Thailand sperrt sich gegen die Aufwertung des Bahts
Verfasst: Mo Jul 22, 2019 10:33 pm
Trotz einer sich abschwächenden Konjunktur setzt sich der Kapitalzufluss fort. Die thailändische Notenbank hat eine Reihe von Gegenmassnahmen ergriffen.
Die in hohem Mass von Exporten und dem Fremdenverkehr abhängige Volkswirtschaft Thailands spürt zunehmend die Folgen der starken Landeswährung. Der Baht hat seit Anfang Jahr zum Dollar fast 6% gewonnen und damit alle anderen asiatischen Währungen deutlich übertroffen. Der chinesische Yuan, das Zahlungsmittel des grössten Handelspartners Thailands, hat im selben Zeitraum zum Greenback sogar leicht verloren.
Gerade mit Bezug auf den starken Baht und den drohenden Verlust an Wettbewerbsfähigkeit hat der Internationale Währungsfonds Anfang Monat seine Wachstumsprognose für die thailändische Wirtschaft für 2019 von 4,1 auf 3,4% gesenkt. Damit dürfte sie ungefähr nur halb so schnell wachsen wie die Mehrheit der fernöstlichen Schwellenländer.
Bei den Konjunkturlenkern des Landes läuten denn auch längst die Alarmglocken. Das nicht zuletzt deshalb, weil sich infolge des Handelskrieges die globale Nachfrage abgeschwächt hat. Gleichzeitig ist auch der wirtschaftspolitische Handlungsspielraum der Anfang Woche vereidigten Regierung des umstrittenen Premierministers Prayut Chan-o-cha stark eingeschränkt, verfügt sie im Parlament doch nur über eine hauchdünne Mehrheit. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Opposition um jeden staatlichen Ausgabenposten hart und lange kämpfen wird.
Exporte sind eingebrochen
Wie ernst die Lage ist, zeigt sich vor allem daran, dass die thailändischen Exporte im Mai gegenüber dem Vorjahr 5,8% eingebrochen sind. Mittlerweile zeichnet sich auch ab, dass die Tourismuseinnahmen 2019 im besten Fall stagnieren dürften. Das fällt umso mehr ins Gewicht, erwirtschaftet der Sektor doch rund 20% des Bruttoinlandprodukts. Noch Anfang Jahr ging die Tourismusbehörde von 10% mehr ausländischen Besuchern aus.
Dabei gibt es – wie Analysten des Finanzhauses Nomura hervorheben – auch andere Gründe, warum der Baht unter erheblichem Aufwertungsdruck steht. So ist Thailands Zahlungsbilanzüberschuss im Vorjahr vor allem dank den boomenden Ausfuhren, den Ausgaben der Touristen oder auch den Investitionen von Ausländern in Wohnimmobilien auf 6,9% des Bruttoinlandprodukts gestiegen.
Allerdings ist die jüngste Stärke des Bahts nach Angaben der Bank of Thailand (BoT) vor allem das Resultat der rasant angeschwollenen ausländischen Portfolioinvestitionen. Sie folgen der jüngsten geldpolitischen Wende in den USA, die einen beschleunigten Kapitalzufluss in den Schwellenländern ausgelöst hat. «Während Thailands Leistungsbilanzüberschuss erheblich bleibt, hat er sich doch jüngst verkleinert. Der auf dem Baht lastende Aufwertungsdruck ist mehr die Folge von kurzfristigen Kapitalflüssen», sagt Thiam Hee Ng, Südostasienökonom der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB).
Mittlerweile hat die BoT eine ganze Reihe von Massnahmen ergriffen. So hat sie die Auflegung kurzfristig laufender Anleihen zurückgefahren. Anfang Woche ist auch die Obergrenze der Bankeinlagen von nicht in Thailand ansässigen Investoren von 300 auf 200 Mio. Baht reduziert worden. Solche Schritte sind allgemein erwartet worden, hat die BoT an ihrer regelmässigen Sitzung vom 26. Juni doch erstmals seit langem den Wechselkurs neben dem Wirtschaftswachstum, der Inflation und der Finanzstabilität als massgebliches Kriterium zur Bestimmung der Geldpolitik ausdrücklich eingeschlossen.
Investoren im In- und Ausland tun gut daran, auf solche subtilen verbalen Signale zu achten. Denn der Baht hat in den letzten Jahrzehnten an den globalen Finanzmärkten mehr als einmal grössere Schocks verursacht. So etwa 1997, als die massive Abwertung des Bahts einen enormen Kapitalabfluss aus der Region und damit auch die asiatische Finanzkrise auslöste. Angesichts der hohen thailändischen Währungsreserven wie auch der geringen staatlichen Verbindlichkeiten im Ausland ist es laut ADB wenig wahrscheinlich, dass sich dieses Szenario wiederholt.
Guter Frühindikator
Die in den vergangenen Tagen von der BoT ergriffenen Massnahmen sind denn auch eher mit Dezember 2006 vergleichbar. Damals wurde bekannt, dass zwecks Zähmung der Spekulation 30% des ins Land fliessenden Kapitals für zwölf Monate auf Sonderkonten eingefroren werden müssen. Als Folge verlor der Baht an einem Tag 2,2% an Wert. Der Hauptindex der Börse Bangkok brach fast 15% ein.
Diese anfänglich nur schlecht kommunizierten Massnahmen wurden denn auch schnell abgeschwächt. Damit kehrte am Finanzmarkt wieder Ruhe ein. Doch damals wie heute spürte die offene thailändische Volkswirtschaft Trends am internationalen Finanzmarkt früher als ihre Nachbarn. Thailand und der Baht bleiben damit für den globalen Finanzmarkt so etwas wie der berühmte Kanarienvogel in der Kohlemine.
