Denken ist eine Sache des Lernens

Für alles von Politik zu Wissenschaft, Gesellschaft, Thaifrau, Thaifrauen kennenlernen etc, oder auch nur Tratsch. Es muss nicht unbedingt was mit Korat, dem Isaan, Thailand oder Asien oder dem Reisen und Expatleben zu tun haben.
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koratwerner (†2012)
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Denken ist eine Sache des Lernens

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » So Nov 18, 2007 4:51 pm

Manchmal fahre ich von Korat aus in die ländlichen Gebiete des Isan. Ein Ausflug ins Grüne, sagten meine Eltern, wenn wir damals in Deutschland eine ähnliche Tour unternahmen.

Trotz der schon über hundert Jahre früher einsetzenden Industrialisierung, war Deutschland in den 50ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts noch über weite Strecken nur von der Landwirtschaft geprägt. So wie ich es jetzt in Thailand erlebe, sprach man in den Städten und selbst in den kleinen Dörfern, in denen eine Kleineisenindustrie Fuß gefasst hatte, von den dummen und ungebildeten Bauern, wenn man von der, von der Agrarwirtschaft leben Bevölkerung sprach.

Alle Industriearbeiter, Angestellte, Beamte, Handwerker und natürlich auch die Unternehmer verdienten mehr Geld, als die Bauern, verdienten es im 8 oder 10 Stundentag und konnten zum Teil ihre Kinder in die Realschulen und Gymnasien in der nächsten Stadt schicken. Fehlte das Geld dazu, konnten die Kinder nach Beendigung der 8 jährigen Schulzeit zumindest einen Beruf erlernen.

Die Kinder der Bauern dagegen waren schon früh in den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern eingebunden und da der Broterwerb jahreszeitlich von der Bestellung der Felder und der Ernte abhängig war, war der Besuch der kleinen Dorfschulen von untergeordneter Bedeutung.
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Re: Denken ist eine Sache des Lernens

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Mo Nov 19, 2007 8:48 am

Bei einem Besuch des Projektes "Sai yai Rak Jak Mae Su Luk" (Liebe und Sorge von Mutter zu Kind) der Gattin des Kronprinzen im letzten Jahr in Pak Thong Chai, dessen Ziel es ist, Mütter dazu zu bringen, ihre Kinder länger mit Muttermilch zu ernähren, erklärte der die Prinzessin begleitende damalige geschäftsführende Gesundheitsminister Pinij Churmsobat, dass Kleinkinder, die in den ersten neun Monaten mit Muttermilch genährt wurden, einen höheren IQ entwickelten. Kleinkinder benötigten Muttermilch nicht nur zur Entwicklung des Körpers sondern auch des Gehirns. Ferner entstünden engere Beziehungen zwischen Mutter und Kind durch das Brustsäugen, den emotionellen Quotienten verstärkend. Weniger brustgesäugte Kinder würden krank und es entstünden dadurch auch bessere Familienverhältnisse. Ziel des Projektes sei es, Mütter zu ermutigen, ihren Kinder wenigstens während den ersten sechs Monaten die Brust zu geben.

Eine Erhebung im Vorjahr habe ergeben, dass 14.5 % der Kleinkinder sechs Monate lang und nur 20.7 % vier Monate lang brustgesäugt wurden, sagte der Ständige Gesundheitssekretär Dr. Prat Boonyawongwirot. Dies führe dazu, dass Kinder IQ-Werte unter Weltniveau haben..

Er nannte eine Studie aus dem Jahre 2002, aus der hervorgehe, dass Thai Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren einen durchschnittlichen IQ von 88 hätten, während solche zwischen 13 und 18 Jahren durchschnittlich 86.72 erzielten.

(Quelle: The Nation vom 4. 8. 2006)

Denken ist eine Sache der Zuwendung (Lernen eingeschlossen) :!:
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koratwerner (†2012)
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Re: Denken ist eine Sache des Lernens

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Do Nov 29, 2007 7:24 pm

Hallo KoratCat!

Muttermilch und IQ in Abhängigkeit zu setzen, darüber habe ich schon häufiger gelesen und gehört. Mein Sohn ist nur wenige Tage gesäugt worden, hat aber später bei einem Test einen IQ von 131 erreicht. Ich denke, es ist eine Sache der mütterlichen Liebe und Zuneigung, sowie der Zuwendung, die eine Mutter ihrem Kind in den ersten Lebensjahren gibt. Halt die Nestwärme, die eine Mutter ihrem Säugling übermittelt.

