Architektur für die Tropen

Postet hier alles, was mit dem Hierherziehen nach Korat und dem Isaan, dem Hausbauen oder dem Aufbauen einer Existenz zu tun hat. Teilt Erfahrungen über Baufirmen, Baumärkte, Baumaterial, Arbeitsweisen, Architektur, Baudesign, Bautechnik u. -maschinen etc.
Uwe
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Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Uwe » Fr Mai 29, 2020 6:32 pm

สถาปัตยกรรมเกี่ยวกับเขตร้อน - Architektur für die Tropen

Hier einer der Punkte -die im Ganzen alle sehr wichtig sind- als Auszug übersetzt:

7.3. Planungskomponente 3: Vegetation - vegetation type and pattern - พืช

• Vegetation verursacht Druckunterschiede, die den Luftweg verschiebt

• Andere Parameter:

- Relative Luftfeuchtigkeit, Tageslicht

• Klimatische Implikationen:

- Insbesondere Vegetation und Bäume beschatten und reduzieren den Wärmegewinn sehr effektiv. Es verursacht auch Druckunterschiede, wodurch die Luftgeschwindigkeit erhöht und verringert oder der Luftstrom geleitet wird. Sie können daher Luft in ein Gebäude leiten oder ablenken.

• Theoretisches Verständnis:

- Pflanzen, Sträucher und Bäume absorbieren bei der Photosynthese Strahlung. Infolgedessen kühlen sie tatsächlich die Umgebung. Bäume und Hecken beeinflussen auch den Luftstrom. Dicke Vegetation schneidet es effektiv ab. Andererseits kann eine sorgfältige Platzierung von Bäumen und Hecken die Luftgeschwindigkeit lenken und erhöhen. Dies wird erreicht, indem Bäume und Hecken gepflanzt werden, um einen engeren „Weg“ für die Luft zu schaffen. Diese Flächenreduzierung erhöht die Luftgeschwindigkeit. Die Platzierung von Bäumen und Hecken führt zu geringfügigen Druckunterschieden, die den Luftweg geringfügig verändern. Das ist leicht zu verstehen. Der Leeseiten- / Windschattenbereich ist eine Niederdruckzone. Luft neigt dazu, sich in diese Richtung zu bewegen. Bei Hecken verschiebt der niedrige Druck den Weg nach unten. Der Luftstrom unter dem Baumdach wird ebenfalls nach oben verschoben. Das Verständnis dieser Druckänderungen und der daraus resultierenden Luftwege kann zu unserem Vorteil bei der Gebäudeplanung genutzt werden.

• Errichtender Entwurf:

- In heiß-trockenen Klimazonen, in denen der Wärmegewinn minimiert werden soll, können Bäume verwendet werden, um die Ost- und Westsonne abzuschneiden. Heiße Brisen können effektiv abgeschnitten werden. Das Pflanzen von Laubbäumen ist in heißen, trockenen Klimazonen sehr nützlich. Sie spenden im Sommer beruhigenden Schatten und werfen ihr Laub im Winter ab, wenn die Sonne scheint. Immergrüne Bäume können in kalten Klimazonen verwendet werden, um die Brise abzuschneiden. Sie würden jedoch auch Sonnenstrahlung absorbieren und dadurch den Ort kühlen. In warmen, feuchten Regionen kann Vegetation eingesetzt werden, um den Luftstrom zu maximieren. Wenn sie jedoch nicht sorgfältig gepflanzt werden, verringern sie die Luftgeschwindigkeit.

• Andere mögliche Effekte:

- Bäume und Vegetation werden auch Feuchtigkeitsniveaus erhöhen. Dieses muss betrachtet werden, wenn es Bäume in heiß-trockenen und warmen- feuchten Regionen eingesetzt wird


Ein Beispiel dazu eines anspruchsvollen (mitunter extrem peniblen) Thaibauherren -ab Minute 24:07

Alles Gute und Gesundheit von Uwe :wave

Uwe
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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Uwe » Mo Jun 20, 2022 3:53 pm

Tropenland Thailand: Blauer Himmel, Sonne und Meer
Sonne (und dessen Strahlung/Hitze) bezüglich Fenster in Wohnobjekten:

