Entwicklung

Ungelesener Beitragvon newsclip » Di Apr 01, 2008 8:52 am

Asiens Wirtschaft ächzt
Die Preise heben ab

Dollar-Krise und hohe Reispreise haben die Inflation in asiatischen Ländern auf Rekordwerte getrieben. Auch das ungebremste Wachstum fordert jetzt Opfer von der Bevölkerung. VON MARINA MAI

Bild
Weltweit nimmt die Reisproduktion ab. Foto: dpa

BERLIN taz Ob in China, Indien, Thailand oder Malaysia: Die Inflationsraten der asiatischen Länder erreichen Rekordwerte. Wirtschaftsriese China hat den Anstieg der Verbraucherpreise auf zuletzt 8,7 Prozent zur größten wirtschaftlichen Gefahr des Landes erklärt, für deren Bekämpfung man sogar das Wachstum drosseln will. Kaum ein Land trifft der Preisauftrieb für Energie und Rohstoffe aber so wie Vietnam: Nach 15 Jahren relativer Währungsstabilität liegt die Inflationsrate nun bei 15 Prozent. Die Lebensmittelpreise sind innerhalb eines Jahres sogar um 25 Prozent gestiegen, Benzin ist um 36 Prozent teurer geworden. Schuld daran sind aber nicht nur globale Preissteigerungen - ein Teil der Inflation wird vom Wachstum selbst verursacht.

Das Hauptnahrungsmittel Reis wird weltweit knapp, weil die globale Reisproduktion nicht mit dem rasanten Bevölkerungswachstum Schritt halten kann. Die Industrialisierung und Verstädterung in China, Vietnam, Indien und Thailand hat zudem viele Flächen verschlungen, auf denen noch vor wenigen Jahren Reis angebaut wurde. Jüngste Umweltprobleme etwa in Vietnam führten zudem zu schlechten Ernten. In der Folge ist der Reispreis auf dem Weltmarkt gestiegen. Experten sagen weitere Steigerungen um bis zu 40 Prozent voraus. In Indien und Kambodscha verhängten die Regierungen ein Reis-Exportverbot, um die Binnennachfrage zu decken und die Preisspirale zu stoppen. In Thailand bedroht die Reisknappheit die Versorgung der 140.000 Birma-Flüchtlinge. Auf den Philippinen hat die Regierung die Restaurants aufgefordert, kleinere Reisportionen zu servieren.

Hinzu kommen die hausgemachten Gründe. Vietnam verzeichnet seit Jahren ein Wirtschaftswachstum um die 8 Prozent, das allerdings kein nachhaltiges ist und natürliche Ressourcen verbraucht. Das wird durch billige, qualitativ schlechte Massenware für den Export erwirtschaftet, wie etwa Textilien, Schuhe und Spielzeug. Diese Exporte sind an den US-Dollar gekoppelt. Doch der stetig schwächer werdende Dollar schmälert die Erlöse für die Billigwaren. Deshalb hat die Staatsbank Dollar aufgekauft. Das hält zwar den Wechselkurs zwischen dem vietnamesischen Dong und dem Dollar stabil. Der Kurs des Dong wird so aber künstlich niedrig gehalten und die Inflation angeheizt.

Ein weiterer Motor für den Preisauftrieb ist das Heer an Immobilien- und Aktienspekulanten, das sich während des anhaltenden Wachstums gebildet hat. Über Jahre gehen nun die Aktienkurse und Immobilienpreise steil aufwärts. Grundstücke werden in den Boomregionen heute zu Preisen gehandelt, die mit denen von europäischen Großstädten vergleichbar sind. Allerdings stehen sie in keinem Verhältnis zum Einkommen der Bevölkerung. Die Blase beginnt jetzt zu platzen. Der Ho-Chi-Minh-Index ist bereits um mehr als die Hälfte eingebrochen im Vergleich zu seinem Hoch vor knapp einem Jahr.