Gruß von Werner, der auch heute noch Nestwärme zu schätzt.
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Re: Denken ist eine Sache des Lernens

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Fr Nov 30, 2007 12:08 pm

Hallo Werner,

gerade jetzt, nachdem der "Kinderreport 2007" die Diskussion über Bildungszustände in D wieder mal ausgelöst hat und deutlich wird, dass es nicht nur die Schulen sind sondern doch vielmehr das sogenannte "geregelte Leben", also Vorhandensein von Rollenvorbildern, Abwesenheit von Armut etc., sollte man hier in Thailand sehen, dass nicht nur qualifizierte Lehrer fehlen sondern die Schere von Arm und Reich auch ständig weiter aufgeht. Und Vieles was in D ebenfalls institutionell irgendwie an der "Intelligenzbildung" beteiligt ist, wie Kirchen mit Kommunions- und Konfirmandenunterricht, die traditionellen Sportvereine etc. gibt es hier in der Weise nicht oder wird von Machtinteressierten missbraucht.

Positiv kann man vielleicht Initiativen wie Tempelschulen und -universitäten nennen. Aber da fehlen Mittel, und nicht immer ist auch ein geeigneter Leiter vorhanden.

Jede einzelne Aktion wie "längeres Säugen mit Muttermilch", die auch zu einer Verbesserung der Mutter-Kind-Beziehung mit mehr "Nestwärme" führt, ist unterstützenswert. Ein allumfassendes Patentrezept gibt es leider weder für Thailand noch für D, aber viele kleine Rädchen, die sich in eine bestimmte Richtung drehen, können zu Verbesserungen beitragen. Aufklärung, auch eine Form der Zuwendung, ist eines dieser Rädchen, auch wenn es manchmal "nur" schleift.

Gruß

Klaus
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Re: Denken ist eine Sache des Lernens

Ungelesener Beitragvon johnny2 (?2009) » Fr Nov 30, 2007 1:42 pm

Denken ist nicht so gut _besser ist Nachdenken. :mrgreen:
johnny2

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koratwerner (†2012)
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Re: Denken ist eine Sache des Lernens

Ungelesener Beitragvon koratwerner (†2012) » Fr Nov 30, 2007 1:59 pm

Hallo johnny2,

Du schreibst:

"Denken ist nicht so gut _besser ist Nachdenken."

Nachdenken setzt voraus, dass man in der Lage ist zu analysieren und Folgerungen zu ziehen. Wir Farang können das, wenn wir wollen. Nur wenige Thais haben diese Fähigkeit erlernt. Sanuk dagegen ist problemlos und macht keine Kopfschmerzen, von den ich langsam annehme, dass Thais die tatsächlich bekommen, wenn sie Probleme lösen müssen, doch das ungeschulte Hirn sich weigert, bzw. unfähig ist, entsprtechende Schaltkreise zu aktivieren.


Hallo Klaus!

Ich glaube, Du hast den Nagel ganz gut auf den Kopf getroffen.

Fehlende Liebe und Nestwärme während der Kindheit hat später auch Auswirkungen in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Wer als Kind keine Liebe bekommen hat, kann als Erwachsener auch keine echte Liebe geben oder schätzen.

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum in D, aber auch hier in T viele Partnerschaften nach relativ kurzer Zeit in die Brüche gehen.

Ich hoffe, dass zu dieser These einige Leser etwas schreiben können.

Viele Grüße von Werner
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Re: Denken ist eine Sache des Lernens

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Fr Nov 30, 2007 2:05 pm

johnny2 hat geschrieben:Denken ist nicht so gut _besser ist Nachdenken. :mrgreen:
johnny2


Was bringt das "nachher-Denken"? Aber leider ist das "vorher-Denken" ja nur den geschäftsmäßigen Vordenkern gestattet. Hier wie da! :lol:
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Re: Denken ist eine Sache des Lernens

Ungelesener Beitragvon KoratCat » Mo Jan 21, 2008 11:35 am

Ich bin über einen Artikel in der FAZ gestolpert, der m. E. auch viel zu diesem Thema hergibt:

Kinderarmut

Fürsorgepflicht statt Finanzierung

Von Christine Brinck

20. Januar 2008 Familien mit wenigen Kindern nannte man früher kinderarm. Kinderreichtum war die Segnung mit vielen Kindern. Kinderarmut war nicht die Armut von Kindern, sondern die Armut an Kindern. Da wäre dann Deutschland insgesamt ein Land der Kinderarmut mit seiner Geburtenrate von 1,3. Doch der Begriff steht nun für arme Kinder. Indes sind arme Kinder ja keine Gruppe, die für sich arm ist. Kinder haben kein Einkommen, können ihre Lage nicht aus eigener Kraft verbessern, sie sind vielmehr Teil eines Gefüges, das gemeinhin Familie genannt wird. Arme Kinder leben in armen Familien. Arm sind Eltern und Kinder für gewöhnlich gemeinsam.

Ist die kleine Lea-Sophie aus Schwerin verhungert, weil ihre Familie arm war? Oder Jessica aus Hamburg? Die Familien beider Kinder lebten zwar nicht in Saus und Braus, aber Not wie in Flüchtlingslagern der Dritten Welt, aus denen wir den Anblick hungernder Kinder kennen, litten diese Familien nicht. Sie hatten ein Dach über dem Kopf, ihren eigenen Wohnungsschlüssel, Blumen auf dem Balkon, und Lea-Sophies Eltern hatten neben einem gutversorgten Baby sogar Hunde und Katzen, die wohlgenährt waren. Armut, die zum Verhungern führt, sieht anders aus.
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Arm ist, wer wenig Geld hat

Armut, auch die von Kindern, wird vor allem materiell definiert. Arm ist, wer wenig Geld hat. Die statistische Armutsgrenze liegt in Deutschland bei weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens. Bei der Präsentation des „Kinderreports Deutschland 2007“ stellte der Präsident des Kinderhilfswerks, Thomas Krüger, fest, dass mittlerweile 2,5 Millionen Jungen und Mädchen auf Sozialhilfegeld angewiesen seien.
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Das heißt, dass eins von sechs Kindern unter 18 Jahren als arm bezeichnet werden kann. Freilich gibt es große regionale Unterschiede: In Bayern ist der Anteil der Kinder, die Sozialleistungen erhalten, mit 6,6 Prozent recht niedrig, in Berlin hingegen mit 30,7 Prozent erschreckend hoch. Bayern ist ein Flächenstaat mit großen ländlichen Gebieten und einem hohen Anteil an intakten Familien mit guter Vernetzung in Dörfern und Kleinstädten, Berlin zeigt die üblichen Probleme von Großstädten mit ihren ghettoisierten Stadtteilen.

Kinder machen keine Schulden


Nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef wächst die Armut von Kindern in Deutschland stärker als in anderen Industrieländern. Und die Rate der armen Kinder erhöht sich schneller als die der armen Erwachsenen. Das erscheint nur auf den ersten Blick widersinnig, denn neben den Kindern in Zuwandererfamilien leiden vor allem die Kinder Alleinerziehender unter Armut. Sechzig Prozent der Kinder, die Sozialgeld erhalten, wohnen mit nur einem Elternteil, die meisten davon mit ihren Müttern. Berlin hält dabei ebenso die Spitze wie bei der Verschuldung. An der Spree sind die Schuldenprobleme privater Haushalte knapp 30 Prozent stärker ausgeprägt als im Bundesdurchschnitt. Kaum überraschend - Schulden und Armutsrisiko sind bei denselben Gruppen angesiedelt: Alleinerziehenden, unter Vierundzwanzigjährigen und Geringverdienern.

Kinder machen keine Schulden, kaufen nicht auf Raten, es sind ihre Erziehungsberechtigten, die das tun und dabei auch noch draufzahlen. Kinder kaufen keine Flachbildschirme, entscheiden nicht, ob sie in der Sandkiste oder vor der Glotze aufwachsen. Wenn sie wählen könnten, lebten sie mit beiden Eltern und nicht so häufig bei Alleinerziehenden. Kinder sind finanziell von ihren Eltern abhängig, egal ob diese staatliche Transferleistungen beziehen oder nicht. Die Eltern bezahlen die Miete, den Kindergarten, die Windeln. Genau darum ist es unsinnig, die Armut der Kinder isoliert zu betrachten. Schließlich haut kein Kleinkind sein Kindergeld für Gummibärchen auf den Kopf, statt sich Pampers und Karotten zu kaufen.

