Keine Tiere essen: Besser als Sex!
Verfasst: So Jul 17, 2016 7:47 am
Eine Kolumne von Sibylle Berg
Warum essen wir Fleisch? Weil wir es können. Und wir machen es, obwohl es uns umbringt. Zeit für eine Entwöhnung.
Kolumne
Immer wieder fragen mich Wirtschaftsmathematiker und Robotikexpertinnen: Warum sollte die nichtmenschliche, uns überlegene Intelligenz in naher Zukunft an der Ausrottung der Menschheit interessiert sein? Die Antwort, die ich immer gebe, ist denkbar einfach: Weil sie es kann.
Um diese simple Logik zu zementieren, verwende ich gerne ein simples Beispiel. Die Grillsaison. Jetzt, wo der Geruch einer noch lebendwarmen Babykuh von Ihrer Terrasse... Halt. Moment. So gewinnt man keine Freunde, so überzeugt man nicht. Lesen Sie weiter, auch wenn Sie jetzt schon kommentieren wollten, irgendwas von militanten Veganern oder: Haben wir Menschen schon immer so gemacht. Bitte. Wir Menschen waren auch in der Vergangenheit so richtige Hirnis, seien Sie ehrlich. Wir haben an Gott geglaubt und Frauen durch Einführen von Gegenständen in Körperöffnungen von Hysterie heilen wollen.
Die meisten Tiere, die bei vielen in den Bauch wandern, sind nicht blöder als Babys. Sie haben mehr Gefühle als einige Menschen, und sie haben keinen Bock zu sterben. Genauso wenig wie ich zum Beispiel. Ich möchte 576 Jahre alt werden, damit wir zusammen noch viel Spaß haben können. Wiese riechen, Sommer sehen, Regen lecken.
Geht den Tieren ähnlich, aber sie sterben, weil wir Menschen uns einfach daran gewöhnt haben. Weil viele denken, das war schon immer so, ich brauch das Zeug und Tofu schmeckt scheiße. Mit Gewohnheiten zu brechen, eines meiner Lieblingsthemen, ist verdammt schwer. Vermutlich fällt Menschen, die Fleisch essen, die langsame Entwöhnung so schwer, wie einem Raucher der Verzicht auf Zigaretten.
Darum bringt es wenig, Fleisch essende Menschen zu beschimpfen und ihnen zu erzählen, wie ungesund der Verzehr von Tieren ist ("Fleisch erhöht Risiko für Diabetes und Herzkrankheiten", "Krebs durch Fleischverzehr", "Kluge Menschen essen weniger Fleisch"). Wie viele Raucher werden schließlich von ihrer Sucht durch Krebsbildchen geheilt? Es muss ein Schalter im Kopf umgelegt werden, bis man sich vor sich selbst ekelt. Vermutlich wäre das leicht, wenn viele statt eines Hundes oder einer Katze eine Kuh, ein Schwein, oder einen Tintenfisch bei sich zu Hause hätten. Die wenigsten machen Würstchen aus Bello.
Aber - wohin stellt man eine Kuh in einer Kleinraumwohnung? Ich weiß nicht, ob es hilft, sich zu sagen, dass viele Tiere genauso klug und emphatisch sind, wie weniger kluge und mitfühlende Menschen. Wer würde nicht gerne ab und zu einen Nazi auf dem Teller haben? Oder einen Antisemiten. Eine Homophobe oder einen "Daesh"-Honk.
Ich habe keine Ahnung, warum viele mit ihren Kindern in den Streichelzoo gehen und danach ein Lämmchen verzehren. Da ich aber fest davon überzeugt bin, dass sich auf dieser Seite die absolut intelligente Elite der deutschsprachigen Länder versammelt, kann ich nur leise raunen, dass das Leben auch ohne Fleisch Spaß machen kann.
Es gibt Nahrungsmittel, die besser schmecken, dem Menschen weniger schaden, die Welt langsamer in den Abgrund reiten. Und es geht nichts über das Gefühl, ein moralisch überlegener Mensch zu sein. Es ist eigentlich sogar das schärfste Gefühl, ein wenig wie Sex. Guter Sex. Ich weiß, wovon ich rede, denn kaum jemand fühlt sich mehr im Recht als ich.
