Die Mythologie der Germanen

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Rudi (†2019)
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Die Mythologie der Germanen

Ungelesener Beitragvon Rudi (†2019) » Do Dez 20, 2012 12:40 pm

Die Mythologie der Germanen

Die religiöse Welt unserer Vorfahren ist eine zentrale Wurzel der europäischen Spiritualität. Wenn wir die jüngste Vergangenheit vorurteilsfrei betrachten, erweist sich, dass die Nazis nur Teile des mythologischen Komplex für ihre ideologischen und propagandistischen Zwecke verfälscht und missbraucht haben. Hitler und seine Nachfolger benutzten nur bestimmte Themen, von denen sie behaupten, sie entstammen der germanischen Mythologie. Man wird in den Sagen und Erzählungen von den nordischen Göttern und Menschen keine Begriffe wie "Rassenreinheit", "Herrenvolk", "Blut und Boden" oder "Übermenschen" finden. Es gibt also keinen Grund uns von der reichen und schönen Mythologie unserer Vorfahren abschneiden zu lassen.

Die Mythen jeder Kultur sind spirituelle Erzählungen, die von den Ahnen Generation um Generation zur Belehrung weitergegeben wurden. Sie schildern die Reise ihres Lebens - ihre Begegnungen mit der Wildnis, ihre schamanischen Erkundungen und Erfahrungen, ihre Visionen, ihre Schlachten und Kriege, ihre Triumphe und Tragödien, ihre Entdeckungen und Fehlschläge.

Die Religion der alten germanischen Völker war eine animistische und heidnische Sicht der Welt, die vor allem bei Naturvölkern weit verbreitet war und immer noch ist. »Animisten« glauben, dass alle Dinge eine Seele besitzen. Das können Tiere, Pflanzen, Flüsse, Berge etc. sein. Nach dieser Religion lebt alles und ist beseelt, egal welche materielle Form es hat. Diese Religion besagt ferner, dass auch alle Naturerscheinungen als etwas angesehen werden, das von Lebenskraft und Empfindungsvermögen durch-wirkt und beseelt ist. Dabei wird nicht zwischen den von uns heute als »belebt« und »unbelebt« bezeichneten Bereichen unterschieden.
»Heidnisch« heißt, dass es sich um die Religion der Landbewohner handelte, die »in der Heide« wohnten, also nicht in den Städten lebten. Diese »Heiden« - die Landbewohner, die Bewohner der Wälder und der kleinen Dörfer - bewahrten viel länger ihre Mythen als die Städter, die sich mit Steinmauern umgaben und abstrakte Gottheiten verehrten. Die Heiden bewahrten die Weisheit der Erde, das Wissen um die Tiere, um Heil- und Naturpflanzen sowie um die fein-stofflichen Wesen, die Naturgeister. Die Heiden glaubten, dass die gesamte Schöpfung heilig ist. Für sie war der Schöpfergeist in der Gesamtheit der Schöpfung gegenwärtig und die Schöpfung war im Schöpfer enthalten.

Alle frühen Europäer, wie auch die Völker der Eingeborenen überall auf der Welt, verehrten die Naturgeister. Ihre Götter und Göttinnen lebten im Himmel, im Wind, in den Flüssen, in den Bergen, Bäume und Tieren. Ihre heiligen Plätze, ihre Orte der Kraft und der Heilung, waren die heiligen Haine und die Steinkreise.
In dieser Religion wurde also die nichtmenschliche Welt der Natur anerkannt und respektiert. Die Einwohner Europas sahen vor dem Aufkommen des Christentums die Welt ganz ähnlich wie die schamanistischen Kulturen in Amerika, Asien und Australien. Sie waren sich der Heiligkeit und der Verbindung aller Lebensformen untereinander bewusst.
Die Wurzeln unserer derzeitigen ökologischen Krise könnte darin liegen, dass die christliche Theologie, wie sie sich im Mittelalter entwickelte, dazu beitrug, die Beherrschung und Ausbeutung der Natur als verzeihlich erscheinen zu lassen, wenn nicht sogar aktiv zu fördern.

In Europa hielt die animistische Religion der germanischen und keltischen Völker dem zweifachen Angriff durch das Christentum und die mechanistischen Naturwissenschaften nicht stand. Die alten Götter und Göttinnen wurden entheiligt und dämonisiert. Odin setzte man Satan gleich; Freya, die Göttin der Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit, wurde zur Oberhexe. Andere Gottheiten ersetzte man durch christliche Heilige mit ähnlichen Namen.

Dem alten Kalender, der auf die Zyklen von Sonne und Mond abgestimmt war, wurde der christliche Kalender übergestülpt. So wandelte sich beispielsweise das Fest der Wintersonnenwende zum Weihnachtsfest. Die Lieder, Gebete und Rituale der alten Religion wurden verboten, heilige Haine und natürliche Schreine geschändet und christliche Kirchen an ihre Stelle gesetzt.

Und so entstand die Walpurgisnacht. In der Nacht vom 30. April auf den 1.Mai fliegen die Hexen zum Blocksberg, um mit Geistern und Elfen zu feiern und Menschen zu verzaubern. Zu dieser Zeit soll es für Geister und Elfen besonders leicht sein aus ihrer Sphäre in die Welt der Menschen einzudringen.
Die alten Germanen hießen den Frühling beim »Beltane«-Fest mit Freudenfeuern, Liedern und Tänzen willkommen. Und sie besuchten die »Hagszissen«, die weisen Frauen, die in den heiligen Hainen (germanisch Hag) saßen, um sie nach der Zukunft zu befragen.
Mit Beginn der Christianisierung sollte es mit derart heidnischen Hokuspokus natürlich vorbei sein. Allerdings wollte der Volksglaube von seinem Frühlingsfest nicht lassen. Deshalb deutete die Kirche die Freudenfeiern zu Treffen finsterer Mächte um.
Aus den guten Geistern der Kelten wie aus den germanischen Hagszissen machte die Kirche die Hexen, denen fortan nachgesagt wurde, nur bösen Zauber zu betreiben und mit dem Teufel im Bunde zu sein. Zum Schutz vor den düsteren Mächten bot die Kirche die am 1. Mai heiliggesprochene Walburga an, nach der die Walpurgisnacht ihren Namen erhielt.

