Was ist Gut und was ist Böse?

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Rudi (†2019)
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Was ist Gut und was ist Böse?

Ungelesener Beitragvon Rudi (†2019) » Sa Jan 05, 2013 5:09 pm

Was ist Gut und was ist Böse?

Den Anspruch, dies zu wissen, erheben viele - doch sie sind sich untereinander nicht einig, wem wollen wir glauben? Gut und Böse sind zwei Aspekte ein und derselben Einheit und daher in ihrer Existenz voneinander abhängig. Das Gute lebt vom Bösen und das Böse vom Guten. Wer absichtlich das Gute nährt, nährt unbewusst das Böse mit. Wer das Böse bekämpft, macht das gleiche wie der, der das Gute bekämpft. Beide bekämpfen die Wirklichkeit. Gut und Böse sind die polare Erscheinungsform ein und derselben Sache, die wir uns als Einheit nur nicht bewusst vorstellen können. Solche Formulierungen mögen auf den ersten Blick für manche erschreckend klingen, doch lässt sich die Richtigkeit dieser Feststellungen sowohl theoretisch als auch praktisch schwer wegschieben.

Begonnen hat das Urteilen wohl bei Adam und Eva, als sie vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse gegessen hatten. Das ist die Geschichte des Sündenfalls, der Mensch stürzt aus der Einheit (kosmisches Bewusstsein) in die Polarität (Erkenntnisfähigkeit). So müssen sie zwangsläufig das Paradies, den Garten der Einheit, verlassen und stürzen in die polare Welt materieller Formen. Daraus ist zu schließen, dass sie vorher dort gelebt haben wo man Gut und Böse nicht kennt. Die Bibel nennt es das Paradies. Das Paradies ist aber kein geographischer Ort oder etwas, das vielleicht in ferner Zukunft erreicht werden kann, nein, das Paradies ist einfach ein Geisteszustand, ein Zustand des Nichturteilens, des Nicht-aufteilens in Gut und Böse.

Die Sünde des Menschen besteht in der Absonderung von der Einheit. Sünde ist aber nicht ein Pol innerhalb der Polarität, sondern die Polarität selbst. Sünde ist deshalb nicht vermeidbar - jedes menschliche Tun ist sündig. Für das Christentum wurde gerade dieses theologische Missverständnis verhängnisvoll. Der ständige Versuch der Gläubigen, keine Sünde zu begehen und das Böse zu meiden, führte zum Verdrängen bestimmter als böse eingestufter Bereiche und so zu einer kräftigen Schattenbildung. Dadurch wurde das Christentum eine der intolerantesten Religionen, verantwortlich für Inquisition, Hexenverfolgung und Völkermord. Der nicht gelebte Pol verwirklicht sich immer - er überholt die edlen Seelen meistens gerade dann, wenn sie nicht damit rechnen.

Die Polarisierung von Gut und Böse als Gegensätze führte im Christentum auch zur Gegenüberstellung von Gott und Teufel als Repräsentanten des Guten und des Bösen. Indem man den Teufel zum Widersacher Gottes machte, zog man unbemerkt Gott in die Polarität. Gott ist jedoch die Einheit - der Teufel hingegen die Polarität, oder wie Jesus sagt: "Der Herr dieser Welt". In dieser Terminologie gesprochen heißt das, die polare Welt ist teuflisch, d.h. sündig. Es gibt keine Möglichkeit, sie zu ändern - deshalb lehrte Jesus, die polare Welt zu verlassen indem er sagte: „Folget Mir nach, Ich habe die Welt überwunden“.

Ebenso lehrte der Buddha: “Ob ihr mit einer eisernen oder goldenen Kette gefesselt seid – in beiden Fällen seid ihr gebunden. Praktiziert ihr Tugenden, habt ihr die goldene Kette gewählt, führt ihr schlechte Taten aus, ist es eine eiserne Kette. Beide halten euch gefangen. Nur wer die beiden Ketten von Gut und Böse abgeschüttelt hat, ist ein spirituell Erleuchteter.

Alle Menschen, die sich für »gut« halten, sollten nicht vergessen, dass sie dies nur auf Kosten derer tun können, die nicht »gut« sind. Es kommt noch hinzu, dass ein solcher sich »gut« meinender Mensch nicht nur gut, sondern zu gleichen Teilen auch böse ist, jedoch den bösen Teil seiner Persönlichkeit ins Unbewusste verdrängt und von dort auf die Umwelt projiziert. Die Anerkennung des Schattens als Teil der eigenen Persönlichkeit ist der erste notwendige und schwierige Schritt jeder Selbsterkenntnis.