Noch ist die Unzufriedenheit über gestiegene Preise nicht bei der städtischen Mittelschicht angekommen, die von den rasanten Wachstumsraten der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte profitiert. Leidtragende sind die Industriearbeiter in den Industriegürteln rund um die großen Städte. Deren Mindestlohn liegt bei 55 US-Dollar im Monat. Sie sind meist in den letzten Jahren aus ländlichen Regionen eingewandert, hausen in Massenschlafsälen und arbeiten unter oft unter menschenunwürdigen Bedingungen. Vietnams Premier Nguyen Tan Dung, ein gelernter Banker, hat die Inflationskontrolle in dieser Woche erstmals zum Top-Aufgabe der Regierung erklärt, aber wachsen soll die Wirtschaft weiter wie bisher. Wie das gehen soll, bleibt sein Geheimnis.

taz 1. April 2006

newsclip
Korat-Isaan-Forum-Gast

Re: Die Reiskrise – die letzte Entwicklung

Ungelesener Beitragvon newsclip » Mi Apr 02, 2008 10:24 am

Ein Grundnahrungsmittel wird zum Luxusgut

Wegen steigender Rohstoff- und Ölpreise, Dürre, Inflation und auch Spekulation hat sich der Welthandelspreis für Reis seit Jahresbeginn fast verdoppelt. Das Grundnahrungsmittel der Hälfte der Weltbevölkerung droht für viele unerschwinglich zu werden. Reisbauern in Thailand müssen nachts aus berechtigter Sorge vor Plünderungen ihre Felder bewachen, während Regierungen zu überhöhten Preisen letzte Restbestände aufkaufen und sich beeilen, ihre Bevölkerungen zu beruhigen.

"Nahrungssicherheit". Indien hat infolge "Nahrungssicherheit" alle Reisexporte gestoppt. Ägypten und Kambodscha zogen nach, während Vietnam seine Ausfuhrquoten reduzierte und der Handelsminister von Thailand - jenem Land mit dem größten Reisexport weltweit - Reisbauern aufforderte, mit dem Verkauf von Ernten zuzuwarten. Für hochkarätigen Jasmin-Reis, so Minister Mingkwan Saengsuwan, seien bald 1000 Dollar die Tonne zu erwarten. Zu Jahresbeginn kostete eine Tonne noch rund 430 Dollar, derzeit fast 800 Dollar. Gegen Mingkwan hagelte es im In- und Ausland scharfe Proteste.

Preisvolatilität. Solche Aussagen würden die extreme Preisvolatilität von Reis noch anheizen. Überhaupt hätten Bauern ihre Ernten längst zu den letztjährigen Preisen vorverkauft. Wer jetzt Reisvorräte zurückhält und auf höhere Gewinne spekuliert, sind die Zwischenhändler. Mingkwan vergaß auch, dass der Preiswucher der eigenen Wirtschaft schadet. Zahllosen Reisexporteuren droht der Ruin. Vor Monaten unterzeichnete Lieferverträge basieren auf den alten Preisen.

Panik. Auf den Philippinen, die von Reisimporten abhängen, werden in Restaurants schon "halbe Portionen" serviert, um Lagerbestände zu schonen. In Indonesien kam es zu ersten Demonstrationen. Selbst im reichen Südkorea räumten Hausfrauen panikartig ganze Auslagen von aus Reismehl hergestellten Ramen-Sofortnudeln, während Pakistan meldete, Truppen hätten Transporte von Reis und ebenfalls verteuertem Weizen und Mehl zu schützen.

Sorge. Sorge auch bei den Vereinten Nationen. Um die Ärmsten der Armen trotz steigender Lebensmittelkosten weiter zu ernähren, wurden drei Dutzend Geberregierungen um 500 Millionen Dollar Extraspenden angegangen. Die Hunderten von Millionen an Menschen, die von weniger als einem Dollar am Tag leben, "geben 70 Prozent des Geldes für Essen aus", sagt Paul Risley vom UN-Welternährungsprogramm WFP. "Wenn sich der Preis für Essen verdoppelt, bleibt nichts übrig, als noch weniger zu essen."

DANIEL KESTENHOLZ, BANGKOK


Fakten
Die globalen Reisvorräte sind auf dem tiefsten Stand seit 1976. Als Gründe für die Engpässe geben Experten Preisspekulation an, Inflation und teureren Dünger, zu kaltes Wetter in China und Vietnam, Australiens anhaltende Dürre, die Ausbreitung von Siedlungsgebieten und mehr Vieh- anstelle Anbauwirt-schaft, während Afrikas wachsender Wohlstand bereits 40 Prozent von Thailands Reisexporten schluckt.