Vorhänge/Gardinen hängen -logisch: bedienungsbedingt- innen vor den Fenstern.
Dass, was es aber praktisch nicht bewirkt, ist die Sonneneinstrahlung und dessen Hitze davon abzuhalten, in den Raum zu kommen, sich zu verteilen -an den Stoffen/durch den Stoff zwar etwas abgehalten (gerade lichtdichte, doppellagige-schwere Materialien), aber dann -die Wärme- nach oben abwandernd zur Decke hinströmend, um dort sich weiter den Weg in den Raum zu nehmen.
Stoff außen vor die Fenster zu spannen, wirkt im Wesentlichen hervorragend (und noch besser, als das noch gleich erwähnte Moskitonetz), und schafft Abhilfe, um die Hitze nicht nach innen in die Räume gelangen zu lassen. Das Problem ist natürlich die Unbedienbarkeit desselben.

Auch die Moskitoschutzeinrichtungen (via mechanischen Rahmen, Schiebesysteme, Magnet- oder Klettbandbefestigung + nach innen öffnende Fenster) die innenseitig im Raum vor den Fenstern montiert sind, sind nicht in der Lage, die schon einmal auftreffenden Sonnenstrahlen auf der Glasaußenseite abzuhalten, geschweige denn den Hitzetransport der Scheibe nach innen hin zu blockieren.
Wenn aber beispielsweise das Moskitonetz sich außen vor der Scheibe/dem Fenster befindet, so heizt sich das Glas bei Weitem nicht so auf, und bleibt relativ lauwarm (also bei direkter Sonneneinstrahlung bei 40°C Schattentemp. werden es dann auch annähernd so viel Grad sein), im Gegensatz dazu, wenn ohne den Hitzebremser Moskitonetz eierbratähnliche Temp. erreicht werden, (die dann vollumfänglich nach innen in die Zimmer weitertransportiert werden, und das Glas gar noch als recht zeitlich stabiler Speicher der Hitze wirkt).
Rein von der Sache her, ließen sich die Moskitoschutznetze (Schiebesysteme/Fensterflügel innenöffnend) außen montieren (eher als bei Stoffvorhängen), was die Hitze auf das Hitzespeichermedium Glas effektiv minimiert, aber halt den Verschmutzungsgrad des nach außen gerichteten Moskitonetzes erhöht, und entsprechend den Pflegeaufwand steigert. Wobei die Leichtigkeit der Außenreinigung von Schiebefenstern im Gegensatz zu innenöffnenden Flügeln auch nicht gegeben ist. Also Mehrarbeit ist/wäre mancherorts angesagt.

Relevant und zu beachten ist der Hitzeeintrag in die Räume alleinig auf der Westseite befindlichen Fenster, die offen der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Im Rang folgend kämen dann die Fenster/Terrassentüren die der Südseite zugewandt sind.
Die Ostseite ist insofern vormittags kritisch, ist aber im Laufe des Tages kein Thema mehr.
Und die Nordseite kann außen vor bleiben.

Will man also keine Überdachungen für die Fenster (oder Laubengänge/Arkaden/Loggias), die die Sonne fast vollständig abhalten können (Westseite eher damit nicht möglich), dann kommen beschattungsseitig noch naturbedingte (Bäume/Büsche) oder Beschattungskonstruktionen verschiedenster Bauart und verschiedenster Baumaterialien infrage, oder halt die Möglichkeit von mechanisch/elektrisch bedienbaren Außenjalousien/eventuell Außenrollos (nur bei Schiebefenstersytemen und nach innen öffnenden Flügeln möglich).
(K)eine Überlegung wert?: Traditionell waren/sind zweiflüglige Holzaußenlamellenfensterläden eine Option, um sich wahlweise durch flexible Öffnungseinstellungen der Flügel vor der sengenden Hitzeeinstrahlung zu schützen

Heute sind -international gesehen- undichte Fenster schon lange kein Thema mehr.
In Südostasien sieht das allenfalls mitunter noch etwas anders aus.
Traditionell waren Holzfenster konstruktionsbedingt (Rahmen- und Profilstruktur waren nicht so ausgefeilt wie heute) nach außen öffnend, um einigermaßen dem Regen stand halten zu können und ein Eindringen ins Haus zu vermeiden. Außerdem erhoffte man sich eine Art Windfang, wenn die sich in Reihe befindlichen kleinen Holzplatten spalieroffen nach außen standen, um ins Haus auch etwas Luftzirkulation zu kriegen.
Ob es darum noch so viel eher nach außen statt nach innen zu öffnende Flügelfenster gibt, kann schon sein.
Vorrangig kommen aber Schiebefenster zum Einsatz, die im Profil-/Rahmendesign auch etwas entsprechend (einfacher) ihrer Art gestaltet sind.
In der Gesamtsumme von Nutzen/Funktion sind/wären Innenflügelfenster vielleicht auch in tropischen Ländern wert, näher betrachtet zu werden.