Finanz und Wirtschaft
Die in hohem Mass von Exporten und dem Fremdenverkehr abhängige Volkswirtschaft Thailands spürt zunehmend die Folgen der starken Landeswährung. Der Baht hat seit Anfang Jahr zum Dollar fast 6% gewonnen und damit alle anderen asiatischen Währungen deutlich übertroffen. Der chinesische Yuan, das Zahlungsmittel des grössten Handelspartners Thailands, hat im selben Zeitraum zum Greenback sogar leicht verloren.
Gerade mit Bezug auf den starken Baht und den drohenden Verlust an Wettbewerbsfähigkeit hat der Internationale Währungsfonds Anfang Monat seine Wachstumsprognose für die thailändische Wirtschaft für 2019 von 4,1 auf 3,4% gesenkt. Damit dürfte sie ungefähr nur halb so schnell wachsen wie die Mehrheit der fernöstlichen Schwellenländer.
Bei den Konjunkturlenkern des Landes läuten denn auch längst die Alarmglocken. Das nicht zuletzt deshalb, weil sich infolge des Handelskrieges die globale Nachfrage abgeschwächt hat. Gleichzeitig ist auch der wirtschaftspolitische Handlungsspielraum der Anfang Woche vereidigten Regierung des umstrittenen Premierministers Prayut Chan-o-cha stark eingeschränkt, verfügt sie im Parlament doch nur über eine hauchdünne Mehrheit. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Opposition um jeden staatlichen Ausgabenposten hart und lange kämpfen wird.
Exporte sind eingebrochen
Wie ernst die Lage ist, zeigt sich vor allem daran, dass die thailändischen Exporte im Mai gegenüber dem Vorjahr 5,8% eingebrochen sind. Mittlerweile zeichnet sich auch ab, dass die Tourismuseinnahmen 2019 im besten Fall stagnieren dürften. Das fällt umso mehr ins Gewicht, erwirtschaftet der Sektor doch rund 20% des Bruttoinlandprodukts. Noch Anfang Jahr ging die Tourismusbehörde von 10% mehr ausländischen Besuchern aus.
Dabei gibt es – wie Analysten des Finanzhauses Nomura hervorheben – auch andere Gründe, warum der Baht unter erheblichem Aufwertungsdruck steht. So ist Thailands Zahlungsbilanzüberschuss im Vorjahr vor allem dank den boomenden Ausfuhren, den Ausgaben der Touristen oder auch den Investitionen von Ausländern in Wohnimmobilien auf 6,9% des Bruttoinlandprodukts gestiegen.
Allerdings ist die jüngste Stärke des Bahts nach Angaben der Bank of Thailand (BoT) vor allem das Resultat der rasant angeschwollenen ausländischen Portfolioinvestitionen. Sie folgen der jüngsten geldpolitischen Wende in den USA, die einen beschleunigten Kapitalzufluss in den Schwellenländern ausgelöst hat. «Während Thailands Leistungsbilanzüberschuss erheblich bleibt, hat er sich doch jüngst verkleinert. Der auf dem Baht lastende Aufwertungsdruck ist mehr die Folge von kurzfristigen Kapitalflüssen», sagt Thiam Hee Ng, Südostasienökonom der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB).
Mittlerweile hat die BoT eine ganze Reihe von Massnahmen ergriffen. So hat sie die Auflegung kurzfristig laufender Anleihen zurückgefahren. Anfang Woche ist auch die Obergrenze der Bankeinlagen von nicht in Thailand ansässigen Investoren von 300 auf 200 Mio. Baht reduziert worden. Solche Schritte sind allgemein erwartet worden, hat die BoT an ihrer regelmässigen Sitzung vom 26. Juni doch erstmals seit langem den Wechselkurs neben dem Wirtschaftswachstum, der Inflation und der Finanzstabilität als massgebliches Kriterium zur Bestimmung der Geldpolitik ausdrücklich eingeschlossen.
Investoren im In- und Ausland tun gut daran, auf solche subtilen verbalen Signale zu achten. Denn der Baht hat in den letzten Jahrzehnten an den globalen Finanzmärkten mehr als einmal grössere Schocks verursacht. So etwa 1997, als die massive Abwertung des Bahts einen enormen Kapitalabfluss aus der Region und damit auch die asiatische Finanzkrise auslöste. Angesichts der hohen thailändischen Währungsreserven wie auch der geringen staatlichen Verbindlichkeiten im Ausland ist es laut ADB wenig wahrscheinlich, dass sich dieses Szenario wiederholt.
Guter Frühindikator
Die in den vergangenen Tagen von der BoT ergriffenen Massnahmen sind denn auch eher mit Dezember 2006 vergleichbar. Damals wurde bekannt, dass zwecks Zähmung der Spekulation 30% des ins Land fliessenden Kapitals für zwölf Monate auf Sonderkonten eingefroren werden müssen. Als Folge verlor der Baht an einem Tag 2,2% an Wert. Der Hauptindex der Börse Bangkok brach fast 15% ein.
Diese anfänglich nur schlecht kommunizierten Massnahmen wurden denn auch schnell abgeschwächt. Damit kehrte am Finanzmarkt wieder Ruhe ein. Doch damals wie heute spürte die offene thailändische Volkswirtschaft Trends am internationalen Finanzmarkt früher als ihre Nachbarn. Thailand und der Baht bleiben damit für den globalen Finanzmarkt so etwas wie der berühmte Kanarienvogel in der Kohlemine.
Finanz und Wirtschaft