Kleine Zeitung 2. April 2008

newsclip
Korat-Isaan-Forum-Gast

Re: Die Reiskrise – die letzte Entwicklung

Ungelesener Beitragvon newsclip » Fr Apr 04, 2008 3:40 pm

UNBEZAHLBARE LEBENSMITTEL

"Es steht eine Revolution der Hungrigen bevor"

Ob Reis in Ecuador, Quark in Deutschland oder Croissants in Frankreich: Auf der ganzen Welt steigen die Lebensmittelpreise unaufhörlich und extrem. Die Hauptlast tragen die Ärmsten weltweit – Hilfsgruppen verlangen dringend eine globale Lösung für ein globales Problem.

Mexiko-Stadt - Wetterextreme, höhere Ölpreise und eine schnell wachsende Nachfrage in China und Indien gehören zu den wichtigsten Ursachen für die Rekordfahrt der Lebensmittelpreise. Vor allem Entwicklungsländer, aber auch die Einkommensschwachen in den entwickelten Ländern leiden.

Der 30-jährige Eugene Thermilon, ein Tagelöhner in Haiti, kann seine Frau und seine vier Kinder nicht mehr ernähren. Der Preis für Nudeln hat sich fast verdoppelt. Zwei Dosen Mais waren kürzlich ihre einzige Mahlzeit für einen ganzen Tag.

Dass sich Leute wie Thermilon das Essen nicht mehr leisten können, bekommt Fabiola Duran Estime schmerzlich zu spüren. Die 31-Jährige verkauft Lebensmittel, doch die Kunden bleiben aus. Weil sie kaum noch etwas verdient, kann ihre Tochter Fyva nicht mehr in den Kindergarten gehen: Die Gebühren von umgerechnet 13 Euro im Monat sind zu hoch. "Die Verbraucher haben keine Wahl, sie müssen ihren Konsum einschränken", sagt der Wirtschaftswissenschaftler Abdolreza Abbassian, der für die Welternährungsorganisation (FAO) arbeitet. "Es ist ein sehr brutales Szenario, aber so ist es."

Brot in Ägypten 35 Prozent teurer

Langfristig werden sich die Lebensmittelpreise stabilisieren. Aber in den kommenden zehn Jahren rechnet die FAO mit einem anhaltenden Aufwärtstrend. Höhere Ölpreise verteuern fast alles - von Dünger über den Transport von Lebensmitteln bis hin zur Verarbeitung.

Hinzu kommt eine steigende Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten in schnell wachsenden Volkswirtschaften, allen voran China und Indien.

Die Entwicklung betrifft praktisch alle Grundnahrungsmittel in den meisten Ländern der Erde. In Ägypten sind die Brotpreise um 35 Prozent gestiegen, Pflanzenöl ist gut ein Viertel teurer geworden.

Pläne, die Subventionierung von Lebensmitteln einzustellen und den Bedürftigen stattdessen Bargeld auszuzahlen, musste die Regierung nach heftigen Protesten fallenlassen. "Es steht eine Revolution der Hungrigen bevor", glaubt Mohammed el Askalani, der einer Protestgruppe namens "Bürger gegen hohe Lebenshaltungskosten" angehört.

In China sind die steigenden Preise Fluch und Segen zugleich. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch hat sich seit 1980 um 150 Prozent erhöht. Schweinefleisch ist im vergangenen Jahr 58 Prozent teurer geworden, trotzdem stehen die Kunden jeden Morgen Schlange im Laden von Zhou Jian in Shanghai. Noch vor einem halben Jahr verkaufte der 26-Jährige Autozubehör. Seit er mit Fleisch handelt, verdient er fast das Dreifache.

Lebensmittel treiben Inflation

Das Hauptproblem sei ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, sagt Jing Ulrich von der US-Bank JP Morgan: "Die Nachfrage ist groß, das Angebot beschränkt. So einfach ist das." Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao hat den Kampf gegen die Inflation zur wirtschaftspolitischen Priorität erhoben. Die Verbraucherpreise sind im Januar um 7,1 Prozent gestiegen - so hoch war die Inflation zuletzt vor elf Jahren. Preistreiber waren Lebensmittel mit einer Teuerung von 18,2 Prozent.