Ein Durchmarsch der Hitze durch die Fenster ist auch bei geöffneten Fenstern gegeben: Das zu wünschende Ziel, eine gute Luftzirkulation durch Durchzug zu erreichen, wird nicht zwangsläufig das Ergebnis bringen, da die Luftdruckverhältnisse in Thailand es häufig einfach nicht zulassen.
Somit wird der Körper/die Haut der sich in den Räumen befindlichen Personen nicht die gewünschte Abkühlung/Erholung erfahren, und die Hitzestrahlung macht sich im Haus umso breiter. Nun, ab 35°C Lufttemperatur -also knapp 2 Grad unter Körpertemperatur- findet keine Abkühlung auf der Haut mehr statt: selbst bei zur Hilfenahme von Stand- und Deckenventilatoren ändert sich nichts daran.

Im Verhältnis zu den -im einfachste Falle für Thailand hier die It Deang Wand (Hohlblock-/Vollbetonsteine gäbe es auch noch) mit 7cm Tonsteine + je 2cm Außenputz- Wänden sind die Fenster/beglaste Tür-, Sichtelemente (offen/geschlossen) die größeren Schwachstellen im Objekt, um als Hitzedurchlassproblem zu gelten.

Die Standortauswahl und das Herausfinden, welche Luftstrom- und Luftdruckverhältnisse sich vor Ort wo und wie auswirken, sollte vorab bei der Planung eines Objektes berücksichtigt werden. Dann natürlich dazu entsprechend die Ausrichtung des Hauses (traditionelle Baugeisterstandards inbegriffen, sobald es die Infrastruktur zulässt, was innerstädtisch etwas mühseliger sein könnte), um dann ineinandergreifend die optimalsten Materialien für Wände, Fenster/Türen, Dach und direktes Hausumland/-umfeld zum Einsatz zu bringen.
A.G.u.G.v. Uwe :wave

Dieter1501
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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Dieter1501 » Mo Jun 20, 2022 5:16 pm

Hallo Uwe,

Wir haben im April mit dem Hausbau angefangen und haben mit der Unterstützung unseres thailändischen Architekten auch so einige Gedanken gemacht. Wir wollen uns nicht im Haus abschotten und vollklimatisiert leben und haben es daher so geplant, dass möglichst viel Luft durchziehen kann. Also möglichst mit den Gegebenheiten leben und wenig zwangsklimatisieren.
Überwiegende Ausrichtung gegen Norden und Osten, Hauptwindrichtungen berücksichtigt, Dachüberhänge passend gerechnet, Haus auf Pfosten (1m) gesetzt, damit es auch unterströmt wird, Haus steht frei auf 2 Rai Land. Im Wohnessbereich haben wir recht große Fenster/Türelemente, die so geöffnet werden können, dass der ganze Bereich quasi Outdoor ist. Die wenigen Fenster auf der Westseite wollen wir durch Fassadenelemente und Bepflanzung abdecken. Dach wird ein helles Metalshielddach mit 5cm PU Sandwich (Australisches Design) - ich spiele mit dem Gedanken, dass ich "just in case" die Möglichkeit vorsehe an den Seiten der Dachfirste steuerbare Ventilatoren anbringen zu können - hier erstmal Stromanschluss und Tempsensoren. Arbeits- und Schlafzimmer sind bewusst klein gehalten bzw. können per Schiebetür verkleinert werden, damit dort günstig klimatisiert werden kann.

Mal schauen, ob das ganze dann so funktioniert, wie man das so geplant hat - sieht man ja erst wenn man drin wohnt.

Da wir zur Zeit vor der Auswahl unserer Fenster stehen, habe ich mir auch einiges angelesen. Ich versuch das mal zusammenzufassen.

Zunächst hängt es wohl davon ab, welcher Art die Wärmeeinbringung ist.

1. direkte Einstrahlung (hoher UV-Anteil) - hier wird die UV - Strahlung im Raum an dunklen Flächen absorbiert und in IR-Strahlung also Wärme umgewandelt - (helle) Vorhänge helfen hier natürlich schon etwas. Durch Dachüberhang, Fassadenelemente und Bepflanzung kann dieser Anteil besser schon in der Entstehung vermindert werden.