Von einem esoterischen Standpunkt aus ist sowohl das Gute als auch das Böse schlecht. Beides bindet uns an die Dualität. Ob wir gut oder schlecht handeln, wir werden die karmischen Früchte unseres Handelns ernten und wiedergeboren werden und in der Dualität verbleiben. Das Böse, das es zu überwinden gilt, ist die Dualität an sich. Sie ist das eigentliche Übel. Wir sind hier in dieser Welt abgesondert von der Einheit, wir wurden sündig, schuldig. Sünde heisst: überhaupt etwas in der Dualität zu tun, ob es nun sogenannt richtig oder falsch sei.

Das Böse kann zwar nicht ausgerottet werden, es kann aus dieser Welt nicht verbannt werden, weil es ein Teil dieser Welt ist, genau wie das Gute; aber das Böse kann aufgehoben, es kann überwunden werden.
Auch das Gute muss überwunden werden. Denn wollen wir wirklich frei von Dualität sein, dann müssten wir die ganze Polarität überwinden. Denn auch der noch so fromme Mensch würde als Folge seines Tuns einfach nur derart viel gutes Karma ernten, dass er im nächsten Leben in Saus und Braus geniessen könnte. Es heisst also solche Handlungen auszuführen, die uns befreien aus der Dualität, nicht Handlungen die uns an die Dualität binden. Wir sollten allmählich anfangen, das Schlechte nicht mehr zu verdrängen oder zu vertuschen oder verteufeln. Vielmehr versuchen wir allmählich Distanz vom Schlechten (und auch vom Guten) zu gewinnen.

Wenn wir also unser Schuldig-sein eingestehen (und damit die beengende Angst vor dem Schuldig-werden verlieren), dann sind wir schon auf dem halben Weg. Dann brauchen wir nur noch einen Schritt weitergehen, um dieses Schuldig-sein loszulassen. Wir sollten unser In-der-Welt-Sein, nicht verteufeln, denn so verstricken wir uns nur weiter in der Dualität. Vielmehr sollten wir mit uns selbst ehrlich sein und lernen, es allmählich aus einer gewissen Distanz zu betrachten, um es dann loszulassen. Durch das Durchleben und Entlarven der Dualität allmählich lernen, loszulassen. Der schnellere Weg wäre natürlich: Durch Einsicht sofort alles loszulassen, ohne dass es erst durchlebt werden muss. Bewusst für das Göttliche entscheiden, das jenseits der Dualität liegt, und uns somit aus der Dualität herausführen kann.
Gott unterscheidet nicht zwischen Gut und Böse, für Ihn existiert die Dualität nicht. Das heisst jedoch nicht, dass sie auch für uns nicht existiert, denn wir sind gegenwärtig darin gefangen, wir müssen erst den beschriebenen Weg zur Auflösung der Dualität gehen.

Wenn der Weg nach Innen richtig verstanden wird und auch richtig angewendet wird führt er keineswegs zu einer kranken Flucht aus dieser Welt, sonder im Gegenteil zur gesunden, zur heilenden Überwindung der Welt. Zwischen diesen beiden, zwischen Flucht und Überwindung, besteht ein riesiger Unterschied – wie er grösser kaum sein könnte. Statt einer blinden Welt-Flucht soll eine befreiende Welt-Überwindung durch aktive Auseinandersetzung mit und Loslösung von der materiellen Welt angestrebt werden. Es geht um das Bewusstmachen der Verantwortung für das eigene Schicksal und die Konfrontation mit dem eigenen Schattenbereich. Freiheit von alledem was eigentlich nicht nötig, nicht not-wendig ist, was also nicht unsere eigentliche Not, nicht unsere Unwissenheit wendet.

Es ist äußerst wichtig, dass wir lernen, unsere Schuld zu akzeptieren, ohne uns von ihr erdrücken zu lassen. Das Eingeständnis der Schuld befreit von Angst vor dem Schuldig-werden. Angst ist Enge, und gerade diese verhindert am sichersten die notwendige Öffnung und Ausdehnung.
Gut und Böse gehören als Gegensatzpaare innerhalb eines Dualismus immer zusammen. Wir können nicht das eine ohne das andere haben. Wir können nicht nur das Gute pflegen und das Böse nicht auch pflegen wollen. Das geht nicht, denn beides gehört zusammen, und das eine folgt dem anderen wie ein Schatten.

Wer da sagt: schön schafft zugleich: unschön.
Wer da sagt: gut, schafft zugleich: ungut.
Bestehen bedingt: nicht bestehen,
verworren bedingt: einfach,
hoch bedingt: nieder,
laut bedingt: leise,
bedingt bedingt: unbedingt,
jetzt bedingt: einst.

Laotse

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