Der hohe Ölpreis hat nicht nur die Kosten der Lebensmittelproduktion nach oben getrieben, er führt auch dazu, dass viele Länder vermehrt auf Biotreibstoff setzen. Das wiederum bedeutet, dass die Preise für Mais, Zucker oder Sojabohnen weiter steigen, und zwar noch viele Jahre, wie die FAO prognostiziert.

Die Japaner bekommen die Entwicklung besonders beim Kauf von Mayonnaise oder Miso zu spüren, einer hauptsächlich aus Sojabohnen bestehenden Paste. Beide gelten als wichtige Zutaten in der japanischen Küche. Mayonnaise sei innerhalb von zwei Monaten um zehn Prozent teurer geworden, sagt der Koch Daishi Inoue. "Wenn die Preise weiter steigen, werden auch wir unsere Preise erhöhen müssen."

In Italien, wo im Jahr durchschnittlich 30 Kilo Nudeln pro Kopf verspeist werden, riefen Verbrauchergruppen im September zu einem symbolischen Pasta-Boykott auf, um gegen die steigenden Preise zu protestieren. Tatsächlich ging der Verbrauch in den folgenden zwei Monaten um fünf Prozent zurück, wie Lobbyist Rolando Manfredini sagt.

Nervöse Märkte

Gab es in den vergangenen Jahrzehnten dank Subventionen noch große Vorräte in den Getreide exportierenden Ländern, schrumpften diese Reserven mit der Liberalisierung des Welthandels. Damit ist die landwirtschaftliche Produktion anfälliger geworden für die Entwicklungen der Märkte. Schlechtes Wetter oder eine schlechte Ernte wirken sich sofort auf die Preise aus.

Dürre in Australien oder Hochwasser in Argentinien haben etwa die Butterpreise in Frankreich von 2006 bis 2007 um 37 Prozent steigen lassen. Gourmets bekommen das zu spüren, wenn sie Schnecken bestellen, denn diese werden in Butter zubereitet. Auch Croissants oder das beliebte Pain au Chocolat sind teurer geworden.

"Wir brauchen eine Antwort im großen Stil, auf regionaler oder internationaler Ebene", fordert Brian Halweil von der Umweltorganisation Worldwatch Institute. Schließlich seien über den weltweiten Handel mit Lebensmitteln alle Länder von der gegenwärtigen Entwicklung betroffen. "Das ist eine globale Krise", sagt Halweil.

Spiegel online 4. April 2008

newsclip
Korat-Isaan-Forum-Gast

Re: Die Reiskrise – die letzte Entwicklung

Ungelesener Beitragvon newsclip » Sa Apr 12, 2008 10:41 am

Reiskrise in Asien

IWF und Weltbank wollen ärmeren Ländern helfen, in denen es wegen der rasant gestiegenen Preise für Lebensmittel zu Unruhen kommt. VON MAIKE BRZOSKA & ADRIENNE WOLTERSDORF

Die explodierenden Getreidepreise treffen laut der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft die ärmsten Länder immer härter. In 37 Ländern weltweit gebe es inzwischen eine Nahrungsmittelkrise. In zehn Staaten, vor allem in Afrika und Asien, habe es im vergangenen Monat Unruhen wegen der rasant gestiegenen Preise gegeben, teilte die Organisation am Freitag mit. In Pakistan und Thailand werde inzwischen Militär eingesetzt, um zu verhindern, dass Lager geplündert werden und Getreide von Feldern gestohlen werde.

Laut einer Studie der Weltbank kletterten die Nahrungsmittelpreise in den vergangenen drei Jahren um 83 Prozent weltweit nach oben, Weizen verteuerte sich sogar um 181 Prozent. "Die Auswirkungen dieser Krise bedeuten sieben verlorene Jahre im Kampf gegen die Armut", sagte Weltbank-Präsident Robert Zoellick einen Tag vor der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank an diesem Wochenende in Washington.

Für Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) sind die gestiegenen Preise "kein Übergangsphänomen mehr". Er erwartet "erhebliche Auswirkungen auf Schwellen- und Drittländer", sagte Steinbrück gestern in Washington.