2. Konvektionswärme durch die warme Luft (hoher IR-Anteil) - dieser Anteil ist nur durch beschichtete (mehrfachverglase) Scheiben (Low-E) zu reduzieren, wobei die Beschichtung an der richtigen Scheibenseite sein müsste - in D wird z.B. der IR-Anteil vorzugsweise in den Raum zurück reflektiert. Vorhänge helfen hier nur bedingt.

3. Vorhänge helfen meines Erachtens aber recht gut, wenn klimatisiert wird, die kühle Luft zu halten.

4. Wir tendieren derzeit zu Fenstern, die z.T. tatsächlich Mosquitonetze, die sich an der Festeraußenseite befinden, haben.

5. Mehrfachverglasung haben wir verworfen. Schallschutz benötigen wir eher nicht und der Wärmeschutz-Effekt ist natürlich wesentlicher geringer als in D, da der Temperaturunterschied zwischen Innen und Außen viel kleiner ist, Eisblumen gibt es eher auch keine :spin . Bei unseren großen Scheiben wird das zu teuer und die "Lappen" werden ziemlich schwer - bei Markenherstellern rechnet deren Engineering zusätzlich Windlasten und Strahlwasserdrücke der entsprechenden Regionen mit ein und da können dann u.U. ordentliche Dicken zusammenkommen.

Soweit mal meine Erkenntnise und Überlegungen

Gruß
Dieter

Uwe
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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Uwe » Mo Jun 20, 2022 7:20 pm

Ja, wunderbar, dass Du Dir ebenso Gedanken darüber machst, und auch gleich darauf inhaltsreich/thematisch antwortest, und entsprechende Punkte darlegst/begründest.
Oben hatte ich bewusst die Klimatisierungsgerätschaften außen vor gelassen. Die Einbindung als Kombination und zeitlich bei notwendigen Zusatzeinsatz ermöglicht mehr flexiblen Gestaltungsspielraum, gerade wie es bei Dir der Fall ist.
Hast Du mehr und des Öfteren ein Lüftchen in Deiner Gegend? Welche Ecke ist das denn?
Ich denke, im Süden von Thailand sind die Luftströmungsverhältnisse etwas günstiger als anderswo, und selbst innerhalb des südlichen Bereichs ist es wetterbedingt schon sehr unterschiedlich.
Im Norden finde ich, bewegt sich zu wenig Luft, als um dort viel inneren Luftdruck (Durchzug) erzeugen zu können, manches Mal schon, aber es könnte mehr und besser (wirkungsvoller) sein.

Dieter1501 hat geschrieben:Überwiegende Ausrichtung gegen Norden und Osten, ... an den Seiten der Dachfirste steuerbare Ventilatoren

Perfekt.


Dieter1501 hat geschrieben:Die wenigen Fenster auf der Westseite...

Gut und richtig so.


Dieter1501 hat geschrieben: Mal schauen, ob das ganze dann so funktioniert, wie man das so geplant hat - sieht man ja erst wenn man drin wohnt.

Eine spätere Erkenntnismitteilung hier wäre natürlich unglaublich interessant und wertvoll.


Dieter1501 hat geschrieben:4. Wir tendieren derzeit zu Fenstern, die z.T. tatsächlich Mosquitonetze, die sich an der Festeraußenseite befinden, haben.

Das ist ja großartig. Also wenn, dann mal so ein Beispiel hier zeigen (am Besten natürlich unter "Die richtigen Fenster").
Sind die Fenster denn so ziemlich direkt der Sonne ausgesetzt, ja? Oder allein von der praktischen Seite her?


Dieter1501 hat geschrieben:...die "Lappen" werden ziemlich schwer - bei Markenherstellern rechnet deren Engineering zusätzlich Windlasten und Strahlwasserdrücke der entsprechenden Regionen mit ein und da können dann u.U. ordentliche Dicken zusammenkommen.

Wohl wahr. Und wird manchmal mit "Augen zu und durch" zur Seite gewischt. Dein Engineering ist zumindest auf Trab.
A.G.u.G.v. Uwe :wave

Dieter1501
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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Dieter1501 » Do Jun 23, 2022 1:59 pm

Sind die Fenster denn so ziemlich direkt der Sonne ausgesetzt, ja? Oder allein von der praktischen Seite her?