Amerika: Alleinerziehende in der Armutsfalle

Ernüchtert und irritiert bemerkt der Betrachter, dass am unteren Rand sämtliche Reformen nichts gebracht haben. Die Armen bleiben arm. Der Aufschwung und der Rückgang der Arbeitslosigkeit gehen an den Bezirken, in denen ein Viertel bis ein Drittel der Einwohner von staatlichen Leistungen lebt, spurlos vorbei.

Amerikanische Sozialforscher haben ähnliche Entwicklungen schon in den neunziger Jahren beobachtet, als der robuste Aufschwung den unteren Rand gar nicht berührte - die Teilhabe am Arbeitsmarkt ging auch dort eher zurück. Anders als in den boomenden sechziger Jahren, als in den Vereinigten Staaten der breite Aufstieg in die Mittelklasse gelang, scheint mittlerweile eine verarmte Unterschicht zementiert. Durch soziale und staatliche Maßnahmen ist diese weniger leicht zu beeinflussen, als Sozialingenieure träumten. In Amerika ist vor allem die Armut der Schwarzen gut erforscht und ihre Ursachen - die zerbrochene Familie. Es sind auch dort die Alleinerziehenden, die in der Armutsfalle stecken, aber - anders als bei uns - nicht so sehr die Einwanderer. Selbst ungelernte hispanische und asiatische Einwanderer sind sehr viel besser in der Lage, einen Job zu bekommen und zu halten.

Arbeit zu finden setzt Disziplin voraus

So hält die wohlfeile Annahme, dass es sich meistens nur um ein Missverhältnis zwischen ungelernten Arbeitern und dem Angebot an Arbeitsplätzen für sie handelt, einer genaueren Betrachtung nicht stand. Die alljährlichen Geschichten aus der Welt unserer Spargelbauern bestätigen das auch für den deutschen Alltag: Die polnischen Arbeiter stechen den Spargel für weniger Geld und mit längeren Arbeitszeiten und ziehen am Ende der Saison mit ihrem Lohn von dannen. Die deutschen Arbeiter, die von Arbeitsämtern entsendet wurden, gaben auf, klagten über unmögliche Härte und Dauer der Arbeit und schafften nur einen Bruchteil dessen, was die polnischen Kollegen erledigten.

Großes Können ist nicht nötig, um nicht in Armut zu versinken. Eine Arbeit zu finden und zu behalten setzt hauptsächlich persönliche Disziplin voraus. Menschen, die freilich in der zweiten oder dritten Generation erleben, dass man auch ohne Arbeit überleben kann, lernen diese Selbstdisziplin nicht. Wie sehr es daran mangelt, zeigen auch die hohen Abbrecherzahlen bei Auszubildenden. Solche, die schon in der Schule immer zu spät kamen oder häufig schwänzten, werden in einem Ausbildungsbetrieb schnell untragbar.

Arme Kinder leben ungesünder

In sogenannten Wohlfahrtsdynastien wird derlei Verhalten eingeübt, arme Kinder sind darum nicht so sehr materiell benachteiligt, sondern vor allem kulturell. Weil sie um sich herum kaum Gelegenheit haben, Eigenschaften zu beobachten, die sie aus der Armut erlösen könnten. Weil mit ihnen weniger gesungen, gereimt, gespielt, geturnt und gesund gegessen wird, sind sie schon beim Eintritt in den Kindergarten weniger entwickelt als andere Kinder, erst recht aber beim Eintritt in die Grundschule.

Das Risiko für ein Kind, arm zu sein, besteht nicht in der Abwesenheit von Markenartikeln und Playstations, das Risiko liegt in der Entbehrung von Zuwendung und Anregung. Die Schere, über die allenthalben auch im Pisa-Zusammenhang geklagt wird, tut sich nicht erst bei der Auslese fürs Gymnasium auf, sie steht schon weit offen, wenn ein Kleinkind indifferent behandelt wird, wenn den Eltern das Premiere-Abo und der Anruf bei „Call a Pizza“ ersprießlicher erscheinen als ein Nachmittag auf dem Spielplatz oder eine Stunde mit dem Kind auf dem Schoß und einem Bilderbuch dazu.