"Vor allem Reis, Weizen, Soja und Mais haben sich drastisch verteuert", sagt Klaus Matthies vom Hamburger Weltwirtschaftsinstitut. Eine Tonne thailändischer Reis kostet aktuell 930 US-Dollar auf dem Weltmarkt - im Januar lag der Preis noch bei 380 US-Dollar. In Asien gibt es bereits erste Panikreaktionen: Reis wird gehortet, Indien erlässt Exportverbote, philippinische Zeitungen vermelden die große Reiskrise.

Die Ursachen für die Knappheit sind laut Matthies vielfältig: Mehr Nachfrage nach Lebensmitteln durch steigende Bevölkerungszahlen, gleichzeitig werden landwirtschaftlich genutzte Flächen zunehmend in Siedlungsgebiete umgewandelt. Hinzu kommen die schlechten Ernten der letzten Jahre. Aber auch die Agrarpolitik in Europa hat ihren Anteil daran: Der staatlich gefördert Anbau von Raps, Mais und Zucker habe andere Lebensmittel verdrängt, so Matthies.

IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn betrachtet "den weltweiten Anstieg der Lebensmittelpreise als ebenso großes Problem für die Weltwirtschaft wie die globale Finanzkrise". Er kündigte an, den armen Staaten schnell finanziell helfen zu wollen. Den Bedarf beziffert er auf 500 Millionen US-Dollar. Die Welternährungsorganisation schätzt hingegen, dass 1,2 bis 1,7 Milliarden US-Dollar nötig seien. Auf der Frühjahrstagung sollen nun langfristige Strategien gegen die Nahrungsmittelknappheit diskutiert werden, etwa wie Anbauflächen produktiver werden.

Bei dem Treffen sollen auch Lösungen für die durch Hypothekenkredite ausgelöste Finanzkrise erarbeitet werden. Der IWF nennt das "mangelhafte Risikomanagement" der westlichen Banken als Hauptgrund für die Krise. Es habe Mängel bei "dem Urteilsvermögen und der Unternehmungsführung" gegeben, hieß es am Freitag in einem Bericht des IWF. Zudem haben Defizite bei den Regeln für die Bilanzierung und der Regulierung zu den Problemen beigetragen. Die Investoren hätten sich zu sehr auf die Bewertung durch private Ratingagenturen verlassen. Vorschläge für eine stärkere Überwachung von Banken und ein besseres Krisenmanagement sollen diskutiert werden.

taz 12. April 2008

newsclip
Korat-Isaan-Forum-Gast

Re: Die Reiskrise – die letzte Entwicklung

Ungelesener Beitragvon newsclip » Sa Apr 12, 2008 10:50 am

Sechs Blumengirlanden für ein Reisgericht

Thailand bleibt als größter Reisexporteur der Welt bisher von der Reisknappheit in Asien verschont - doch Preissteigerungen am Binnenmarkt sind bereits spürbar

Erste Hamsterkäufe wurden beobachtet.

Er isst am liebsten gebratenen Reis mit Schweinefleisch und streut kräftig roten Chili obendrauf, sagt Som Suk. Der kleine alte Mann sitzt in der Sala-Daeng-Straße in Bangkok auf einem Holzschemel und steckt gewissenhaft fein duftende Yasminblüten auf einen Draht, den er zu einem Ring schließt und obendrauf eine rote Rose knüpft. Fünf Baht (zehn Cent) kostet so eine Opfergabe, wie sie von den Thais täglich in die Tempel gebracht werden. Som Suk muss sechs solcher Blumengirlanden verkaufen, um sich sein Lieblingsreisgericht um 30 Baht in der Straßenküche gegenüber holen zu können.

Zuhause verbrauche seine große Familie fast einen ganzen Sack Reis pro Woche, erzählt Som Suk, da spüre man die Preissteigerungen. Kann gut sein, dass die Familie für einen Sack Reis beim Kleinhändler mehr bezahlt als noch vor ein paar Monaten, die Realität im großen Supermarkt sieht - noch - anders aus. "Wir haben bisher die Preise nicht erhöht", sagt Mundy Cheng, Generalmanager bei der Central Food Retail Company, die mit 120 "Tops"-Filialen eine der größten Supermarktketten Thailands betreibt. "Das hängt von unseren Lieferanten ab, aber es könnte bald sein, dass wir zwischen ein und fünf Baht je Kilo Reis erhöhen." Im Regal mit den Fünf-Kilo-Reissäcken stehen Preise zwischen 160 und 260 Baht (3,20 bis 5,20 Euro) je nach Qualität angeschrieben.