Hat rein funktionale und optische Gründe.

Allerdings sind zwei Fenster auf der Westseite der Abendsonne ausgesetzt, da würde ich dann mal messen, was das Netz bringt.

Uwe
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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Uwe » Do Jun 23, 2022 3:29 pm

Wenn bei jemanden geografisch ein Berg hinter seinem Haus auf der Westseite liegt, der könnte
-je nach Abstand zum Haus und der Höhe des Berges-
vom Schatten desselben profitieren, und von mehreren Minuten bis hin zu
-wenn auch wenigen- Stunden (die aber schon richtig hilfreich und von Nutzen sind) vor der Sonnenhitzeeinstrahlung durch die Fenster (Türen/Treppen sollte ja eigentlich keine sein, also im Norden Thailands, wegen Bau-Geister-Regel) geschützt sein.
Und die Dachseite könnte dann auch schon von dieser natürlichen Art der Beschattung etwas haben, damit die Dachziegel schon rechtzeitiger mit der Abgabe gespeicherter Hitze beginnen können.
A.G.u.G.v. Uwe :wave

Dieter1501
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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Dieter1501 » Do Jun 23, 2022 4:26 pm

Bei uns ist es total flach. Im Haus der Schwiegereltern liegt die Küche im Westteil des Hauses - 3 große Einfachstfenster gen Westen, wo die Nachmittagssonne trotz Baumbestand noch ganz gut draufbrät. Als Blendschutz haben wir letztes Jahr dort auf der Innenseite einfache weiße Rollos installiert; selbst damit ist schon eine merkliche Reduzierung des Wärmeeintrages zu spüren. Ich erkläre mir das damit, dass dort ein gewisser Teil der IR-Strahlung reflektiert wird.

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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Uwe » Fr Jun 24, 2022 4:24 pm

Es hat den Anschein, dass, im Gegensatz zu Europa/Welt, wo SonnenschutzMarkisen häufiger Anwendung finden, in Thailand davon nicht allzuviel Gebrauch gemacht wird.
Der eingegeben Begriff ins Suchfeld hat einen Beitrag hier 'Glaswolle' von Wini 2016 gefunden:

"Direkte Nachmittags-Sonneneinstrahlung auf die Wände habe ich nur von der Südwestseite her. Da liegt das grosse Schlafzimmer welches ein grosses Fenster hat. Da hatte ich vor dem Fenster eine Markise angebaut, brachte jedoch weniger Erfolg.
Nun habe ich auf dieses Schiebefenster auf der Aussenseite probehalber eine Dachisolations-Alufolie mit Klebestreifen angebracht.
Das Fenster wird am Nachmittag geschlossen, die direkte und indirekte Wärmeeinstrahlung gewaltig reduziert, auch hier ein Top-Erfolg...."


Die Stoffe der Markisen sind ja auch wirklich dazu da, für Beschattung zu sorgen, die Hitze abzuhalten (Sommer/Sonne/Strand/Geschäfte/Kaffee's/Balkons/Terrassen).
Ob die Stoffe UV-undurchlässig sind, weiß ich nicht genau. Da habe ich keine Beschreibung vorliegen.
In Thailand (auch in EU) gibt es solche silbernen Materialien, die auch für UV/Sonnenschutzschirme (also eigentlich wie ein Regenschirm, und der auch so genutzt wird) eingesetzt werden. Die sind aber blick-, und lichtdicht. Damit könnte man noch Sachen in der Anwendung machen, um sich vor direkter Hitze-, UVstrahlung zu schützen.
Ob es wo, wie, was in Thailand in diesem Bereich was gibt, müsste man mal Ausschau nach halten.
Oder es wird nichts geben, da es vllt. von der Dauerhaftigkeit her eingeschränkt ist, und nicht langfristig den Witterungsumständen standhalten kann.
A.G.u.G.v. Uwe :wave

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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon frank1 » So Jun 26, 2022 9:11 am

Möge es in zwei bis drei Jahren Bauunternehmer in unserer Region geben, die mir ein "Tropenhaus" schlüsselfertig hinstellen.
Dafür bin ich von dieser Materie zu weit entfernt, um dies zu verstehen.

