Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Für alles von Politik zu Wissenschaft, Gesellschaft, Thaifrau, Thaifrauen kennenlernen etc, oder auch nur Tratsch. Es muss nicht unbedingt was mit Korat, dem Isaan, Thailand oder Asien oder dem Reisen und Expatleben zu tun haben.
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KoratCat
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Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Sa Dez 12, 2009 8:36 pm

Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Alle vier Minuten verlässt ein Deutscher sein Land. An jedem einzelnen Tag verliert Deutschland ein ganzes Dorf, womit die Zahl der Auswanderer Dimensionen erreicht, wie seit 120 Jahren nicht mehr. Zum Weihnachtsfest 2009 bieten deutsche Fluggesellschaften sogar einen Weihnachtsbaumtransport für Auswanderer an.


von Wolfram Weimer

Was die Angelegenheit so heikel macht: Es sind die Besten und Jüngsten, die genug haben und gehen. Im Gegensatz zu den Auswanderungswellen des 19. Jahrhunderts verlassen nicht etwa Analphabeten, Bauern und verzweifelte Arbeiter das Land. Wir erleben keine Elendsflucht, sondern einen Exodus des gebildeten Mittelstands.

Das Durchschnittsalter unserer Auswanderer beträgt 32 Jahre, es sind junge Ärzte und Ingenieure, Wissenschaftler und Facharbeiter, Handwerker, Techniker und ehrgeizige Dienstleister. Nach Angaben der OECD verliert Deutschland besonders viele Akademiker. Als die Auswanderungswelle aufbrandete, dachte man zunächst an Steuerflüchtlinge oder einen gesunden Globalisierungseffekt beim Exportweltmeister. Inzwischen gibt es kaum eine Familie mehr, die nicht betroffen ist, kaum ein Fernsehabend mehr ohne Serien wie "Mein neues Leben" (Kabel 1), "Goodbye Deutschland - die Auswanderer" (Vox), "Lebe deinen Traum" (Pro7) und "Umzug in ein neues Leben" (RTL). Nach einer Allensbach-Umfrage würde jeder fünfte Deutsche es den Fernsehvorbildern gerne gleichtun.

Der Migrationsforscher Klaus Bade warnt unmissverständlich: "Wir befinden uns in einer migratorisch suizidalen Situation." Während unser Sozialstaat hunderttausende Unqualifizierter aus den Randzonen Europas anzieht, fühlen sich die jungen Vertreter des Leistungsmittelstands hierzulande immer fremder. Der Handwerksmeister, der in Australien nicht vom Bürokratenstaat bedrängt wird, der Arzt, der in Norwegen nicht zum Krankenhausbeamten degradiert wird, der Wissenschaftler, der in den USA bessere Forschungsbedingungen hat, die Hotelfachfrau, die in der Schweiz das Doppelte verdient aber weniger Steuern zahlt, der Bauingenieur, der in Arabien oder China sein Können vergoldet bekommt - die Motive wechseln. Aber eines eint sie alle: Anderswo geht es ihnen besser als daheim.

Das ist für die Deutschen, die sich für Jahrzehnte als die Wirtschaftswunderklassenbesten gefühlt haben, eine schockierende Erfahrung. Auf einmal arbeiten sie als Gastarbeiter in fremden Ländern, und wenn die Wirtschaftselite der Welt sich demnächst wieder in Davos trifft, dann sind die Hotelkellner die Deutschen.

Man spürt bei Auslandsreisen, dass die Dinge sich anderswo besser entwickeln als bei uns.

Die Überlegenheitsgewissheit, die jeden Sommerurlaub im Süden zu einem Selbstbestätigungs-Event gemacht hat, ist verschwunden. Avantgarde, wirtschaftliche oder technologische, spürt man nicht mehr daheim, sondern in der Fremde. Doch damit sind die Kategorien der Orientierung für die nächste Generation der Talentierten vertauscht. Die Fremde wird zum Ort der Ambition.