Drei Säcke pro Familie

Auffallend ist ein extra Zettel, der an die Reisregale geklebt ist: "Maximal drei Säcke Reis pro Familie." Manfred Weibl, gebürtiger Innsbrucker und Projektmanager bei der Supermarktkette, kann die unübliche Maßnahme erklären: " Wir haben vor zwei Wochen zum ersten Mal bemerkt, dass die Leute beginnen, sich zu Hause ein Reislager anzulegen. Die Menschen hier haben Angst vor Preissteigerungen." Wenn man bedenkt, dass die Thais sechs- bis achtmal am Tag essen und meist die Hälfte ihrer Mahlzeiten Reis enthält, ist das verständlich.

Von Krisenmeldungen, wie sie derzeit aus Haiti oder Pakistan wegen der Reisknappheit zu hören sind, ist man aber in Thailand weit entfernt. Paul Risley, Sprecher für das World Food Programme in Asien, sieht auch keinen Grund dafür: "Versorgungsprobleme gibt es hier nicht. Thailand ist ein reiches Land und größter Reisexporteur der Welt. Es gibt in der Bevölkerung eine stabile Mittelschicht, die Preisschwankungen verkraftet." Diese Mittelschicht findet es ohnehin cooler, Burger und Pommes zu essen.

Vier Ernten

Thailand ist tatsächlich in einer bequemen Lage: In dem Land wird mit bis zu vier Ernten im fruchtbaren Tal des Chao-Praya-Flusses genug produziert, um den Bedarf im Inland decken zu können. Der Reisüberschuss wird exportiert. Thailand ist derzeit das einzige Reisproduzierende Land, das keine Exportbeschränkungen erlassen hat - im Gegensatz zu Vietnam oder Indien.

Tops-Manager Cheng ist gespannt, wie sich die Reisexportgesellschaft Thailands in ihrer Preispolitik weiter verhält. "Die können jetzt unglaublich viel Geld machen - und Thai-Geschäftsleute sind clever", sagt der gebürtige Hongkong-Chinese. (Andrea Waldbrunner aus Bangkok, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12./13.4.2008)
Der Standart 12. April 2008

Benutzeravatar
KoratCat
Thailand-Forum-Administrator
Beiträge: 7876
Registriert: Sa Jul 22, 2006 11:00 am
Wohnort: Non Sung/Korat (Frankfurt/M)
Kontaktdaten:

200 000 Tonnen Reis verschwunden

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Di Apr 15, 2008 7:13 am

200 000 Tonnen Reis verschwunden

In Thailand sind 200 000 Tonnen Reis verschwunden. Das Getreide im Wert von umgerechnet rund 95 Millionen Franken kam aus staatlichen Lagerhallen abhanden.

Wie eine solche Menge Reis unbemerkt verschwinden kann, sagte der Ökonom Benjamas Kotenongbua der Bank von Thailand nicht. Die Regierung hält Reis auf Lager, um etwa auf Preiserhöhungen durch knappe Marktversorgung reagieren zu können. Der nationale Vorrat beträgt normalerweise 2,1 Millionen Tonnen.

Der Preis von Reis ist in Thailand in den vergangenen Monaten um mehr als 50 Prozent gestiegen. Händlern in Thailand wird vorgeworfen, Reislieferungen zurückzuhalten, um stärker von weiter steigenden Preisen zu profitieren.