Uwe
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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Uwe » Di Jun 28, 2022 2:34 pm

Bei den vor 10Jahren erstellten Vermieteinheiten -in der Stadt (Norden)- habe ich den Rat befolgt, so wie im Dorf a la Tropenhaus -also weit außerhalb der Stadt- es üblich ist, und es sich dort bewährt hat und für ausreichend befunden wurde, so wenig und kleine -hier 1x1m- Fenster wie möglich einzusetzen. Also sind dann die klassischen, traditionellen Teak-Holzflügelfenster ohne Glaseinheiten -nach außen öffnend- verbaut worden.
Da sich alle Fenster in guter Beschattung befinden, gibt es keine Probleme hinsichtlich Verziehen oder Undichtigkeit (durch reichlich Dachüberstand).
Nach 7 Jahren war dann schon mal der erste Erneuerungsanstrich für die Fenster notwendig.
Für die Mieter ist es das A & O, einen günstigen Preis zu haben, was für ihr vorhandenes Budget passt. Deshalb ist für das Klientel die Ventilierung mit Decken-, Stand- und Tischventilatoren ausreichend und optimal.
Die Phasen, wo es z.B. 2-3 Wochen im Jahr extrem kalt wird, muss man halt mit andere Mitteln überstehen.

Dennoch gibt es Nachfragen, die darauf hindeuten, dass es für einige unbedingt erforderlich ist, eine Klimaanlage zu haben, da sie -laut eigener Aussage- nicht zurecht- und klarkommen mit den althergebrachten Hausleben, und können sich nicht darin Wohlfühlen (gar nicht darin „überleben“).
Falls also die komplette Nachfrage (ausnahmslos thailändische Bürger, meist vom Lande) nach wohltemperierten Zimmern steigt, so ist die Elektroinstallation schon für die Aufnahme der Klimageräte vorbereitet.
Was dann noch erneuert werden muss, sind alle Fenster (die Holzaußentüren nicht zwangsweise, obwohl…), denn Holzfenster würden die Kälte einfach nach draußen „durchmarschieren“ lassen, und zudem kein Licht in die Zimmer „liefern“.
Im Prinzip war es damals durchaus noch machbar, mit Holzfenstern zu arbeiten, heute wäre es nicht ratsam, auf diesem Wege eine traditionelle Optik plus Funktion erzielen zu wollen.
Außerdem sind eine größere Anzahl und größere Fenster (wenn es nicht grad‘ die Westseite ist -Ostseite gilt noch als etwas kritisch-) mit entsprechendem Glas und Rahmen nicht nur ein besserer Kompromiss, sondern eine Notwendigkeit.

Interessant ist, dass ich zu hören bekomme, dass es ja sehr billige Klimaanlagen gibt (in der Tat: non Inverter, etc.), und die Sache somit schnell und günstig erledigt sei, um hier die Kundenwünsche zu befriedigen, da ja die Energiekosten je nach Verbrauch jeder allein zu tragen hat.
Das ist nun wieder zu kurz gedacht, denn wer will schon ein „Vermögen“ für den Strom ausgeben, und wer lebt schon so, nach dem Motto, egal was es kostet (Unzufriedenheit wär‘ vorprogrammiert).
Also energieeffiziente Klimageräte die zudem noch extrem leise (die Innen- wie die Außeneinheit) sein müssen, kosten nun mal ihr Geld.
Aber wie eingangs schon zwischen den Zeilen erwähnt, geht es Einigen (Ratschlag gebende Thaibekannte der Semester aus den 1960ern) bis heute immer noch um das Billigste vom Billigen haben zu wollen, Hauptsache es ist erst einmal physisch vorhanden, der Rest ist egal.

Letztendlich wird das 'alte Bauen in den Tropen' durch den Klimawandel sich auch in Zukunft wandeln müssen, und der Status Quo, so wie es einmal war -so wird und kann es bleiben-, muss zu den Akten gelegt werden.
Die Tropen haben sich verändert, und werden es wohl noch mehr.
Somit ist bei der Architektur einiges mehr zu beachten, was sich natürlich auch in den Finanzen zusätzlich niederschlägt, unabhängig davon, da ja die Kosten für Baumaterial und Arbeitskräfte ebenfalls/ohnehin gestiegen sind, und eventuell weiter steigen werden könnten, und im Moment noch eine ungewöhnliche, ungünstige politische und wirtschaftliche Situation weltweit herrscht, die es auch nicht "alle Tage" gibt.
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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Uwe » Do Aug 18, 2022 3:24 pm