Arme Kinder sind ungesünder und bewegungsärmer. Das freilich liegt heute nicht an feuchten Hinterhofwohnungen à la Zille, das liegt an der Lethargie ihrer Eltern, an der ungesunden Fertigkost, die diese bevorzugt zu sich nehmen, und an ihrer mangelnden Kommunikationsfähigkeit. Sie reden nicht untereinander, sie reden nicht mit ihren Kindern, sie holen sich ungern Rat und gehen auch nicht gern zum Arzt.

Fachleute: Investition in die Erziehung kleiner Kinder


Hilfe zur Selbsthilfe hat in der Entwicklungshilfe zu Erfolgen geführt. Ebenso sollte man es auch mit den armen Familien halten. Nicht immer mehr Transferleistungen sind die Lösung, sondern das Bestehen auf Verantwortung. Die Wohlfahrtsreform unter dem linksliberalen Präsidenten Clinton, die Gelder für alleinerziehende Mütter an deren Nachweis eines Jobs koppelte, hat erfolgreich und nachhaltig Millionen Frauen aus der ererbten Armut erlöst. Für die Mütter hat die Reform geklappt, für junge Männer hat man noch keine solche Lösung gefunden. Zum Schaden der Kinder, denn die armen Väter können ihren Unterhaltspflichten nur selten nachkommen.

„Kreuzzügler gegen die Armut“, schreibt der New Yorker Armutsforscher Lawrence C. Mead, „haben insgeheim akzeptiert, dass ernsthafte Armut kulturell verwurzelt ist. Der Staat hat nirgendwo eine Handhabe gefunden, arme Erwachsene dazu zu bringen, regelmäßig zu arbeiten, Drogen und uneheliche Geburten zu vermeiden.“ Das dysfunktionale Verhalten von etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung zu verändern kann ewig dauern. Darum empfehlen Fachleute auch Investitionen in die Erziehung kleiner Kinder, um nach und nach die Verhaftung in den falschen Mustern aufzuheben.

Freilich kann der Mangel an einfachen Antworten uns nicht von der Fürsorge für die ärmsten Mitbürger entbinden, vor allem aber für deren Kinder, die unverschuldet in zerbrochene Familien geboren wurden. Denen wäre mit erstklassigen, kostenlosen Kindergärten und regelmäßigem Frühstück eher gedient als mit weiteren Transferleistungen, die weder zu ihrer Anregung noch zum Stillen ihres Hungers genutzt würden.

Frankfurter Allgemeine 21. Jan. 2008
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jogi
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Registriert: Do Jul 27, 2006 3:29 pm

Re: Denken ist eine Sache des Lernens

Ungelesener Beitragvon jogi » Sa Jan 26, 2008 11:04 am

Warum die Wissenschaft bemühen, wenn teilnehmende Beobachtung völlig ausreicht!? Ich weise auf meinen Beitrag unter "Thailandthemen - Kulturgeschnatter - Warum sind Thais so" hin. Die kognitiven Defizite der Thais sind weniger ein Problem von arm oder reich, Zuwendung zum Kindlein oder nicht etc. - sondern liegen schlicht in dem thailändischen Verfahren ein Kind zum Schlafen zu bringen begründet.

Wenn zum Beispiel der Premierminister verspricht bis zum Geburtstag des Königs Thailand drogenfrei zu machen, kann man nur annehmen, das der auch als Kind auf thailändische Weise zum Schlafen gebracht wurde. Die Beweise, daß es nichts mit sozialer Stellung etc. zu tun hat stehen täglich in der Zeitung.

Leider neigen wir Farangs dazu die Dinge zu komplizieren. Und damit einfache Problemlösungen zu verhindern. Ich bin nicht böse darüber aber mir glaubt eben keiner.

Hier geht eigentlich alles viel einfacher wie bei uns. Zum Beispiel hatten früher alle thailändischen Frauen den gleichen Haarschnitt wie unsere geliebte Yaa Moo. Kennt man ja, von ihrer Statue in Khorat. Ist so eine Art häßlicher Mecki-Schnitt.
Dann fuhr mal ein König nach Europa und sah da die Frauen mit ihren schönen langen Haaren. Als er wieder zuhause war, hat er befohlen, daß jetzt alle Frauen lange Haare haben müssen. Schon hatten wir das, was wir an Thailand alle lieben: hübsche Weiber. Genauso einfach könnte man auch den Intelligenzquotient verbessern: das Schütteln der Kleinkinder verbieten. (Siehe meinen Beitrag von oben)


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