Wir essen Tiere, weil wir es können. Die Roboter werden uns auslöschen, weil sie in der Lage dazu sind. So logisch. So einfach.
spiegelonline
Warum essen wir Fleisch? Weil wir es können. Und wir machen es, obwohl es uns umbringt. Zeit für eine Entwöhnung.
Kolumne
Immer wieder fragen mich Wirtschaftsmathematiker und Robotikexpertinnen: Warum sollte die nichtmenschliche, uns überlegene Intelligenz in naher Zukunft an der Ausrottung der Menschheit interessiert sein? Die Antwort, die ich immer gebe, ist denkbar einfach: Weil sie es kann.
Um diese simple Logik zu zementieren, verwende ich gerne ein simples Beispiel. Die Grillsaison. Jetzt, wo der Geruch einer noch lebendwarmen Babykuh von Ihrer Terrasse... Halt. Moment. So gewinnt man keine Freunde, so überzeugt man nicht. Lesen Sie weiter, auch wenn Sie jetzt schon kommentieren wollten, irgendwas von militanten Veganern oder: Haben wir Menschen schon immer so gemacht. Bitte. Wir Menschen waren auch in der Vergangenheit so richtige Hirnis, seien Sie ehrlich. Wir haben an Gott geglaubt und Frauen durch Einführen von Gegenständen in Körperöffnungen von Hysterie heilen wollen.
Die meisten Tiere, die bei vielen in den Bauch wandern, sind nicht blöder als Babys. Sie haben mehr Gefühle als einige Menschen, und sie haben keinen Bock zu sterben. Genauso wenig wie ich zum Beispiel. Ich möchte 576 Jahre alt werden, damit wir zusammen noch viel Spaß haben können. Wiese riechen, Sommer sehen, Regen lecken.
Geht den Tieren ähnlich, aber sie sterben, weil wir Menschen uns einfach daran gewöhnt haben. Weil viele denken, das war schon immer so, ich brauch das Zeug und Tofu schmeckt scheiße. Mit Gewohnheiten zu brechen, eines meiner Lieblingsthemen, ist verdammt schwer. Vermutlich fällt Menschen, die Fleisch essen, die langsame Entwöhnung so schwer, wie einem Raucher der Verzicht auf Zigaretten.
Darum bringt es wenig, Fleisch essende Menschen zu beschimpfen und ihnen zu erzählen, wie ungesund der Verzehr von Tieren ist ("Fleisch erhöht Risiko für Diabetes und Herzkrankheiten", "Krebs durch Fleischverzehr", "Kluge Menschen essen weniger Fleisch"). Wie viele Raucher werden schließlich von ihrer Sucht durch Krebsbildchen geheilt? Es muss ein Schalter im Kopf umgelegt werden, bis man sich vor sich selbst ekelt. Vermutlich wäre das leicht, wenn viele statt eines Hundes oder einer Katze eine Kuh, ein Schwein, oder einen Tintenfisch bei sich zu Hause hätten. Die wenigsten machen Würstchen aus Bello.
Aber - wohin stellt man eine Kuh in einer Kleinraumwohnung? Ich weiß nicht, ob es hilft, sich zu sagen, dass viele Tiere genauso klug und emphatisch sind, wie weniger kluge und mitfühlende Menschen. Wer würde nicht gerne ab und zu einen Nazi auf dem Teller haben? Oder einen Antisemiten. Eine Homophobe oder einen "Daesh"-Honk.
Ich habe keine Ahnung, warum viele mit ihren Kindern in den Streichelzoo gehen und danach ein Lämmchen verzehren. Da ich aber fest davon überzeugt bin, dass sich auf dieser Seite die absolut intelligente Elite der deutschsprachigen Länder versammelt, kann ich nur leise raunen, dass das Leben auch ohne Fleisch Spaß machen kann.
Es gibt Nahrungsmittel, die besser schmecken, dem Menschen weniger schaden, die Welt langsamer in den Abgrund reiten. Und es geht nichts über das Gefühl, ein moralisch überlegener Mensch zu sein. Es ist eigentlich sogar das schärfste Gefühl, ein wenig wie Sex. Guter Sex. Ich weiß, wovon ich rede, denn kaum jemand fühlt sich mehr im Recht als ich.
Wir essen Tiere, weil wir es können. Die Roboter werden uns auslöschen, weil sie in der Lage dazu sind. So logisch. So einfach.
spiegelonline