Das Hitzeproblem auf den Körper: Zitat aus "The Lancet Planetary Healt" Juli 2021

PIIS2542519621000814.pdf
(4.75 MiB) 16-mal heruntergeladen

"For example, in Asia, the temperature-attributable fraction of mortality was much lower in Thailand (3,37%) than in China (11,00%).
Another study that used similar variables estimated that the temperature-attributable fraction of mortality in India was 7,3%"

-
"Beispielsweise war in Asien der temperaturbedingte Anteil der Sterblichkeit in Thailand (3,37 %) viel niedriger als in China (11,00 %).
Eine andere Studie, die ähnliche Variablen verwendete, schätzte, dass der temperaturbedingte Anteil der Sterblichkeit in Indien 7,3 % betrug"

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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Uwe » Sa Aug 20, 2022 6:36 pm

Zitat aus "Wie Hitze schon bei 32 Grad tödlich sein kann " :
"...in Pakistan, wo es im vergangenen Sommer bis zu 52 Grad Celsius heiß wurde. Die Daten aus den Wetterstationen, die ein Forscherteam analysierte, zeigen aber auch, dass diese Temperaturen nur kurz herrschten und nicht in der ganzen Region. Dennoch: Es wird heißer, es wird feuchter."
Wie gehört, ist es in Spanien auch manchmal 46° heiß. Und auch im US Bundesstaat Oregon kommt es aktuell verweinzelt zu 45° C, wobei es hier die trockene Luft, statt die Feuchte, noch etwas erträglicher macht. Dort vorbildlich, dass eigens Örtlichkeiten geschaffen wurden, damit sich dort ein Jeder Abkühlung verschaffen kann. Interessant zu hören auch, das es im US-Bundesstaat Kalifornien fast alle Wohnungen mit Klimaanlagen (nicht grundsätzlich Splitanlagen, sondern auch Zentralanalgen) gibt. Siehe Singapur, wie im Beitrag erwähnt, wo es ähnlich aussieht.
Zu Deutschland muss man sagen, das es zum Glück mit den Temperaturen nicht so aussieht (wenn auch ab und zu die 35-39° erreicht werden), denn die Energieversorgung für die Klimageräte wäre eventuell zu knapp, und/oder zu teuer für den (einige) Bürger.
Verdunstungskühle wird ab 35°C (siehe wiss. Studien der BAuA - Bundesamt für Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin
Deutschland) nicht mehr wirksam, um mit Stand- und Deckenventilatoren diesem Temperaturbereich Ablinderung zu bringen.
Klimageräte sollte man im Auge behalten, wenn man die Architektur im tropischen Thailand plant, je nach Entwicklung der Temperaturen vor Ort, und der eigenen körperlichen Verfassung, und in Abschätzung, wie es sich damit in 10/20 Jahren verhält.
Hitze kann eine extreme Belastung für das Leben bedeuten.
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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon thai.fun » So Aug 21, 2022 7:00 pm

Ich hab vor 2Jharen schon mal über persönliche Erfahrungen mit Hitze in Thailand resümiert. ...
viewtopic.php?f=510&t=7197&p=34937#p34937
Ich bin nun Mal! Auch hier ...

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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Uwe » Do Mai 04, 2023 6:19 pm

Hier Neuigkeiten zur Ummünzung auf die Tropen

Zu Beginn, was wir vllt. schon wussten, aber hier noch mal zu lesen:
„… Menschen. Sie sind Heizkörper mit einer Kapazität von ungefähr 80 bis 100 Watt“

Und nun zur Erfahrungsstudie
„Und dieses Kunstlicht ist ausreichend, um die Temperatur im Gebäude auch bei Minusgraden zu halten.“
„Bei einer sehr optimierten Beleuchtung sind in diesem Gebäude zwischen 15 und 20 LED-Leuchten. Das bedeutet, pro Quadratmeter ist eine LED-Leuchte installiert mit 20 Watt.“
„Um die Temperatur zu halten, benötigen wir ungefähr sechs Watt.“
Das LED Leuchtmittel als Heizelemente aktiv geplant und genutzt werden, das wäre mir so auch nicht eingefallen.
Natürlich sind LED’s (Chips -die kleinen, winzigen Bauteile haben eine enorme Hitzentwicklung) nicht ganz frei von Wärmeabgabe bei der Lichterzeugung, und auch die noch so winzigen elektrischen Bauteile (als Beispiel E27/E14 in der Schraubfassung versteckt) haben einen Wärmeabgabewert, der im Allgemeinen dann zu vernachlässigen ist, wenn wenige Einheiten/Stückzahlen verbaut sind, und zudem die Dauer der Beleuchtung sich in Grenzen hält.
Ansonsten gilt wirklich zu beachten, welche und wie viele Endverbraucher im Hause laufen, und welche Art der Energie-Endverbrauer es sind (z.B. konventionelle Glühlampen, AC oder DC Motoren, Ventilatoren, E-Grills, E-Öfen, Herdplatten, ...).