Wenn die Autobahnen in Andalusien inzwischen besser sind als im Ruhrgebiet, unsere Schulen neben denen in Skandinavien wie Baracken aussehen, wenn ein deutscher Krankenhausarzt nur noch so viel verdient wie ein Pförtner in Abu Dhabi, wenn eine Facharbeiterfamilie so hohe Steuern und Sozialabgaben zahlt, dass ihnen weniger übrig bleibt als einem Koch in Zürich, dann gehen sie eben. Immer mehr Menschen merken, dass ihnen Deutschland immer weniger bietet. Alleine 16000 deutsche Ärzte haben inzwischen das Land verlassen. Ihre teure Ausbildung ist damit zu einer Subvention der Schweiz, Norwegens, Englands, der USA geworden.

Während wir endlos über die Extreme von oben (Topmanager und deren Gier) und unten (Mindestlohn-Empfänger und gewalttätige Migrationsjugendliche) diskutieren, vollzieht sich ein Bruch der Gesellschaft in der Mitte. Die Politik erörtert über Jahre, wie man den Wohlstands-Kuchen noch ein bisschen gerechter verteilen könnte, doch unterdessen flüchten diejenigen aus der Küche, die den Kuchen backen sollen. Sie zahlen immer höhere Abgaben, erleben Wohlstandsverluste, werden von Radarfallen bis Steuererklärungen schikaniert, schicken ihre Kinder in schlechte Schulen und werden dem Wettbewerbsdruck der Globalisierung mit viel weniger Schutz ausgesetzt als die ganz unten und ganz oben.

Die Flucht aus der Heimat ist eine Volksabstimmung mit den Füßen geworden, ein Alarmsignal aus der Mitte der Gesellschaft. Die Auswanderer revoltieren nicht und krakeelen nicht, sie haben keine Gewerkschafts- oder Politkampagne hinter sich, sie gehen einfach still und leise fort. Und lassen sich den Weihnachtsbaum nach Spanien fliegen.


Handelsblatt 12. Dez. 2009
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koratwerner (†2012)
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Re: Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » So Dez 13, 2009 7:01 am

Wo lebt man am besten?

Endlich Rentner – viele können den Beginn ihres Lebensabends kaum erwarten: Mehr Zeit, endlich mal das tun, was man schon immer machen wollte. Viele Rentner kehren Deutschland den Rücken und genießen ihren Ruhestand in der Ferne. Ihre Rente lassen sie sich ins Ausland überweisen.

Forbes nennt die zehn besten Rentner-Paradiese

1. Platz: Österreich. Laut Forbes ist die Alpenrepublik das erklärte Rentner-Paradies. Das US-Magazin verwies unter anderem auf Lebensqualität, medizinische Versorgung, die elegante Architektur und klassische Musik. Vor allem Wien sei die Stadt mit der höchsten Lebensqualität für Senioren weltweit. Minuspunkte für Österreich gab's lediglich für das fehlende „mediterrane Flair.“

2. Platz: Thailand. Blaue Lagunen, Puderzuckerstrände, warme Temperaturen und niedrige Lebenshaltungskosten machen Thailand zum idealen Ruhesitz für Senioren. Außerdem habe Thailand ein „akzeptables“ Gesundheitssystem, vor allem in der Hauptstadt Bangkok gebe es hervorragende Privatkliniken. Einzig die politisch unsichere Lage wurde als negativ gewertet.

3. Platz: Italien. Was Österreich fehlt, hat Italien ausreichend: mediterrane Lebensqualität. Doch Rentner werden nicht nur von der leckeren und gesunden italienischen Küche angelockt.
Auch die Landschaft, vor allem im Süden mit der malerischen Amalfi-Küste oder auf Sizilien, machen Italien zum Paradies für Ruheständler.

4. Platz: Panama: Der kleine Staat in Zentralamerika hat alles, was man für ein glückliches Rentnerleben braucht: Sonne das ganze Jahr, niedrige Steuern, gute Privatkliniken, tropische Landschaften und viele Angebote speziell für Senioren. Ein Traum ist vor allem das Archipel San Blas, eine Kette mit Tropeninselchen im Nordwesten Panamas. Aber auch in Panama-Stadt lässt es sich gut leben, schließlich zählt sie zur sichersten Stadt in ganz Zentralamerika.

