Dokumenta 12: Erntefrischer Reis für Kassel
Verfasst: Di Mai 08, 2007 8:02 pm
Erntefrischer Reis für Kassel
Mit dieser Kunstaktion wird zum ersten Mal Reis in Deutschland im Außenraum angebaut. Und damit alles authentisch wird, hat der Künstler in seinem thailändischen Team einen erfahrenen Reisbauern mit dabei. Maschinen sollen nur, wo unvermeidbar, eingesetzt werden, der Bauern als Garant für überlieferte Methoden stehen und alle Mitarbeiter Spaten, Gabeln und Hacken per Hand schwingen.
Das Wetter muss mitspielen. Wird der Sommer ausreichend warm und trocken, könnte der Reis schon im Juni blühen, im Juli Rispen zeigen und im September Früchte tragen. Wenn es jedoch zuviel regnet, dann sehen die Besucher der documenta 12 hauptsächlich das Kraut der Reispflanze.
Mit seinem Kunstprojekt will Sakarin Krue-On das Prozessuale, das Experimentelle seiner Arbeit zeigen und zugleich das Zusammentreffen zweier völlig verschiedener Kulturen sinnfällig machen. Das beginnt nicht erst beim Produkt, sondern schon bei Planung, Realisierung und den Arbeitsmethoden, die in einem Übersetzungs- und Verständigungsprozess verhandelt werden müssen. "Kollektive Zusammenarbeit trifft auf moderne Arbeitsteilung, tradiertes Wissen auf wissenschaftliche Expertise, Ackerbau auf Parkpflege. Weniger die Resultate, das Wachstum oder die Ernte interessieren, sondern vielmehr der Weg, die Arbeit, der Anbau," erklärt die documenta-Leitung. Und freut sich bereits jetzt auf den starken Kontrast, den die Reisterrassen vor dem Schloss Wilhelmshöhe mit seiner gepflegten Parklandschaft bieten - beides Resultat einer kultivierten Natur, die durch die Verfremdung neu gesehen werden kann.
Die Frage, die der Künstler mit seinem Projekt stellen will, lautet: Sind Reisterassen und Bergpark gleichwertige Partner oder ist das eine Kulisse des anderen? Sakarin Krue-On hofft, dass die Besucher Antworten finden werden.
Zum Künstler
Sakarin Krue-On, geboren 1965 in Mae Hong Son, ist Direktor des Thai Art Department der Silpakorn University Bangkok, wo er auch lehrt. In seinen raumbezogenen Installationen, Videoprojektionen und Objekten greift er traditionelle thailändische Kunstgattungen, Maltechniken, Farbsymboliken und mythologische Erzählungen auf und verbindet sie mit der zeitgenössischen Kunstproduktion. Das ironisch-kritische Potential in seinen Arbeiten gilt u. a. den modernen Bedingungen der sozialen Umwelt, den kapitalistischen Einflüssen und der materiellen Orientierung der einst buddhistisch geprägten Gesellschaft Thailands.[/quote]
hr online 8. Mai 2007
Mit dieser Kunstaktion wird zum ersten Mal Reis in Deutschland im Außenraum angebaut. Und damit alles authentisch wird, hat der Künstler in seinem thailändischen Team einen erfahrenen Reisbauern mit dabei. Maschinen sollen nur, wo unvermeidbar, eingesetzt werden, der Bauern als Garant für überlieferte Methoden stehen und alle Mitarbeiter Spaten, Gabeln und Hacken per Hand schwingen.
Das Wetter muss mitspielen. Wird der Sommer ausreichend warm und trocken, könnte der Reis schon im Juni blühen, im Juli Rispen zeigen und im September Früchte tragen. Wenn es jedoch zuviel regnet, dann sehen die Besucher der documenta 12 hauptsächlich das Kraut der Reispflanze.
Mit seinem Kunstprojekt will Sakarin Krue-On das Prozessuale, das Experimentelle seiner Arbeit zeigen und zugleich das Zusammentreffen zweier völlig verschiedener Kulturen sinnfällig machen. Das beginnt nicht erst beim Produkt, sondern schon bei Planung, Realisierung und den Arbeitsmethoden, die in einem Übersetzungs- und Verständigungsprozess verhandelt werden müssen. "Kollektive Zusammenarbeit trifft auf moderne Arbeitsteilung, tradiertes Wissen auf wissenschaftliche Expertise, Ackerbau auf Parkpflege. Weniger die Resultate, das Wachstum oder die Ernte interessieren, sondern vielmehr der Weg, die Arbeit, der Anbau," erklärt die documenta-Leitung. Und freut sich bereits jetzt auf den starken Kontrast, den die Reisterrassen vor dem Schloss Wilhelmshöhe mit seiner gepflegten Parklandschaft bieten - beides Resultat einer kultivierten Natur, die durch die Verfremdung neu gesehen werden kann.
Die Frage, die der Künstler mit seinem Projekt stellen will, lautet: Sind Reisterassen und Bergpark gleichwertige Partner oder ist das eine Kulisse des anderen? Sakarin Krue-On hofft, dass die Besucher Antworten finden werden.
Zum Künstler
Sakarin Krue-On, geboren 1965 in Mae Hong Son, ist Direktor des Thai Art Department der Silpakorn University Bangkok, wo er auch lehrt. In seinen raumbezogenen Installationen, Videoprojektionen und Objekten greift er traditionelle thailändische Kunstgattungen, Maltechniken, Farbsymboliken und mythologische Erzählungen auf und verbindet sie mit der zeitgenössischen Kunstproduktion. Das ironisch-kritische Potential in seinen Arbeiten gilt u. a. den modernen Bedingungen der sozialen Umwelt, den kapitalistischen Einflüssen und der materiellen Orientierung der einst buddhistisch geprägten Gesellschaft Thailands.[/quote]
hr online 8. Mai 2007