Thailändische Aktien sind günstig bewertet
10. April 2007
In den vergangenen Jahren konnten Investoren an den meisten Börsen der Schwellenländer viel Geld verdienen. Eine der wenigen Ausnahmen von dieser Regel stellt der Aktienmarkt in Bangkok dar. Dort treten die Kurse nun schon seit Ende 2003 per saldo nur auf der Stelle.
Seitdem das Militär im September des Vorjahres gepuscht hat, ist die Verunsicherung unter den Anlegern sehr groß. Die Marktteilnehmer wissen nicht so recht, wie sie die neuen Machtverhältnisse einordnen sollen und mit teilweise unüberlegten wirtschaftspolitischen Entscheidungen schürten die neuen Machthaber die Verunsicherung sogar noch zusätzlich an. Einer der größten Aufreger waren dabei die im Dezember beschlossenen Kapitalverkehrskontrollen. Diese sorgten kurzzeitig für massiven Abgabedruck und die Lage beruhigte sich erst, als die Entscheidungsträger wieder etwas zurückruderten.
Anleger halten sich wegen politischer Bedenken noch immer zurück
Vorfälle dieser Art lassen die meisten Anleger noch immer einen weiten Bogen um die thailändische Börse machen. Folglich sind Aktien aus Thailand in den Depots derzeit untergewichtet. Das ist dann sentimenttechnisch eine günstige Ausgangslage, falls sich demnächst der Wind drehen sollte und die Anleger wieder mehr Zutrauen in die Aussichten des Landes fassen sollten. Die dann fälligen Umschichtungen würden die Kurse vermutlich nach oben treiben.
Ausgelöst werden könnte ein Umdenken unter den Anlegern dadurch, dass das Militär seine Macht wieder an eine demokratisch gewählte Regierung abgibt. Ein erster Schritt in diese Richtung ist auch bereits getan. Zumindest hat Putschführer General Sonthi Boonyaratglin unlängst demokratische Wahlen bis Ende 2007 angekündigt. Außerdem versprachen die Putschisten ein Referendum über eine neue Verfassung.
Sollten dieses Wahlversprechen tatsächlich eingehalten und der Urnengang friedlich über die Bühne gehen, wäre der wichtigste Grundstein gelegt für eine Rückkehr der Investoren. Denn aktuell werden sie von Investments vor allem durch die Sorge abgehalten, die Rückkehr zur Demokratie könnte noch lange auf sich warten lassen. Mark Mobius, Fondsmanager des Templeton Thailand Fund, sagt dazu: „Die Regierung muss sich darauf konzentrieren, dass wie versprochen Ende 2007 eine Parlamentswahl stattfindet. Sollte dies ohne Zwischenfälle über die Bühne gehen, dürfte das Vertrauen nach Thailand zurückkehren und die mittelfristigen Aussichten werden dann wohl günstig sein.“
Knapp einstelliges Kurs-Gewinn-Verhältnis
Diese Denkweise ist nachvollziehbar. Denn wenn erst einmal die politischen Bedenken aus dem Weg geräumt sind, dann sprechen Bewertungsüberlegungen für einen Neueinstieg. Die von den Aktionären zuletzt an den Tag gelegte Abstinenz hat die thailändischen Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von im Schnitt knapp unter zehn mit zu den billigsten Aktien unter den Börsen der Schwellenländer gemacht. Bei sinkenden politischen Risiken würde sich der darin zum Ausdruck kommende Risikoabschlag verringern und dabei helfen, dass dem thailändischen Aktienmarkt eine wieder höhere Bewertung zugebilligt wird.
Dafür sprechen auch die konjunkturellen Aussichten, die mit einem erwarteten Wachstum von jeweils mehr als vier Prozent in diesem und im nächsten Jahr durchaus zuversichtlich stimmen. Insbesondere dann, wenn man bedenkt, dass eine demokratisch legitimierte Regierung vielleicht besser als die derzeitige Militärregierung in der Lage sein wird, für zusätzliche Wachstumsimpulse zu sorgen. Dies könnte dann auch dazu beitragen, die derzeitige Prognose für das langfristige Gewinnwachstum der Unternehmen von jährlich gut sieben Prozent etwas nach oben zu schrauben.
Zinssenkungsprozess ist eine Kursstütze
Positiv auf den Aktienmarkt strahlt schon jetzt der von der Notenbank eingeleitete Zinssenkungsprozess aus. Die Leitzinsen konnten dank fallender Inflationsraten zuletzt schon zwei Mal gesenkt werden und Volkswirte gehen mehrheitlich davon aus, dass bei der nächsten Sitzung an diesem Mittwoch eine weitere Senkung um 50 Basispunkte auf vier Prozent beschlossen wird. Bei einem derartigen Zinsniveau präsentiert sich die genannte Bewertung des Aktienmarktes nicht nur absolut betrachtet günstig, sondern auch in Relation zur Bewertung des Anleihemarktes.
Der für den Markt richtungsweisende SET-Index notiert derzeit trotzdem lediglich bei 689,48 Punkten, einem Stand also, den er bereits Mitte Dezember 2003 erreicht hatte. Im Falle weiterer Zinssenkungen und einem Einschwenken in politisch ruhigere Fahrwasser sollte es dem Index gelingen, sich in den kommenden Monaten bis in den Bereich von 800 Punkten vorzuarbeiten. Richtig interessant würde es dann, wenn es auch noch gelingen sollte, das Niveau von 800 Punkten zu überwinden. Denn dann wäre eine hartnäckige Widerstandszone geknackt und der Weg endlich frei, um den langjährigen Seitwärtstrend zu überwinden. Wer an dieses Szenario glaubt, kann mit Zertifikaten auf den SET-Index wetten.
Frankfurter Allgemeine 10. April 2007
Jetzt müsste nur der Wechselkurs noch attraktiver sein. Der THB ist überbewertet, zu teuer. Und dann steht ja die Erwartung ins Haus, dass er bei vernünftigem Regierungsdenken im Verhältnis zu Aussenwährungen wieder 'runtergetrieben wird, um die Exportwirtschaft zu unterstützen. Die Touristen bleiben ja nicht wegen der Preise weg sondern wegen der Unsicherheit. . .