5. Platz: Irland. Weite, atemberaubende Landschaften und dramatische Atlantik-Küsten – nicht umsonst gilt die grüne Insel als einer der schönsten Flecken der Erde, auf dem sich auch Rentner pudelwohl fühlen können. Es wird empfohlen, nicht unbedingt ins überteuerte Dublin zu ziehen. Ein Haus auf dem Land ist nicht nur gemütlicher, sondern auch viel kostengünstiger.

6. Platz: Australien. Das Land zählt zu einem der weltweit besten Plätze zum Leben
Egal wo in Australien Sie sich niederlassen, ob in einer der Küstenstädte im Osten wie Sydney, an den Bilderbuchstränden von Queensland oder im Landesinneren – das Leben ist gut und günstig. Einzig die Reise in die alte Heimat ist weit und teuer.

7. Platz: Frankreich. Französische Lebensart, tolle Landschaften und eine sehr gute Infrastruktur machen unser Nachbarland zum attraktiven Rentner-Paradies. Wer es sich leisten kann, wählt vielleicht Paris als Ruhesitz. Allerdings ist das Leben in der Bretagne, Normandie oder Provence im Süden nicht nur günstiger, sondern vor allem landschaftlich reizvoller.

8. Platz: Malaysia. Ähnlich wie in Thailand sind es vor allem das angenehme Klima, tolle Strände und die günstigen Lebenshaltungskosten, die Malaysia zum Top-Ziel für Rentner machen. Hinzu kommt: Malaysia ist ein Steuer-Paradies. Die Hauptstadt Kuala Lumpur ist nicht der ruhigste Ort zum Leben, aber Auswanderer sollten möglichst ein Ziel wählen, von dem man die Metropole gut erreichen kann, vor allem für die medizinische Versorgung. Außerdem trüben hin und wieder politische Spannungen die Idylle.

9. Platz: Spanien. Als das „Florida Europas“ bezeichnet Forbes das Land im Süden in Anspielung auf das amerikanische Rentnerparadies Florida in den USA. Natürlich liegt bei Rentnern die Baleareninsel Mallorca ganz weit vorn als Ruhesitz. Doch Spanien hat mehr zu bieten als nur Sandstrände, mediterranes Klima und das Mittelmeer. Städte wie Granada (Foto), Sevilla oder Saragossa sind geprägt von Jahrtausenden Geschichte. Außerdem gibt's eine lebendige Film-, Design-, Kultur- und Kunstszene.

10. Platz: Kanada. Erst kürzlich wurde Vancouver zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität der ganzen Welt gekürt. Gut leben lässt es sich auch in anderen Regionen im Land der Holzfäller-Romantik. Einwanderer sind in Kanada sehr willkommen, es locken ein erstklassiges Gesundheitssystem und atemberaubende Landschaften. Manko: Die Winter sind eisig kalt.

wpa
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

jogi
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Re: Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Ungelesener Beitragvon jogi » So Dez 13, 2009 6:31 pm

Wer will schon in einem Land leben, wo 70 % der Menschen so denken wie ich: ich weiß nicht welche Partei ich wählen soll. Niemand von den Politikern in Deutschland vertritt meine Ansichten und die der anderen 70%. Manche wählen trotzdem aus Tradition oder aus religiösen Gründen (C hristlich DU) denken aber so wie ich. Es hat keinen Zweck. Was fehlt ist eine Revolution der "Deutschen", wo die gesamte politische Elite weggefegt wird. Aber sowas machen Deutsche ja nicht. Da kann man nur resignieren und abhauen. Ich zum Beispiel sehe kein TV mehr, gar nix, ich weigere mich dieses Trauerschauspiel zu verfolgen. Ich privatisiere. Ich lese keine Zeitungen und lasse mich auf diese Weise nicht mehr verarschen.