Tagesanzeiger 14. April 2008

Die Zeitungen sind ja voll davon; ob der von den neu gewählten Schlüsselverwaltern an die Armen verteilt wurde oder etwa "nur ausgetrocknet" ist? :roll:
Oder ist es ein Schachzug des Militärs zur Darstellung der Notwendigkeit eines neuen Putsches?
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

Benutzeravatar
KoratCat
Thailand-Forum-Administrator
Beiträge: 7876
Registriert: Sa Jul 22, 2006 11:00 am
Wohnort: Non Sung/Korat (Frankfurt/M)
Kontaktdaten:

Südostasien: Steigender Reispreis

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Mi Apr 16, 2008 2:22 pm

Ein guter Artikel mit vielen verschiedenen Stimmen aus Südostasien zum Thema Reis und Reiskrise ist da erschienen:

http://de.globalvoicesonline.org/2008/0 ... reispreis/

Wegen der vielen jeweils im Text eingearbeiteten Links zu den Quellen leider zu viel Arbeit ihn ins Forum zu kopieren. Ich halte ihn für sehr lesenswert.
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

newsclip
Korat-Isaan-Forum-Gast

Reis-Exporteure eifern Opec nach

Ungelesener Beitragvon newsclip » Sa Mai 03, 2008 9:28 am

Reis-Exporteure eifern Opec nach

Nach der Verdreifachung der Preise allein heuer will Thailand mit asiatischen Staaten ein Kartell gründen

Thailand will mit der Gründung eines Kartells die Reispreise unter Kontrolle bringen. Das weltgrößte Ausfuhrland des Korns plant - anders als andere Produzenten - keine Exportschranken und verkauft Reis unter dem Wert.

Bangkok - Zur besseren Preiskontrolle forciert Thailand die Gründung eines Reiskartells nach dem Vorbild der Ölorganisation Opec. Der thailändische Handelsminister Mingkwan Saengsuwan plane Gespräche mit seinen Ministerkollegen in den vier südostasiatischen Ländern Laos, Vietnam, Kambodscha und Myanmar, sagte ein Sprecher am Freitag in Bangkok. Die vier Staaten hätten bereits Interesse signalisiert, hieß es.

"Obwohl wir das Nahrungsmittel-Zentrum der Welt sind, haben wir wenig Einfluss auf die Preise", sagte der Regierungssprecher. Vor dem Hintergrund weltweit steigender Lebensmittelpreise, Dürreperioden und einer höheren Nachfrage haben sich die Reispreise dieses Jahr fast verdreifacht.

Zweifel an "Orec"

Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) entscheidet über die Ölförderungsmenge und nimmt so entscheidenden Einfluss auf die Preise. Eine Organisation reisexportierender Länder ("Orec") würde dementsprechend ebenfalls auf die Preisentwicklung Einfluss nehmen. Die Befürworter der Idee argumentieren, dass so sichergestellt werden könne, dass die Bauern von den steigenden Preisen des Grundnahrungsmittels profitieren. Die Gegner der Idee dagegen halten es für wenig wahrscheinlich, dass sich das Modell der Opec auf den Handel mit Reis übertragen lässt. Auch gibt es die Befürchtung, eine kleine Gruppe könne Macht über die weltweit insgesamt drei Mrd. Menschen erhalten, die sich mehr oder weniger hauptsächlich von Reis ernähren.

Thailands Außenminister Noppadon Pattama erklärte, die neue Organisation werde bald ein Treffen abhalten. Termin nannte er keinen. Thailand hatte im vergangenen Jahr 9,5 Mio. Tonnen Reis exportiert und anders als Länder wie Indien und Vietnam auf die weltweite Lebensmittelkrise nicht mit Ausfuhrbeschränkungen reagiert.

Preis fast verdoppelt

Die Regierung in Bangkok hatte am Dienstag angekündigt, die staatlichen Vorräte von 2,1 Mio. Tonnen Reis zu niedrigen Preisen zu verkaufen, um der Lebensmittelknappheit entgegenzuwirken und den Preisanstieg zu drosseln. Bei der verbreiteten Reissorte Pathumthani hat sich der Preis pro Tonne von 512 Dollar im Jänner auf 998 Dollar (derzeit 642 Euro) vergangene Woche fast verdoppelt.

Wie berichtet ist es in den USA kürzlich zur Kontigentierung des Reises in Großhandelsketten gekommen, nachdem Kunden das Korn gehortet hatten.

Der Standard 2. Mai 2008


Zurück zu „Nachrichten von Isaan, Thailand, Südostasien und unserer alten Heimat“



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 488 Gäste