Motivation der Bauarbeiter beim Hausbau

Postet hier alles, was mit dem Hierherziehen nach Korat und dem Isaan, dem Hausbauen oder dem Aufbauen einer Existenz zu tun hat. Teilt Erfahrungen über Baufirmen, Baumärkte, Baumaterial, Arbeitsweisen, Architektur, Baudesign, Bautechnik u. -maschinen etc.
Roland56
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Motivation der Bauarbeiter beim Hausbau

Ungelesener Beitragvon Roland56 » Sa Okt 28, 2017 12:23 am

Liebe alte Thailandhasen oder Häseriche ( äh, korrekt heisst das glaube ich Rammler.... ) also denn - liebe erfahrene Baurammler!

Der Umgang mit den Leuten die an unserem Haus bauen ist echt cool. Als Schweizer ist man ja nicht gerade ganz so bekannt für die Erwartung deutscher Gründlichkeit, aber das TiT (that is Thailand) lässt meine Haarpracht doch ab und zu massiv schneller ergrauen oder erglatzen. An Müsterchen fehlt es nicht. Logo, don't worry, be happy, du bist ja eben in Thailand, sage ich mir dann, sonst hättest ich ja gleich zuhause bleiben können und da schauen ob es mit dem Hausbau in der Schweiz denn so viel besser klappt.

Aber vielleicht hat mir ja doch der eine oder andere aus der Korat Gilde einen guten Tip den ich hier im Süden in Nakhon Si Thammarat auch anwenden könnte. Leider habe ich nicht so eine erfahrene Thai Familie zur Hand wie Jogi - dessen Hausbau unter sehr effizientem Einsatz der Finanzmittel gefällt mir echt.

Also: Ideen gefragt:
z.B.: Wenn die Lieferung von Kies oder Sand angekündigt ist auf einen bestimmten Tag, sogar morgens, wie mache ich es dass sie dann auch sicher kommt?
Oder der Trekkerfahrer der heilig und teuer verspricht nochmals den Kies besser verteilen zu kommen, wenn dann der Boden trockener ist und der Trekker besser greift. Aber er kommt dann nicht mehr, busy - gut, ich habe ihm auch schon alles bezahlt (er arbeitete effizient, war echt nett und wir hatten nach der Arbeit ein wirklich gutes Gespräch über Gott und die Welt und die Schweiz und den Schwager da usw....)
Oder wenn der Elektriker der teuer und heilig versprochen hat die kaputten nicht ganz billigen LED Leuchten noch in Garantie ersetzen zu kommen und einfach dummerweise sehr beschäftigt ist und einfach keine Zeit mehr hat über Wochen!
Oder die dummerweise nicht zum montierten Auslauf geneigte Dachrinne immer lange Zeit voll Wasser bleibt weil es eben nicht ablaufen kann und der gute Dachdecker auch anderswo sehr beschäftigt ist. Ich gebe ja zu, die Rinne ist recht lang und sollte das Regenwasser zum Wasserbecken abführen!

usw., von halb überputzten schönen Holz Fensterrahmen sprechen wir nicht, dem Abfall rund um's Haus, den auf ewig ausgeliehenen (guten) Werkzeugen - sie dürfen ja gerne was von meinen Sachen brauchen, wenn sie ihr Mat gerade vergessen haben, z.B. die Bosch Akku Bohrmaschine der dann ein paar Bohrer fehlen und die dummerweise den Wolkenbruch auch auf dem Dach statt unter dem Dach verbrachte wie ich zufälliegerweise mitbekam.... (sie geht aber noch!)

Geschenke vorher oder nachher helfen wenig merkte ich. Lob mittelmässig, Tadel weniger als mittelmässig oder gar nicht. Wutausbrüche sparte ich mir da ich TiT zur Genüge kenne und meist auch gut damit klar komme. Ich spreche fliessend Thai, nicht südthailändisch allerdings, aber kann doch sagen was ich will. Sonst hilft die liebste aller Gattinnen auch immer gerne und erklärt dann ganz genau was sie will. Sie ärgert sich übrigens mehr über TiT als ich.

Also, bitte, liebe Leser und alte Bau - Hasen, ich bin gespannt auf eure Erfahrungen. Ganz herzlichen Dank schon mal!

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thedi
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Re: Motivation der Bauarbeiter beim Hausbau

Ungelesener Beitragvon thedi » Sa Okt 28, 2017 6:34 am

Sali Roland,

Meine Erfahrungen sind mit Deinen fast deckungsgleich - wenn auch im Detail verschieden, die Richtung stimmt.

Ich habe mich nun nach Jahren soweit in den Isaan integriert, dass ich nichts anderes mehr erwarte und somit mit dem was ist ganz glücklich bin. Mir hat es geholfen, als ich begann mich in die Leute hinein zu denken. So begann ich zu begreifen, dass es nicht böser Wille ist, sondern einfach ihren Fähigkeiten, ihrer Ausbildung und ihren Möglichkeiten entspricht. Sie geben sich Mühe. Ein Deutsch-Lehrer sagte mir mal als Kommentar zu einem Aufsatz: "Hat und gab sich Mühe - Note 2 bis 3" (was in der Schweiz ungenügend heisst). Den Satz habe ich zu einem Leitspruch hier gemacht.