Was die Hexen bei ihren geheimen Treffen wohl trieben, stachelte fortan die Fantasie der Kirchen an. Beichtbücher, Dichtung und Holzschnitte malen sich seit dem Mittelalter aus, wie zügellosen wilde Weiber vorzugsweise in Wäldern und auf Bergen beim Tanz um das Walpurgisfeuer dem Teufel den Hintern küssen, die Besen verführerisch zwischen die nackten Schenkel geklemmt. Zugleich fürchtete man die magischen Kräfte, was schließlich zur grausamen Hexenverfolgung führte. Trotzdem wurde in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai weiter um Feuer getanzt - nur galt dies der Abwehr der Hexen.

Walburga, die Namenspatronin der Walpurgisnacht war Missionarin, Äbtissin und eine gelehrte Frau. Um 710 in England geboren, wirkte sie vor allem im heidnischen Deutschland. Um 779 starb Walburga, die in ihren Leben zudem Wunder gewirkt haben soll. Mit Hexen hatte Walburga zu Lebzeiten nie etwas zu schaffen. Erst als sie an einem 1. Mai 867 von Papst Hadrian II. heilig gesprochen wurde, verquickte die Kirche Volksglaube mit Walburgas Wundertaten. Und schließlich erhielt die Nacht vom 30. April auf denn 1. Mai den Namen »Walpurgisnacht«.

Als das erstarkende Christentum in zunehmendem Maße seine Vorschriften für ein spirituelles Leben in Gegensatz zu den lebendigen Energien der Natur stellte, wurden die Hexen und Zigeuner, die Künstler und Dichter, die die alten Sitten bewahren wollten, in den Untergrund gedrängt. Den Völkern, die sich am weitesten zurückgezogen hatten, den Bewohnern Nordskandinaviens und Islands, gelang es am längsten, an den alten Religionen festzuhalten und dem Einfluss der Christianisierung zu widerstehen.

Das Ausmerzen der alten animistischen Religion durch das Christentum erreichte mit der Inquisition und der Ausrottung der Hexen im 14. Bis 18. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Die Haltung der Kirche und der Neid des aufstrebenden patriarchalischen Mediziner-Establishments, das sich gegen die »weisen Männer und Frauen« stellte, die traditionelle Kräuterheilkunde und schamanistische Praktiken beibehielten, führten zu einem Massenmord, der dem Holocaust an den Juden im 20. Jahrhundert durchaus gleichkommt.

Die Inquisition und die Verfolgung unorthodoxer Bewegungen durch die katholische Kirche, die Verfolgung der Gnostiker, Manichäer, Katharer und anderer Abtrünniger, und natürlich die Judenverfolgung sind wohlbekannt und gut belegt. Die Ausrottung der animistischen Heiden einschließlich ihrer letzten Überlebenden, der Hexen, wurde noch vollständiger vollzogen und ist ein moralischer Schandfleck für die spirituelle Integration der Kirche - eine karmische Schuld, die getilgt werden muss, bevor wirklicher Friede geschlossen werden kann.

Es geht dabei nicht darum, zur Religion unserer heidnischen Vorfahren zurückzukehren, sondern darum, das Christentum - zu dem auch Mystiker und Animisten zählen (z.B. Franz von Assisi und Hildegard von Bingen) -, zu vervollständigen, die es ersetzte und unterdrückte.

Das diskriminierende und unterdrückende Verhalten des Christentums gegenüber den Frauen fand seinen traurigen Höhepunkt in der Vernichtung von neun Millionen Hexen während der Inquisition. 90 Prozent von ihnen waren heidnische Frauen. Viele hatten versucht, das alte weibliche Wissen von der Kräuterheilkunde und der Geburtshilfe zu bewahren. Die Manifestation religiös sanktionierter Frauenfeindlichkeit wurde nie offiziell durch das Christentum anerkannt, geschweige denn gesühnt.

Die fortlaufende Ausbeutung der Mutter-Erde und allen Lebens, besonders der Tiere, könnte im historischen Zusammenhang mit der Unterdrückung und Unterwerfung des weiblichen Prinzips gesehen werden.
Angesichts der Verbindung zwischen der Unterdrückung der Frauen und der Ausbeutung der Natur, die jetzt von der öko-feministischen Bewegung aufgezeigt wird, ist ganz deutlich, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Verfolgung der Hexen und der ökologischen Zerstörung gibt, der wir jetzt gegenüberstehen. Beides ist Ausdruck der männlichen Denkens der linken Hirnhälfte, das in der Verachtung der Frauen und der Natur gipfelt.

Die alte animistische Religion ist, wie bereits erwähnt, durch den zweifachen Angriff des Christentums und der materialistisch mechanistischen Naturwissenschaften und Technologie vernichtet worden. Vielleicht sind das auch die beiden Ungeheuer, die der Welt und so vielen Lebensformen die Zerstörung bringen. Vielleicht ist der universale Weltenbrand, der von den alten germanischen Sehern geschaut worden ist, das planetarische Fieber, der Treibhauseffekt, den wir gegenwärtig zu erleben beginnen

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