„Im Sommer kühlt die Nachttemperatur die Räume.“
„Solange nicht zwölf Tropennächte aufeinanderfolgen, ist auch das kein Problem.“
Diese Info ist amtlich und wertvoll: Da in Thailand die Nächte weitaus häufiger (und eher die Regel statt die Ausnahme sind) als 12 Tage mit (oder über) 26°C betragen, und das die Grenzlinie aufzeigt, wo „fetter“ Beton noch mit Hitze umgehen kann/abwehren kann, um keinen ungewollten Eintrag im Haus zu bekommen.

„Wir haben zudem massive Betondecken. Sie bilden eine träge Masse, die die Temperatur speichert.“
Was also (aktuell noch, was sich eventuell in späterer Zukunft ändern kann) für Mitteleuropa sehr gut und positiv ist, ist eine massive, schwere, dichte Betondecke/Betonteile zu haben, um entsprechenden Nutzen in der Temperierung von Gebäuden zu haben. So ist zu erkennen, und es lässt sich daraus schließen, dass das für Thailand (als subtropisches Land) nichts bringt, mit dicken Betoneinheiten zu planen, da die Betonmasse eher die Hitze dauerhaft, ewig speichert, die nie des Nachts abgegeben werden kann. Ausnahme wäre dann die Phase der extrem kühlen Periode der kalten Nächte, die ca. 1-3 Wochen im Jahr sind, da wäre der aufgeheizte Beton gut, um als Wärmestrahler zu fungieren. Letztendlich hat in Thailand die Kühlung/das Halten der Kühle des Heims/im Haus natürlich Vorrang und hat allererste Priorität.

Fundierte Studien, Experimente, Vergleiche von Baustoffen, wie zum Beispiel Gasporensteine + Putz (da er hier fast immer dicker aufgetragen wird), in welcher Dicke, Schwere, Dichte für bestmögliche Eigenschaft Nutzung von wenig Hitzespeicherung und wenig Durchdringung und Weiterleitung von Wärme von außen nach innen in die Wohnräume von Thailand, dass wäre noch mal ein Aufgabenprojekt wert, um amtliche Angaben und Daten zu haben.
Bei Tonstein It Deang (in der konventionellen Art) ist die Sache mit Sicherheit vom Hintergrund des oberen Themas geklärt, dass eben die 7cm Stärke das Optimum für das Thailändische Klima darstellt. Es sei denn, die Idee des Doppelschalenmauerwerks wird angewandt, wo man dann 2 Reihen mit entsprechender Luftschicht einsetzt.

Glas Knowhow !
„Ich erwarte beispielsweise eine große Entwicklung beim Glas. Das hat sich in den vergangenen 40 Jahren enorm entwickelt. In Zukunft wird es nicht mehr nur statisch eine Rolle spielen, sondern auch intelligent sein. Das heißt, wenn wir Energie brauchen, kann Glas Abwärme absorbieren und nach innen abgeben, und zu anderen Zeiten, wenn der Innenraum bereits warm ist, kann es Abwärme reflektieren.“

A.G.u.G.v. Uwe :wave

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Re: Architektur für die Tropen

Ungelesener Beitragvon Uwe » Di Jul 11, 2023 2:08 pm

Minimalist house living for tropical living Thailand:
Anregungen, ohne das es Mega-Villen oder andersartig gigantische Bauvorhaben wären: Halt auf normalem, überschaubarem Niveau:
Living Asean - Minimalist House
Weit hinten im Beitrag sind gute Beispiele zu sehen, wenn es um Abschattungen geht, die, wie hier, horizontal sein können, aber auch vertikal, was in Kombination immer mehr Zuspruch in der Anwendung findet:
Screenshot (292).png

A.G.u.G.v. Uwe :wave


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