Eine Frage bleibt für mich offen: sind unsere Bosse und Entscheidungsträger alle Idioten, warum merken die nichts? Oder was für eine geheime Strategie steckt hinter der Volksverarschung dahinter?

Grüße

jogi
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Re: Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Ungelesener Beitragvon jogi » So Dez 13, 2009 6:48 pm

Hier mal zwei Fotos von mir aufgenommen, Duisburg Oktober 2009

Von Admin entfernt: defekter Link zu fremdgehostetem Bild/albums/dd114/jogijogi/k-20092009867_ji.jpg

Von Admin entfernt: defekter Link zu fremdgehostetem Bild/albums/dd114/jogijogi/k-OpfaDeutschl1.jpg

Alles gute für die Zukunft !

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Re: Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Ungelesener Beitragvon Prikthai (†2013) » Do Dez 17, 2009 9:31 am

Und die Schweiz bekommt bald jeden Tag ein neues Dorf mit Deutschen. Dafür hat es mehr und mehr Schweizer die in Thailand sind. Wir machen den nördlichen Nachbarn Platz in der Schweiz. :lol:

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koratwerner (†2012)
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Re: Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Do Dez 17, 2009 10:24 am

So ähnlich erobern die Türken Deutschland! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Es ist nicht schwer zu wissen wie man etwas macht,
aber es ist schwer es auch zu tun!

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KoratCat
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Re: Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Do Dez 17, 2009 1:07 pm

Und die Deutschen und Engländer den Isaan; Deutschland hat ja den Nachschub aus der Türkei, wie Werner sagt. Aber was bleibt den Engländern? Ich hab gelesen, dass dort keiner mehr hin will. Und ehemalige Kolonien geben auch nichts mehr her; denen geht es ja schon besser als der Kolonialmacht selbst. Wo schließt sich der Kreis?
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jogi
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Re: Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Ungelesener Beitragvon jogi » Do Dez 17, 2009 7:38 pm

Hallo,
Zitat aus den Bericht oben: "Der Migrationsforscher Klaus Bade warnt unmissverständlich: "Wir befinden uns in einer migratorisch suizidalen Situation." Während unser Sozialstaat hunderttausende Unqualifizierter aus den Randzonen Europas anzieht, fühlen sich die jungen Vertreter des Leistungsmittelstands hierzulande immer fremder."

hier mal ein Link zur Demografie in Europa:
http://www.youtube.com/watch?v=SAqViqWMW4g

kokai
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Re: Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Ungelesener Beitragvon kokai » So Jul 22, 2012 3:56 pm

Gerade läuft auf 3Sat der thementag zum Frankfurter Flughafen.

Da sagte ein pensionierter Lehrer, welcher mit Frau phillipinischer Herkunft und 2 Töchtern sass:

wir fliegen jetzt auf die Insel Cebu und werden dort abseits der Zivilisation leben.
Der Mann ist schwer enttäuscht von den Entwicklungen in Deutschland, er wolle
nun wie neu anfangen abseits von Menschen(Massen).

Habe von einigen Deutschen gehört, dass sie nur noch weg wollen.

Gruss kokai

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dogmai
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Re: Auswanderer: Jeden Tag verliert Deutschland ein Dorf

Ungelesener Beitragvon dogmai » Mo Jul 23, 2012 1:06 am

Wie man liest, ist das Thema in die Jahre gelommen, aber wohl immer noch aktuell. Aber so lange nicht alle in das gleiche Dorf im Isaan ziehen, sondern sich in alle WElt verteilen, ist das zumindest fuer das Ausland verkraftbar. Das war uebrigens mein letzter Beitrag fuer 2012 aus Thailand, jetzt sitze ich gerade im Airport Gate E4 und warte auf meinen Rueckflug ins kalte Deutschland, wie ich vernahm.
Frühes Aufstehen ist der erste Schritt in die falsche Richtung.
Nostalgie: https://www.thailand-seite.de/Thailandnostalgie/


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