Aber ich bin auch etwas vorbelastet. Ich hatte schon in der Schweiz das Einfamilienhaus meiner Eltern zu einem Zweifamilienhaus aufgestockt. Mit sehr viel Eigenleistungen. Und entsprechenden Abstrichen an Handwerksqualität natürlich - ich habe eher zwei linke Hände. Irgend wann ist mir das weiter bauen dann auch verleidet und ich begann in der noch nicht ganz fertigen Wohnung zu wohnen. Es fehlten auch nach 30 Jahren noch Kleinigkeiten: Sockellisten in den Ecken nicht fertig, solche Sachen. Es hat mich beim bewohnen und beim schlafen in der Wohnung nie gestört.

Unser Schweizer Perfektionismus bringt es mit sich, dass wir vor allem während dem Bau alle kleinen Fehler sehen: Wände die nicht im Lot sind, Arbeiten, die in den Ecken nicht sauber abgeschlossen wurden, Farbkleckser usw. usf. - aber wenn wir einmal darin wohnen und leben, dann beachtet man das gar nicht mehr. Mindestens mir ist es so ergangen: ich bin nie am Feierabend auf dem Fauteuil gesessen und habe perfekt gestrichenen Wände bestaunt. In der Praxis liest man, plaudert mit Menschen und schaut dabei naturgemäss die an oder zappt durch die TV-Programme. Farben - ja sogar Bilder an den Wänden - nimmt man kaum mehr wahr.


Mit freundlichen Grüssen

Thedi

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Re: Motivation der Bauarbeiter beim Hausbau

Ungelesener Beitragvon thedi » Sa Okt 28, 2017 6:48 am

Das mit dem mitlaufen lassen von Werkzeug und Material gab es bei mir auch. Allerdings nie extrem. Anderseits brachten sie auch Material auf meinen Bau, das sie in Bangkok abgestaubt hatten.

Ich habe meinen Leuten nach dem Hausbau viel Werkzeug und Material überlassen - und das vorher auch angekündigt. Daher gaben sie dem Zeugs auch etwas mehr Sorge. Schalungsbretter, Betonmischer usw. die ich ihnen schenkte, waren weit über 100'000 Baht wert - ich betrachtete es als eine Art Entwicklungshilfe: sie konnten damit dann noch einige Jahre lang weitere Häuser bauen.

Werkzeug ging oft kaputt. Wenn sie etwas aufstemmen mussten verwendeten sie das nächste Ding das sich zum stemmen eignete: Schraubenzieher, Messer, Spachtel, Bohrer - was halt gerade zur Hand war. Wenn das Werkzeug dabei kaputt ging, hatten sie oft Hemmungen mir das zu zeigen und liessen das kaputte Ding einfach verschwinden. "Hat und gab sich Mühe: Note zwei-bis-drei".


Mit freundlichen Grüssen

Thedi

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Re: Motivation der Bauarbeiter beim Hausbau

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Sa Okt 28, 2017 4:52 pm

Letztes Jahr nahmen wir schrittweise einige Renovierungen sowie Um- und Ausbauten vor. Früher beschäftigten wir da als Vorarbeiter mit von ihm gewählter Truppe immer einen Onkel meiner Frau (In Detlefs Schilderungen taucht er mal als Onkel N. auf), mit dem wir auch stets zufrieden waren. Beim ersten Schritt, den wir finanziell in der Hinsicht machen konnten, der Renovierung eines Bades, bekamen wir kurz erklärt, das sei ihm ein zu kleiner Auftrag. Na gut, das konnten wir mit einem Cousin meiner Frau auch selbst renovieren. Dann bekam ich die Kreditzusage und wir konnten mehr machen. Jetzt siegte aber der Stolz meiner Frau: "Der soll erst mal Nachdenken lernen!" Sie heuerte eine Truppe aus dem Nachbardorf für die jetzt doch recht umfangreichen Arbeiten zum gleichen ortsüblichen Lohn an.

Mir fiel auf, dass diese neuen Arbeiter, denen natürlich die Schmach des Onkel N. einen größeren Auftrag in seinem Stammrevier nicht mehr bekommen zu haben, nicht verborgen blieb, nun viel mehr darauf achteten, Alles sorgfältig und zügig zu unserer Zufriedenheit zu erledigen. Die Arbeitsleistung stieg und die Verschnittquote sank.
Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Erich Kästner, 1899 - 1974

Roland56
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Re: Motivation der Bauarbeiter beim Hausbau

Ungelesener Beitragvon Roland56 » Sa Okt 28, 2017 10:58 pm

Antworten zu meinem Beitrag ...danke Thedi und "KoratCat" für die netten Worte!


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