Ist Zeit - nur eine Illusion?

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Rudi (†2019)
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Ist Zeit - nur eine Illusion?

Ungelesener Beitragvon Rudi (†2019) » Mi Jan 23, 2013 3:45 pm

Ist Zeit - nur eine Illusion?

Ein Traum, ein Traum ist unser Leben auf Erden hier.
Wie Schatten auf den Wogen schweben und schwinden wir.
Und messen unsre trägen Schritte nach Raum und Zeit;
Und sind (und wissens's nicht) in Mitte der Ewigkeit.
Johann Gottfried Herder

Geistesgrößen aller Zeitepochen haben sich eingehend mit dem Thema Zeit befasst. Darunter waren die großen Denker der Antike von Homer bis Pythagoras.

Auch in der Neuzeit bemühten sich zum einen die Physiker und Mathematiker - wie etwa Kopernikus, Kepler, Descartes, Newton, Heisenberg und Einstein - um ein Verständnis der Zeit, und zum anderen zerbrachen sich Philosophen wie Hegel, Schelling und Marx darüber den Kopf. Von Immanuel Kant und Arthur Schopenhauer wird die Zeit schlichtweg als nicht existent erklärt, weil sie der Welt nur als Vorstellung angehöre.

Der frühchristliche Kirchenlehrer Augustinus sagte: "Er bete zu Gott, auf dass Er ihm offenbaren möge, was die Zeit ist, nicht aus Neugier, sondern weil er außerstande sei, ohne diese Wissen zu leben." Ferner sagte er: "Was also ist Zeit? Wenn niemand danach fragt, weiß ich es. Will ich's aber einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht."

Das nackte Wort »Zeit« macht Probleme, weil niemand genau sagen kann, was Zeit eigentlich ist.
Denker im antiken Griechenland erklärten die Zeit jedenfalls zu etwas Irrealem, weil die Vergangenheit nicht mehr und die Zukunft noch nicht existiere und der Moment dazwischen – die Gegenwart – nicht von Dauer ist.

Chronos die Zeit, in der altgriechischen Religion ist als Gottheit gedacht, die ihre Kinder fraß. Kronos symbolisiert die Zeit, die alle Dinge zerstört, die sie hervorgebracht hat – genau wie Saturn in der griechischen Mythologie seine Kinder fraß. »Die Zeit frisst ihre Kinder«.

Sowohl östliche als auch westliche Mystiker betonen, dass unser Denken in der Zeit stattfindet, je-doch die Vision die Zeit überschreiten kann. Mystiker behaupten auch, dass sie beim Überschreiten der Zeit auch Ursache und Wirkung überschreiten. Anstelle einer linearen Folge von Augenblicken, erfahren Mystiker eine unendliche, zeitlose und doch dynamische Gegenwart.

Mystiker haben direkte Einsichten in das Wesen der Wirklichkeit. Sie sind allerdings nur an der Erfahrung, nicht aber an der Beschreibung der Wirklichkeit interessiert, weil, wie sie sagen, es fast nicht möglich ist, sich sprachlich auszudrücken.

Absolutes Wissen ist demnach eine völlig nicht-intellektuelle Erfahrung der Wirklichkeit

Auch nach den Erkenntnissen von Quantenphysikern ist Zeit eine Illusion. Es gibt sie nur in den Köpfen der Menschen.

Jenseits der Zeit erwartet uns die Ewigkeit, in die wir dereinst zurückkehren werden. Ewigkeit ist nicht einfach eine unendliche Ausdehnung von Zeit, sondern sie ist die Gleichzeitigkeit alles Seienden und damit die Überwindung der Zeit.

Wirklichkeit existiert unabhängig vom Zeitablauf, sie ist zeitlos und allgegenwärtig. Doch so können wir sie nicht wahrnehmen. Sie ist wie ein dickes Buch, das wir in Händen halten, dessen Inhalt wir aber noch nicht gelesen haben. Beim Lesen des Buches verfließt Zeit. Dennoch existiert der Inhalt dieses Buches von Anfang an, unabhängig von der Zeit, die wir zum Lesen benötigen. Genauso zeit-unabhängig existiert das nächste Jahr mit all seinen Ereignissen schon immer, wir müssen jedoch ab-warten, bis wir es anschauen und wahrnehmen können.

Zeit besitzt nicht nur Quantität, sondern auch Qualität, das heißt, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt sich nur solche Ereignisse verwirklichen können, deren qualitative Inhalte der jeweiligen Zeitqualität entsprechen. Zeit muss demnach einer Latenz die Öffnung bieten, damit diese Latenz in die Wirklichkeit eintreten und sich manifestieren kann. Ein Flugzeug kann nicht irgendwann einfach abstürzen, sondern nur dann, wenn die herrschende Zeitqualität es zulässt.

Zeit ist eine Illusion oder ein Gefängnis, man bindet sich an etwas, was es nicht gibt. Jeder Versuch Zeit zu sparen führt dazu weniger Zeit zu haben. Der scheinbare Zeitgewinn durch schnellere Autos, Züge und Flugzeuge dienen der schnelleren Zerstörung der Umwelt, dem früheren Untergang.

Jeder, der versucht Zeit zu sparen hat sein Unterbewusstsein mit »Mangel an Zeit« oder »Ich habe keine Zeit» gespeichert. Folglich muss jeder Versuch Zeit zu sparen misslingen, denn vom Unterbewusstsein fließt bei allem was ich tue, »keine Zeit«. Solange ich mich nicht von »Mangel an Zeit» auf »ich habe unendlich viel Zeit« umprogrammiert habe, werde ich weiterhin im Mangel leben – im Mangel an Zeit.

Stress entsteht dadurch, dass man denkt, man hätte zu wenig Zeit. Folglich versucht man, soviel wie möglich in einer begrenzten Zeitspanne zu erledigen. Und genau das führt dann dazu, dass sich die zur Verfügung stehende Zeit noch mehr reduziert. Weil die Zeitspanne in unserem Bewusstsein so begrenzt ist, bemühen wir Menschen uns, möglichst viele Erlebnisse und Erkenntnisse in diese begrenzte Zeitspanne hinein-einzupacken. Es findet ein mehr oder weniger anstrengender Wettlauf mit der Zeit statt.

Ein Ruheloser verachtet alle, die weniger rastlos sind als er, beschimpft sie als untüchtig und unfähig und setzt alles daran, sie in den Strudel der wilden Jagd nach dem Nichts herein zuziehen.

Die Hast erzeugt Angst. Würde kennt keine Zeit. Nur wer warten kann, kann etwas erwarten. Ungläubige haben wenig Zeit, weil für sie der Tod das Ende ist.

Keine Zeit zu haben ist ein eitler Schwindel, mit dem man sich und anderen beweisen will, wie wichtig man doch ist.

Alles Leiden dieser Welt entspringt dem Versuch an fixierten Formen festzuhalten – an Gegenständen, Menschen oder Ideen -, anstatt die Welt, so wie sie ist zu akzeptieren. Es gibt also nichts in dieser Welt, was festzuhalten sich lohnt.

Es ist die Aufgabe des Menschseins, die Zeitlichkeit und Vergänglichkeit dieser Welt zu durchschauen, sie zu überwinden und so letzten Endes in die Ewigkeit zurückzukehren, die unsere eigentliche Heimat ist. Und uns möglichst wenig in das äußere materielles Leben verstricken und uns mit möglichst geringem Aufwand um die materiellen Aspekte unseres Daseins kümmern.

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